Der Versorger sieht allein im eigenen Betrieb rund 7000 Arbeitsplätze gefährdet. Hinzu kämen die Jobs bei Zulieferbetrieben. Die Kraftwerke stehen bereits jetzt unter Druck. Auch deswegen schrumpfte bei RWE im Quartal das Betriebsergebnis um fünf Prozent auf 1,6 Milliarden Euro.

Der Energieriese mit seinen vielen Kohlekraftwerken macht seit Wochen Front gegen die Pläne Gabriels. Dieser will ältere Anlagen künftig finanziell stärker belasten, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Der Streit erhitzt die Gemüter in der Energiebranche. Kürzlich gingen Tausende Beschäftigte aus Kraftwerken und Tagebauen in Berlin gegen die Pläne auf die Straße. Dutzende Stadtwerke stellten sich hingegen hinter Gabriel. Sie haben Milliardensummen in neue Kraftwerke investiert, die mit dem vergleichsweise günstigen Strom aus Braunkohle nicht mithalten können. Umweltschützer werfen RWE zudem vor, Schreckensszenarien zu zeichnen.

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RWE: KLIMASCHUTZABGABE BEDROHT MINDESTENS 7000 ARBEITSPLÄTZE

Die Pläne Gabriels hätten jedoch für RWE gravierende Folgen, sagte Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz. Der Konzern müsste wohl zwei seiner drei Tagebaue schließen. Zudem wäre es das Aus für 17 der 20 Braunkohleblöcke. Betroffen wären Bergleute, Kraftwerksbeschäftigte und Zulieferer. Er hoffe, dass die Proteste Wirkung zeigten und die Pläne so nicht umgesetzt würden. "So sehr wir alle bei RWE die deutschen und europäischen Klimaschutzpläne unterstützen, so überzeugt sind wir davon, dass sie sich auch in anderer Weise erreichen lassen als mit hohen energiewirtschaftlichen Kollateralschäden."

RWE steht das Wasser auch ohne die Abgabe bereits bis zum Hals. Wegen des Ausbaus des Ökostroms und der Überkapazitäten an Kraftwerken sind die Strom-Großhandelspreise auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen. Auch der Konkurrent E.ON hatte in der vergangenen Woche einen Rückgang des operativen Gewinns um neun Prozent auf 2,83 Milliarden Euro berichtet.

Die Kraftwerkssparte von RWE musste im ersten Quartal einen Rückgang des operativen Gewinns um ein Viertel auf 428 Millionen Euro hinnehmen. Mit Hilfe der Veräußerung von Wertpapieren konnte der Versorger jedoch insgesamt sein nachhaltiges Nettoergebnis um zehn Prozent auf 877 Millionen Euro erhöhen. Dank des Verkaufs der Öl- und Gasfördertochter Dea senkte RWE zudem die Schulden gegenüber dem Vorjahreswert um zehn Prozent auf 27,7 Milliarden Euro. RWE-Chef Terium bestätigte die Prognose, wonach das Betriebsergebnis 2015 wohl auf bis zu 3,6 Milliarden Euro nach vier Milliarden 2014 zurückgehen wird.

Reuters