"Unsere Ergebnisse werden sich nach heutigem Kenntnisstand weitgehend stabilisieren, allerdings auf einem gegenüber den Vorjahren niedrigeren Niveau", sagte er auf der Hauptversammlung des Konzerns in Essen. Terium bekräftigte die Prognose, wonach die Ergebnisse in diesem Jahr noch weiter deutlich schrumpfen werden. "Reden wir nicht drum herum: Die Lage ist sehr ernst." Für die Zeit danach zeigte er sich jedoch zuversichtlicher. Die dramatischen Entwicklungen würden sich so nicht fortsetzen.

Der Dax-Konzern hatte das vergangene Geschäftsjahr nach hohen Abschreibungen auf seine ausländischen Kraftwerke mit einem Fehlbetrag von fast drei Milliarden Euro abgeschlossen - der höchste Verlust eines börsennotierten Versorgers in Deutschland überhaupt. Vor allem das Geschäft mit der konventionellen Stromerzeugung brach ein. RWE macht wie auch dem Konkurrenten E.ON und zahlreichen Stadtwerken die Energiewende schwer zu schaffen. Durch den Ausbau des Ökostroms aus Sonne und Wind werden die Kohle- und Gaskraftwerke immer häufiger aus dem Markt gedrängt. Zugleich fallen die Preise an den Strombörsen. "Teilweise reichen die Einnahmen noch nicht einmal aus, um die Gehälter der Mannschaft vor Ort zu bezahlen", berichtete Terium den mehr als 3000 Aktionären.

DIVIDENDE WIRD GEKÜRZT - MITARBEITER BANGEN UM IHRE JOBS

Die Einbußen bekommen auch die Anleger und die rund 66.000 Mitarbeiter zu spüren. Die Aktionäre, darunter finanziell klamme Städte in Nordrhein-Westfalen, müssen sich mit einer Dividende von einem Euro begnügen - halb soviel wie zuvor. Vor dem Eingang zu Essener Grugahalle demonstrierten nicht nur wie immer Umweltschützer mit Plakaten wie "Energiewende geht anders" gegen Kohle- und Atomkraftwerke, sondern auch Mitarbeiter gegen den Stellenabbau. Unter dem Motto "Wir zahlen nicht für Eure Krise" und "Wir sind mehr wert" forderten sie eine Verlängerung des Vertrags zur Beschäftigungssicherung. Das Management bewege sich nicht, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretärin Sabine Morgenroth der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wären froh, wenn es ernsthafte Verhandlungen geben würde."

Im Saal beklagten wenig später die Aktionärsvertreter vor allem den Einbruch des Aktienkurses - seit der Atomkatastrophe im Fukushima 2011 fiel der Kurs um 40 Prozent - und die Kürzung der Dividende. "Es ist sehr tragisch, was aus unser starken RWE geworden ist", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Schuld sei aber die Energiewende der Bundesregierung. Zudem habe Terium ein Reihe von Problemen von seinen Vorgängern geerbt, die wie Ex-Boss Jürgen Großmann noch lange auf Atomkraftwerke und den Bau neuer Kohlekraftwerke gesetzt hatten. "Wir wollen Ihnen Zeit geben." Kritik an Terium hatte eher Seltenheitswert. Auch der Portfolio-Manager von Union Investment, Ingo Speich, stärkte ihm den Rücken: "Herr Terium, wir halten den von Ihnen eingeschlagenen Weg für absolut richtig und dringend notwendig. RWE muss sich gesundschrumpfen und braucht an der Spitze keinen Visionär, sondern einen Sanierer."

TERIUM NUTZT HAUPTVERSAMMLUNG ZUR WERBUNG FÜR NEUE PRODUKTE

Terium schlüpfte zu Beginn der Hauptversammlung in die Rolle des Verkäufers. Mit Hilfe eines Tablet-Computers zeigte er auf einer Großbildleinwand, was die neuesten Produkte in Sachen "Wohnkomfort, Energieeffizienz und Sicherheit" leisten können. Mit den Anlagen lasse sich aus der Ferne die Heizung, das Licht oder die Waschmaschine steuern. RWE will das Geschäft mit Energiedienstleistungen und der Vernetzung von Elektrogeräten im Haushalt ausbauen. So schloss der Konzern eine Kooperation mit der Google -Tochter Nest für den Vertrieb von Heizungsreglern in Großbritannien ab. Die Kooperation soll auch auf andere Länder ausgeweitet werden.

Die Einbußen in der Stromerzeugung wird RWE aber damit aber kaum wettmachen. Terium will daher die Investitionen zurückfahren, Kraftwerke ganz oder vorübergehend stilllegen und die Schulden von über 30 Milliarden Euro zurückfahren. Anders als in der Stromerzeugung sei das Netz- und Vertriebsgeschäft stabil. Auch sein eigenes Ökostromgeschäft will RWE mit gedämpfter Kraft weiter ausbauen. Der Konzern wolle auf einen Wachstumskurs zurückkehren. "Ob uns dies schon im nächsten Jahr gelingt, können wir heute noch nicht abschließend beurteilen."

Reuters