von Herausgeber Frank-B. Werner

Das gab es bisher nur im angelsächsischen Raum: Ein Investmentbanker tritt in die Regierung ein. Vizekanzler Olaf Scholz hat den Co-Chef für Deutschland der als Flaggschiff des Finanzkapitalismus geltenden Investmentbank Goldman Sachs als Staatssekretär für Finanzmarktregulierung berufen. Wird mit Jörg Kukies nun der Bock zum Gärtner gemacht? Scholz’ Parteifreunden in der SPD dürfte die Besetzung jedenfalls nicht passen. Andrerseits hat der Banker Stallgeruch vorzuweisen: In Rheinland-Pfalz war er ein Vorgänger von Andrea Nahles als Juso-Landesvorsitzender. Für Anleger und Finanzwirtschaft ist die Personalie ein Hoffnungsschimmer. Von einem, der jahrelang mit der sich inzwischen zur Gängelei auswachsenden Überregulierung zu kämpfen hatte, ist zu hoffen, dass er seinem Minister sagt, wo man wieder deregulieren sollte.

Eigentlich freut man sich ja über jeden Börsengang. Allerdings sieht es manchmal so aus, als ob da einer nur Kasse machen will. Am Dienstag versuchte dies in Zürich das sogenannte soziale Netzwerk "A Small World". Die Minifirma (keine fünf Millionen Euro Umsatz) ist eigentlich ein asoziales Netzwerk, weil sie sich auf die Vernetzung von Superreichen und die Vermittlung von Diensten an diese spezialisiert hat. Wie man damit im Internet auf lange Sicht Geld verdienen will, bleibt das Geheimnis der großspurigen Macher.

Drei Unternehmen des Finanzdienstleisters P & R haben Insolvenz angemeldet. 3,5 Milliarden Euro stehen im Feuer, 51 000 Anleger sind betroffen. Sie hatten bei P & R Container gekauft, für deren Vermietung die Firma über Jahre Verträge mit Reedern vermittelt hatte. Nun ist das Geschrei groß. Aber weder ist die Pleite ein Argument gegen Realinvestments noch gegen das Geschäftsmodell oder ein Indiz für den Niedergang der globalen Logistik. Es zeigt sich nur, dass der Vertrieb nicht börsengehandelter Vermögenswerte regelmäßig mit so hohen Kosten belastet ist, dass am Ende (des auch hier zu vermutenden Schneeballsystems) für Anleger nichts übrig bleibt.