Die Tochter des Münchener Spezialchemiekonzerns Wacker ist an der Börse damit fast eine Milliarde Euro wert.

Während der Zeichnungsfrist hatte Siltronic allerdings mit Gegenwind zu kämpfen. Der Dax gab nach, der Börsenkurs des US-Rivalen SunEdison Semiconductor rutschte um zwölf Prozent. Daher dauerte es eine Woche, ehe die Nachfrage die angebotenen 12,65 Millionen Aktien überstieg. Am Ende lagen Finanzkreisen zufolge doppelt so viele Orders vor - die Mindestquote für einen erfolgreichen Börsengang. Rund zwei Drittel der Papiere seien an kurzfristig orientierte Anleger wie Hedgefonds gegangen, sagten zwei mit der Platzierung Vertraute. 45 Prozent der Aktien gingen in den USA, 20 Prozent nach Deutschland. Siltronic hatte auch eine Notierung in New York in Erwägung gezogen.

Schon im September könnte die Nummer drei im weltweiten Wafer-Markt in den Technologie-Index TecDax einziehen, wie Index-Experten sagen. Wacker will sich vom Auf und Ab am Chip-Markt lösen, der Siltronic in der Vergangenheit immer wieder Verluste beschert hatte. Mit dem Boom bei Mobiltelefonen und Tablets ist das Geschäft mit den hauchdünnen Siliziumscheiben (Wafer) für die Produktion von Mikrochips aber weniger konjunkturabhängig geworden. "Wir haben hart daran gearbeitet und sind jetzt wettbewerbsfähig aufgestellt", sagte von Plotho zu Reuters. Er hatte auf seiner Werbetour in acht Tagen nach eigenen Angaben mehr als 100 Investoren in fünf Ländern getroffen. Begleitet wurde der Börsengang federführend von Citi und Credit Suisse.

"Die Kinder sind die besten, die selbstständig laufen können", sagte Wacker-Chef Rudolf Staudigl. Dem Mutterkonzern fließen mit dem Börsengang 230 Millionen Euro zu, 150 Millionen gehen an Siltronic selbst. Damit werden allerdings die Schulden getilgt, die Siltronic bei der Mutter hat. Wacker hält auch nach dem Börsengang noch 58 Prozent, will sich aber mittelfristig von der Mehrheit trennen. Die Wacker-Aktie zeigte sich im MDax unbeeindruckt und lag gegen Mittag kaum verändert bei 102,50 Euro.

Siltronic hatte offengelassen, ob die Aktionäre schon für 2015 eine Dividende zu erwarten hätten. Von Plotho deutete auf dem Parkett an, dass das Unternehmen sie zumindest derzeit zahlen könnte: "Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass wir in diesem - und auch im nächsten - Jahr cash-flow-positiv sind", sagte er. Analysten rechnen für 2015 mit einem leichten Umsatz-Anstieg. Im ersten Quartal hatte er - begünstigt auch durch den erstarkten Dollar - um zehn Prozent zugelegt.

Reuters