Bei Anlegern weckte das Zweifel, ob Nestle sein für dieses Jahr angepeiltes Umsatzplus von währungsbereinigt rund fünf Prozent noch erreichen kann. Die Nestle-Aktie sank am Donnerstag nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts für neun Monate zunächst auf ein Jahrestief und notierte am Nachmittag noch mehr als drei Prozent schwächer. "Wir haben ein geringes Wirtschaftswachstum und ein widriges Umfeld ohne Rückenwind", sagte Nestle-Konzernchef Paul Bulcke.

Im wirtschaftlich schwächelnden Europa kommt das Nestle-Geschäft nicht in Schwung. Preiserhöhungen, mit denen höhere Rohstoffpreise ausgeglichen werden könnten, sind kaum durchzusetzen. In Schwellenländern, vor allem in China, sind Kaffee, Süßigkeiten und Fertigmahlzeiten nicht mehr so stark gefragt wie früher. Das währungsbereinigte organische Wachstum für die ersten neun Monate schwächte sich im ganzen Konzern auf 4,5 Prozent ab von 4,7 Prozent im ersten Halbjahr. Angaben für einzelne Quartale macht Nestle nicht. Analysten schlossen aus den Zahlen, dass die Nestle-Verkäufe in China zuletzt zurückgingen. "Das hat es bei Nestle noch nie gegeben", so Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. China sei das Hauptproblem, auch wenn Nestle Marktanteile gewonnen habe, betonte Finanzchefin Wan Ling Martello.

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EINE HALBE STUNDE FRÜHER AUFSTEHEN

Am Ziel eines organischen Wachstums von "um fünf Prozent" für 2014 hält Konzernchef Bulcke dennoch fest. Zwar sei dies eine Herausforderung, aber es gebe Möglichkeiten, das Ziel zu erreichen, wenn man es richtig angehe. Es könnten fünf Prozent sein, 4,8 Prozent oder auch 5,1 Prozent. "Genaugenommen ist mir das nicht so wichtig", sagte Bulcke. Gefährlich wäre es in Bulckes Augen, Ziele unter Druck zurückzunehmen, nur weil man es bequemer haben wolle. "Besser ist es, eine halbe Stunde früher aufzustehen". Insgesamt sei er zuversichtlich, dass bis Jahresende mehr als die bisher erzielten 4,5 Prozent zu erreichen sein sollten, sagte er im Gespräch mit Reuters.

Angesichts des schwierigen Umfeldes sei es etwas überraschend, dass Nestle an den Zielen festhalte, erklärte ZKB-Analyst Patrik Schwendiman. Damit, so SafraSarasin-Analyst Michael Romer, wachse das Risiko, dass bei Anlegern am Ende ein Gefühl der Enttäuschung aufkomme.

Am sogenannten Nestle-Modell, das mittelfristig ein Wachstum von fünf bis sechs Prozent vorsieht, wollte Bulcke nicht rütteln lassen. Durch den Verkauf schwach rentierender Konzernfirmen, bessere Produkte und den Ausbau von gesundheitsfördernden Nahrungsmittel werde Nestle wieder zum gewohnten Wachstum zurückkehren, erklärte der Konzernchef. Zudem würden Abläufe und Prozesse laufend verbessert. Schließlich sei das Nestle-Modell auch nicht infrage gestellt worden, als der Konzern jahrelang ein Wachstum von sechs Prozent und mehr erzielt habe.

Reuters