Wenn Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen, sind nicht selten Kursverluste die Folge, da die erhöhte Anzahl an Aktien den Gewinn verwässert. Nicht so bei Softing. Im Rahmen eines Schnellverfahrens platzierte der Spezialist für Fahrzeugelektronik und industrielle Automation Anfang Juli 451.000 neue Papiere bei institutionellen Investoren. Die Platzierung war aufgrund der hohen Nachfrage mehrfach überzeichnet, sämtliche Aktien wurden ohne Abschlag zum Tageskurs von 16,80 Euro verkauft. Zwischen der Ankündigung und dem Abschluss der Kapitalerhöhung lagen nur wenige Stunden, der Aktienkurs stieg sowohl einige Tage vor als auch nach der Maßnahme. Ein beeindruckendes Bekenntnis der Investoren in die Perspektiven der Münchener.

Und die Aussichten können sich wirklich sehen lassen. Da die Aktien noch nicht in den Indizes der DAX-Familie gelistet sind und auch die Marktkapitalisierung von rund 118 Mio. Euro überschaubar ausfällt, erscheint der Wert eher selten auf dem Radar von Investoren. Umso besser für Anleger, die an der Wachstumsstory teilhaben wollen. Auch wenn der Kurs ausgehend von 2,50 Euro Ende 2010 auf zuletzt 17 Euro kontinuierlich zulegte, ist noch viel Luft auf der Oberseite. Darauf deutet allein die fundamentale Entwicklung. Rund 32 Mio. Euro gingen 2010 durch die Bücher, im vergangenen Jahr waren es knapp 53 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie kletterte in dem Zeitraum von 0,19 Euro auf 0,69 Euro. Im Gegenzug legte die Ebit-Marge von 4,8 Prozent in 2010 auf 11,8 Prozent im Vorjahr zu. Für das laufende Jahr erwartet Börse Online 0,74 Euro und 1,08 Euro im kommenden Jahr. Warburg Research peilt für 2016 bereits 1,29 Euro an, dann sollte auch die Umsatzschwelle von 100 Mio. Euro fallen. Die Eckdaten zeigen deutlich: Softing befindet ich mit seinem Wachstumskurs auf der Überholspur.

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Strategisch bestens aufgestellt

Wenig überraschend, denn bereits 40 Prozent der Wertschöpfung im Automobilbau basieren auf elektronischen Bauteilen und Software. Aufgrund der Komplexität der Elektroniknetzwerkzeuge ist der Zugang zu den Elektroniksteuergeräten und die Analyse des Datenverkehrs zwischen diesen Steuergeräten im Fahrzeug eine der Schlüsseltechnologien in der Automobilelektronik. Hersteller wie Audi, Porsche und Daimler nutzen bereits die Software von Softing.

Die beiden Segmente Industrial Automation und Automotive Electronics steuern ungefähr gleich viel zum Umsatz bei. Im Bereich Industrial Automation bietet das Unternehmen aus Haar bei München Hard- und Softwarelösungen für den Austausch von Informationen in unterschiedlichen Produktionsanlagen an. Im Geschäftssegment Automotive Electronics stellt Softing Testsystem bereit, mit denen die Fahrzeugelektronik geprüft werden kann, bevor die Autos das Werk verlasen. Inzwischen ist Softing Weltmarktführer für das Erkennen von Fehlern in Produktionsanlagen als auch bei den Komponenten für den Austausch von Informationen in Gas- und Ölanlagen. Bei der Vernetzung von Produktionsanlagen untereinander als auch mit betriebswirtschaftlicher Software ist man europäischer Marktführer. Langfristige Kundenbindungen und besonders die Komplexität der Produkte in dem Nischenmarkt führen zu hohen Markteintrittsbarrieren.

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Glänzende Aussichten nach dem US-Deal

Softing-Vorstand Wolfgang Trier ergänzt dabei das starke organische Wachstum durch clevere Zukäufe. Zum Jahreswechsel sowie im April verstärkte sich das Unternehmen auf dem europäischen Markt. Um aber die derzeit mit 70 Prozent am Konzernumsatz noch sehr hohe Abhängig vom Europa-Geschäft zu mindern, stellt die Übernahme des US-Unternehmens Online Development (OLDI) eine strategisch sehr wichtige Erweiterung dar. Für rund 20 bis 30 Mio. Dollar erhalten die Bayern den wichtigsten Kooperationspartner des weltweit größten Automatisierungstechnikanbieters Rockwell Automation. Kurzfristig dürften Kosten aufgrund der Übernahmen sowie der Aufbau einer Vertriebsorganisation in den USA die Rentabilität belasten. Andreas Wolf von Warburg Research rechnet nach einer Ebit-Marge von 11,8 Prozent in 2013 mit 9,5 Prozent im laufenden Jahr. Mittelfristig eröffnen sich aber glänzende Perspektiven. OLDIs Umsatz sollte von rund 20 Mio. Dollar in 2014 auf bis zu 30 Mio. Dollar im nächsten Jahr steigen, erwartet Warburg Research. Bereits im kommenden Jahr dürften sich verstärkt Skaleneffekte bemerkbar machen. Das Ebit könnte den Prognosen des Analysten zufolge von sieben auf 9,9 Mio. Euro steigen, die Marge dürfte mit knapp elf Prozent wieder deutlich zweistellig ausfallen.

Vorstandschef Trier und rechnet im laufenden Jahr mit einem Umsatzanstieg von 52,6 auf mehr als 60 Mio. Euro. Mit den Zahlen zum Auftaktquartal wurde auch das Ebit von rund sieben Mio. Euro bestätigt. Die Bilanz für das zweite Semester soll am 14. August veröffentlich werden.

Auf Basis der Schätzungen für das kommende Jahr und den starken Wachstumsperspektiven ist das Technologieunternehmen mit einem KGV von rund 16,4 durchaus noch attraktiv bewertet. Warburg Research sieht das Kursziel bei 20 Euro, ein Niveau, mit dem sich auch Börse Online anfreunden kann. Nicht unterschlagen werden darf die Dividende. Anders als bei anderen Small Caps werden Anleger an der guten Geschäftsentwicklung beteiligt. Im vergangenen Jahr schüttete Softing 0,35 Euro je Aktie aus, für 2014 rechnet Börse Online mit 0,40 Euro und 0,45 Euro für 2015. Die Dividendenrendite von 2,3 Prozent liegt knapp über dem TecDAX-Durchschnitt.