"Mit den Portfolio-Umstellungen haben wir in den kommenden fünf Jahren wirklich gute Wachstumsaussichten", sagte Vorstandschef Joseph Jimenez am Dienstag bei der Veröffentlichung der Bilanz. Dank weiterer Einsparungen soll der Gewinn überproportional zunehmen. Im abgelaufenen Jahr bremsten auslaufende Patente und der starke Dollar das Unternehmen aus Basel. Der Umsatz legte nur ein Prozent auf 58 Milliarden Dollar zu. Der Reingewinn erhöhte sich dank Einsparungen um zwölf Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar. Die Aktionäre sollen 2,60 Franken Dividende je Aktie erhalten, nach 2,45 Franken im Vorjahr.

Für das laufende Jahr stellte Jimenez unter Ausschluss von Wechselkurseffekten einen Anstieg der Erlöse um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Beim bereinigten operativen Gewinn peilt er einen Zuwachs um einen hohen einstelligen Prozentbetrag an. Im Vorjahr betrug der Gewinn 14,6 Milliarden Dollar, währungsbereinigt ein Plus von acht Prozent. Der Umsatz war unter Ausschluss von Wechselkurseffekten um drei Prozent gestiegen.

Novartis hatte im Oktober mit dem Verkauf des Grippeimpfstoff-Geschäfts seine Neuausrichtung abgeschlossen. Die kleinen und renditeschwachen Sparten Impfstoffe, Tiergesundheit und rezeptfreie Medikamente wurden abgestoßen und stattdessen das schnell wachsende und hochlukrative Krebsgeschäft ausgebaut. Käufe und Verkäufe haben einen Wert von insgesamt rund 27 Milliarden Dollar. Damit der Gewinn stärker als der Umsatz zulegt, sind weitere Kostensenkungen geplant. Vor allem in der Beschaffung ortet Jimenez weiteres Sparpotenzial: Die Aufwendungen sollen mindestens um den im Vorjahr eingesparten Betrag von 1,6 Milliarden Dollar zurückgefahren werden.

Die Anleger reagierten positiv: Mit einem Kursplus von 0,8 Prozent ließen die Novartis-Aktien den leicht schwächeren europäischen Pharmasektor hinter sich. "Der Ausblick 2015 überrascht positiv", erklärte ZKB-Analyst Michael Nawrath.

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NEUE MEDIKAMENTE MACHEN EINBUSSEN DURCH PATENT-ABLÄUFE WETT

Kräftig anziehende Verkäufe neuerer Medikamente halfen, die Einbußen bei wichtigen Arzneien wie dem Blutdrucksenker Diovan infolge billigerer Generika-Konkurrenz wettzumachen. Die Verkaufserlöse der in den letzten fünf Jahren auf den Markt gebrachten Präparate wuchsen um 18 Prozent. Arzneien wie die Tablette Gilenya zur Behandlung von Multipler Sklerose, die Krebsmedikamente Afinitor und Tasigna oder neue Präparate zur Behandlung von Raucherhusten tragen inzwischen knapp ein Drittel zum Konzernumsatz bei. Die Verkaufserlöse mit Diovan, einst das umsatzstärkste Medikament des Konzerns, sanken um ein Drittel auf 2,3 Milliarden Dollar. Milliardenumsätze traut Pharma-Chef David Epstein einem kürzlich zugelassenen Psoriasis-Medikament zu. "Mit der Zeit sollte Cosentyx eines der größten Produkte in unserem Portfolio werden", sagte er.

Insgesamt erzielte Novartis mit verschreibungspflichtigen Medikamenten im abgelaufenen Jahr 31,8 Milliarden Dollar, ein leichter Rückgang um ein Prozent.

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SCHWEIZ BLEIBT TROTZ FRANKEN-SCHOCK WICHTIG

Novartis-Chef Jimenez will nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses und der schockartigen Franken-Aufwertung im Januar die Kostenbasis in der Schweiz überprüfen. Das Unternehmen erzielt nur zwei Prozent des Umsatzes im eigenen Land, während zwölf bis 13 Prozent der Aufwendungen hier anfallen. "Wir sehen uns an, wie es mit der Beschaffung und anderen Services aussieht, die wir in der Schweiz haben", erklärte Jimenez. Gleichzeitig bekannte er sich zum Standort. "Die Schweiz wird ein wichtiges Land für Investitionen bleiben. Ich denke nicht, dass es zu einer großen Veränderung kommt."

Novartis legt als erster großer Pharmakonzern seine Bilanz vor. Ergebniszahlen der US-Rivalen Bristol-Myers Squibb und Pfizer werden im Laufe des Tages erwartet, der deutsche Bayer-Konzern folgt Ende Februar.

Reuters