Novartis-Chef Joseph Jimenez muss darlegen, wie er die vor fünf Jahren für 51 Milliarden Dollar erworbene Sparte auf Kurs bringen will. Das Augenheilgeschäft Alcon habe den Anschluss verpasst, bemängeln Analysten. Während Jimenez zuversichtlich ist, die Sparte rasch wieder auf Wachstum zu trimmen, glauben Beobachter nicht daran. "Ich bezweifle, dass es eine rasche Lösung gibt", sagt Alistair Campbell, Analyst beim Broker Berenberg in London. Die Entwicklung neuer Produkte dauere Jahre. "Sie wissen, dass sie sowohl bei künstlichen Linsen als auch bei Medikamenten hinterherhinken. Das lässt sich nicht über Nacht beheben", sagt Campbell.

Die Liste der Schwierigkeiten ist umfangreich: Ausrüstung für Augenoperationen verkauft sich nur schleppend, vor allem in der Wachstumsregion Asien. Der Umsatz mit künstlichen Augenlinsen geht zurück und das Geschäft mit Pflegeprodukten für Kontaktlinsen schneidet unterdurchschnittlich ab. Im dritten Quartal 2015 gingen die Verkaufserlöse der zweitgrößten Novartis-Sparte, die knapp ein Fünftel zum Konzernumsatz beiträgt, daher um zwölf Prozent auf 2,35 Milliarden Dollar zurück. "Fundamental ist es noch immer ein sehr gutes Geschäft. Aber es leidet stark unter Konkurrenz und wir waren nicht so innovativ wie wir sollten", zeigte sich Jimenez im Oktober selbstkritisch.

Spartenchef Jeff George hat seit Sommer 2015 zwei Drittel der Alcon-Führung ausgetauscht. Dringend benötigter Nachschub für wichtige Umsatzbringer ist indes nicht in Sicht. Der Patentablauf von Travatan Z Ende vergangenen Jahres setzt das Medikament gegen grünen Star der Konkurrenz durch günstigere Generika aus. Gleiches droht demnächst drei weiteren Arzneien.

Die Probleme mit Alcon kommen für Novartis zur Unzeit. Auch der größten Geschäftssparte mit verschreibungspflichtigen Medikamenten drohen nämlich Umsatzeinbußen. Das Blutkrebsmittel Glivec, mit dem der Konzern Milliarden erlöst, verliert dieses Jahr ebenfalls den Patentschutz. Zudem verschlingt die Einführung des neuen Herzmedikaments Entresto noch viel Geld. "Es besteht das Risiko, dass die Forschungs- und Entwicklungskosten sowie Marketingausgaben hochgefahren werden", sagt Tim Race von der Deutschen Bank. Statt das zu zuzulassen, könnte sich Novartis entscheiden, Teile von Alcon zu verkaufen. Die Option, schlecht laufende Geschäftsteile abzustoßen, hat sich Konzernchef Jimenez im Oktober jedenfalls offengehalten.

Analysten rechnen für 2015 mit einem Umsatzrückgang von 14 Prozent auf knapp 50 Milliarden Dollar. Rechnet man die im Zuge des Konzernumbaus veräusserten Geschäftsbereiche Tiergesundheit, rezeptfreie Medikamente und Impfstoffe heraus, beträgt das Minus vier Prozent. Die Verkaufserlöse von Alcon dürften den Analysten-Schätzung zufolge um neun Prozent zurückgegangen sein. Der bereinigte Betriebsgewinn des Konzerns dürfte mit 14 Milliarden Dollar vier Prozent unter dem Vergleichswert 2014 liegen.

Reuters