Er wolle den größten Stromerzeuger Deutschlands weiter umbauen. "Dafür braucht es Zeit." Auch eine Aufspaltung des Konzerns schloss Terium für spätere Zeiten nicht aus, nachdem der Konkurrent E.ON diese im Herbst angekündigt hatte. Dies sei aber derzeit nicht geplant. RWE wolle alle seine Geschäfte weiterentwickeln.

Die Anleger werden angesichts der seit Jahren anhaltenden Krise ungeduldig. "Herr Terium, wir erwarten, dass Sie den Karren aus den Dreck ziehen", forderte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler. Die Probleme erschienen größer als die von Terium präsentierten Lösungen, sagte er vor den rund 2800 Anteilseignern in der Essener Grugahalle. "Ist der Gaul, auf dem wir alle reiten, schon tot?" Es sei unklar, welche Ergebnisse die neuen Geschäfte bringen könnten. Auch der Portfoliomanager von Union Investment, Ingo Speich, forderte mehr Klarheit, wohin die Reise geht. "RWE steckt strategisch in der Sackgasse und kann derzeit kaum etwas anderes tun, als die Spar- und Effizienzmaßnahmen zu forcieren und auf eine Erholung der Großhandelsstrompreise zu hoffen."

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RWE WILL GESCHÄFTE AUCH AUSSERHALB EUROPAS AUSBAUEN

Terium stellte verschiedene Projekte vor, konkrete Ergebnisziele dafür blieb er jedoch schuldig. So will RWE das Geschäft mit Energiedienstleistungen ausbauen und setzt neben den Kraftwerken auch auf die Einnahmen aus den Strom- und Gasnetzen. Zudem will Terium das Handelsgeschäft außerhalb Europas vergrößern. Es dauere aber zwei, drei Jahre, ehe Ergebnisse aus Investitionen in neue Wachstumsgeschäfte sichtbar würden, warb der Niederländer um Geduld.

Experten des Versorgers beraten beispielsweise die Regierung von Dubai bei der Entwicklung einer Energiestrategie. Daneben spricht RWE seit Monaten mit einem Investor aus dem arabischen Raum über eine Zusammenarbeit. "Bislang wurde keine Vereinbarung unterzeichnet - von einer Vertraulichkeitsvereinbarung abgesehen", sagte Terium. RWE werde mittelfristig auf einen Wachstumskurs zurückkehren, erklärte der jüngst mit einer Vertragsverlängerung bis 2021 gestärkte Manager, nannte aber keinen genauen Zeitraum. Der Versorger hatte 2013 nach hohen Abschreibungen auf seine Kraftwerke einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro eingefahren, konnte im vorigen Jahr aber mit einem Plus von 1,7 Milliarden Euro in die Gewinnzone zurückkehren. Terium bekräftigte die Prognose für 2015.

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RWE SIEHT DURCH KLIMASCHUTZPLÄNE ZEHNTAUSENDE JOBS IN GEFAHR

Scharf ins Gericht ging der RWE-Chef mit den Plänen der Bundesregierung, ältere Kohlekraftwerke aus Klimaschutzgründen stärker zu belasten. "Die Abgabe würde nämlich das sofortige Aus für einen Großteil der Braunkohletagebau und Braunkohlekraftwerke bedeuten", sagte er. Zehntausende Arbeitsplätze seien gefährdet. RWE ist der größte Kohlestromerzeuger Deutschlands. Umweltschützer bauten sich am Donnerstag vor der Grugahalle auf. "Stoppt Kohlebagger und Klimakiller" war auf einem Transparent zu lesen. "Kohlestrom gefährdet Gesundheit" stand auf einem anderen.

Anders als E.ON strebt RWE nach Teriums Worten derzeit keine Aufspaltung an. "Wir behalten uns jedoch vor, eine Aufspaltung zu prüfen, sollten sich die Marktbedingungen und regulatorischen Bedingungen weiterhin verschlechternd gegen uns wenden. Die Flexibilität für diesen Schritt wollen wir uns erhalten." Der Düsseldorfer Konkurrent E.ON will sich 2016 in einen Konzern mit Ökostrom und einen mit Atom- und Kohlekraftwerken aufteilen.

Reuters