Der von der Energiewende gebeutelte Versorger RWE streicht bei seiner Verluste schreibenden britischen Tochter jeden fünften Job. "Was dort passiert ist, war ein Desaster", sagte RWE-Chef Peter Terium am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Der Konzern werde auf der Insel 2400 Stellen abbauen. Nach einem massiven Kundenschwund und Abrechnungsproblemen fuhr die Tochter RWE npower 2015 einen Betriebsverlust von 137 Millionen Euro ein. Sie trug maßgeblich zu dem Nettoverlust des Konzerns von 170 Millionen Euro bei. Doch auch für die Braunkohlekraftwerke wird es immer enger. "Bei einem Börsenpreis von rund 20 Euro je Megawattstunde kann die Braunkohle wirtschaftlich nicht überleben", klagte Terium.

RWE beschäftigt bei der britischen Tochter rund 11.500 eigene und externe Kräfte. Vom Stellenabbau seien überwiegend Zeitarbeitskräfte betroffen. Im vergangenen Jahr kehrten rund 351.000 Verbraucher npower 2015 den Rücken, weil der Versorger die Abrechnung nicht in den Griff bekam. So soll es Insidern zufolge bei Strom- und Gaskunden häufig Doppelbuchungen gegeben haben. Als Reaktion auf die Probleme hatte Terium vergangenes Jahr die Führungsmannschaft von npower ausgetauscht. Mit 5,2 Millionen Kunden ist Großbritannien für RWE der zweitwichtigste Markt nach Deutschland mit etwa acht Millionen. Eine rasche Wende erwartet Terium dort aber nicht. 2016 solle das Geschäft zwar stabilisiert werden, es werde den Konzern aber noch belasten. "2018 wollen wir in Großbritannien aus dem Tal der Tränen heraus sein." RWE will Standorte zusammenlegen und die Kosten drücken.

WEITERER GEWINNSCHWUND ERWARTET - STROMBÖRSENPREIS FÄLLT



Terium bekräftigte, dass der Versorger im laufenden Jahr einen weiteren Gewinnrückgang erwarte. "Unsere Ergebnisprognose zeigt, dass die Talsohle noch nicht durchschritten ist." Durch den Verfall der Strom-Großhandelspreise brach 2015 das Ergebnis der Kohle- und Gaskraftwerke ein. Dies konnte auch ein Zuwachs im Ökostromgeschäft nicht wettmachen. Es sei noch kein Silberstreif am Horizont erkennbar, sagte Terium. Das betriebliche Ergebnis werde 2016 auf 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro nach 3,8 Milliarden Euro 2015 fallen. Terium hatte für das vergangene Jahr bereits einen weitgehenden Ausfall der Dividende angekündigt und damit die kommunalen Anteilseigner auf die Barrikaden gebracht. Neuen Schwung verspricht er sich von der neuen Gesellschaft für Ökostrom, Vertrieb und Netze, die er selbst künftig leiten und noch 2016 an die Börse bringen will.

Die Lage in der konventionellen Stromerzeugung habe sich weiter zugespitzt. "Eine rasche Erholung der Großhandelspreise für Strom ist jedenfalls nicht in Sicht", sagte Terium. Zwar würden die Braunkohlekraftwerke noch Jahrzehnte für die Sicherung der Stromerzeugung benötigt. Bei einem Börsenpreis von rund 20 Euro je Megawattstunde verdiene aber kein Kraftwerk seine Kapitalkosten. RWE profitiere noch davon, seinen Strom in den Vorjahren vorab zu höheren Preisen verkauft zu haben. Doch dieser Vorteil laufe langsam aus. Terium hofft immer noch auf ein Einlenken durch die Politik. Die müsse das Bereitstellen von Kraftwerken als Ergänzung für den schwankenden Ökostrom vergüten. Die Bundesregierung macht allerdings keine Anstalten dazu.

Die Energiebranche steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Unter dem Druck des Ökostromausbaus sind die Strom-Großhandelspreise auf den tiefsten Stand seit Jahren gefallen. Der schwedische Vattenfall -Konzern hatte 2015 einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro verbucht. Der größte deutsche Versorger E.ON legt am Mittwoch Zahlen vor. Analysten rechnen mit einem Rekordverlust von 6,4 Milliarden Euro.

Reuters