von Herausgeber Frank-B. Werner

Über ein "Reflexionspapier" der beiden für den Euro und die Finanzen zuständigen EU-Kommissare Valdis Dombrovskis und Pierre Moscovici berichtete die "FAZ". Auf einem vertraulichen Treffen hatten sie in der vergangenen Woche einige ausgewählte Europaparlamentarier über ihre Pläne unterrichtet. Sie wollen bis 2025 den Euro in allen nach dem Brexit noch verbliebenen 27 EU-Mitgliedstaaten einführen und ein gemeinschaftliches Finanzierungsvehikel schaffen, mit dem öffentliche Investitionen in Rezessionen "geschützt" werden sollen. Dass nach den mäßigen Erfahrungen der produktivitätsschwachen Südländer sich nun noch mehr Länder dem Anpassungsdruck der von den Deutschen dominierten Einheitswährung unterwerfen werden, scheint allerdings abwegig. Ebenso die putzige Begründung fürs Schuldenmachen: Weil die einzelnen Länder ja den Stabilitätspakt einhalten müssten, brauchte es für die EU-Kommission die Möglichkeit, in schlechten Zeiten schuldenfinanzierte Investitionen vorzunehmen. Ist dies das neue Europa, von dem Emmanuel Macron sprach?

Böse Verluste mussten in Brasilien engagierte Anleger hinnehmen. Kaum ein Jahr nach dem Amtsenthebungsverfahren gegen Dilma Rousseff steht nun ihr Nachfolger Michel Temer unter Korruptionsverdacht. In Brasilien ist jetzt Großreinemachen angesagt. Mutige greifen in den nächsten Wochen beherzt zu.

Rund 23 Millionen Euro kostet der evangelische Kirchentag. Etwa die Hälfte davon zahlt der Steuerzahler - wohl aus historischen Gründen. An der anderen Hälfte beteiligt sich in nennenswertem Umfang die Volkswagen AG. Als Aktionär ist man da nur mäßig begeistert, gehören Kirchenkreise doch zu den heftigsten Kritikern des (Börsen-)Kapitalismus und schimpften auch besonders stark über den Dieselskandal. Man mag es als eine Art Ablasshandel sehen - aber war der nicht Antrieb für Luthers Reformation? Weder sollten die Organisatoren das Geld von VW nehmen, noch sollte der Automobilhersteller den Kirchenleuten die Veranstaltung sponsern. Ein paar schöne Anzeigen brächten mehr Wirkung.