Der MDAX hängt den DAX in dem seit März 2009 laufenden Bullenmarkt ab. Das ist kein temporärer Zufall, sondern dahinter steckt anscheinend System. Zumindest spricht dafür die Tatsache einer auch seit Januar 1996 besseren Entwicklung, welche die Titel aus der zweiten deutschen Börsenreihe im Performance-Wettstreit mit den deutschen Standardwerten vorzuweisen haben.

Nach einer in den Jahren zuvor starken Kursentwicklung hat sich der MDAX seit April 2015 eine Auszeit genommen. Doch mit dieser Verschnaufpause könnte es nun vorbei sein. Hoffnung in dieser Hinsicht macht der im August geglückte Vorstoß auf neue Rekorde. Weil der Ausbruch noch nicht wirklich nachhaltig war, kann daraus zwar auch noch eine Bullenfalle werden, aber momentan ist die Ausgangslage charttechnisch als sehr konstruktiv zu bezeichnen. Bei den Charttechnikern der Commerzbank heißt es mit Blick auf das aktuelle Chartbild jedenfalls "Der MDAX kommt wieder in Schwung." Und die Chartdeuter bei HSBC ergänzen: "Mit den neuen Kursrekorden wurde das beste Signal generiert, das die technische Analyse zu bieten hat. Im aktuell konstruktiven Gesamtbild können Anleger aber eher die Aufstockung bestehender Long-Positionen ins Auge fassen."

Ebenfalls die Nase vorne hatten die MDAX-Mitglieder in der weitgehend abgeschlossenen Berichtssaison. Laut Zählung der Commerzbank haben die MDAX-Unternehmen etwas häufiger die Erwartungen übertroffen als die Mitglieder des DAX. Konkret übertrafen demnach 40 Prozent der Unternehmen die Vorhersagen, 53 Prozent lagen innerhalb der Erwartungen und sieben Prozent der Ergebnisse waren schlechter als erwartet. Dies entspricht ungefähr dem Vorjahr, übertrifft aber klar den langfristigen Durchschnitt. Zudem erwarten die Experten, dass die negativen Revisionen der erwarteten Gewinne durch die Analysten noch seltener werden. Diese anhaltende Stabilisierung der Gewinne sollte die jüngste Erholung des deutschen Aktienmarktes fundamental untermauern, heißt es.

Auf der Bewertungsseite muss bei den Nebenwerten ein höheres Niveau als bei den Standardwerten hingenommen werden. Das MDAX-KGV für Ende 2016 beziffert die Commerzbank auf im Schnitt 17,4, das der DAX-Mitglieder auf 13,0. Als Ausglich haben die MDAX-Vertreter aber auch ein höheres geschätztes Gewinnwachstum von 15,6 Prozent zu bieten. Für den DAX wird dagegen nur mit einem Plus von 4,3 Prozent gerechnet.

Relativ hoch sind oft auch jene Titel bewertet, die schon seit Jahren ihre Aktienkurse steigern und dadurch mit als die stärksten Treiber für die MDAX-Outperformance fungieren. Fünf dieser Titel, bei denen völlig intakte charttechnische Aufwärtstrends ein solides Fundament für weitere Kursavancen bieten, stellen wir auf den nachfolgenden Seiten vor.





5 aussichtsreiche Gewinner-Aktien aus dem SDAX, Nummer eins: Fielmann AG (WKN: 577220, 71,55 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 24. August)



Schon seit Oktober 2003 einen äußerst stabilen Aufwärtstrend hat Fielmann zu bieten. Die Notiz hat sich in dieser Zeit von 7,40 Euro bis auf 71,93 Euro nach oben geschraubt. Das letzte Schluss-Rekordhoch wurde dabei erst am 19. August markiert, so dass nach einer zwischenzeitlichen Verschnaufpause auch aktuell wieder Zug drin ist im Kurs. Kurzum: An einem Chart wie bei Fielmann hat jeder Charttechniker seine helle Freude.

Das positive Chartbild wird ergänzt durch eine überzeugende operative Entwicklung. Im zweiten Quartal erhöhte der Optikerkonzern den Gewinn vor Steuern um 15 Prozent auf 62 Millionen Euro und den Konzernumsatz um fünf Prozent auf mehr als 343 Millionen Euro. Der Ergebnisrückgang aus dem ersten Quartal, der auch auf weniger Verkaufstage und frühe Osterferien zurückzuführen war, wurde dadurch wieder ausgeglichen. Das Unternehmen verkaufte zwei Millionen Brillen, was einem Plus von sechs Prozent entspricht. Der Vorstand zeigte sich zudem zuversichtlich, die Marktposition weiter auszubauen zu können.

Die im Berichtsquartal auf 18,1 Prozent verbesserte Marge beim Gewinn vor Steuern werteten Marktteilnehmer als echten Pluspunkt. Das gilt auch für das verfolgte Geschäftsmodell, denn das erweist sich schon seit vielen Jahren als ein überzeugendes Konzept. Weil es dabei bleiben dürfte, winken selbst auf vergleichbarer Verkaufsfläche weiter steigende Umsätze, so zumindest die Hoffnung am Markt. Zusätzliche Impulse könnte außerdem das Hörgerätegeschäft bringen, falls sich die Aktivitäten in diesem neueren Bereich wie erwartet entwickeln sollten.

Vermögensverwalter Jens Ehrhardt attestiert Fielmann ebenfalls ein starkes Geschäftsmodell, er weist als Achillesferse aber gleichzeitig auch auf ein bislang noch nicht absehbares, aber zumindest mögliches verändertes Wettbewerbsumfeld hin, falls es Konkurrenten gelingen sollte, das Optikergeschäft online-tauglich umzusetzen. Solange sich Online keine neue wirkliche Konkurrenz abzeichnet, ist die Aktie laut Ehrhardt aber ein bewährter Defensiv-Anker.

Auf der Gewinnseite ist laut Börse Online-Datenbank beim Ergebnis je Aktie in diesem Jahr mit 2,13 Euro zu rechnen und für das kommende Jahr mit 2,28 Euro. Gegenüber dem im Vorjahr verdienten 2,02 Euro sind das zwar Steigerungsraten, das ändert aber nichts an einer hohen Bewertung. Diese ist auch im eigenen historischen Vergleich als anspruchsvoll zu bezeichnen, bewegte sich das KGV im langfristigen Median mit 24,4 doch unter den derzeit für 2016 gültigen 33,6. Auch deswegen führt Börse Online die Aktie derzeit nur unter dem Status "Beobachten", wobei das Kursziel 75 Euro beträgt. Bei der Dividenden dürfen sich Anleger laut Prognosen für 2016 auf 1,85 Euro freuen und für 2017 auf 2,00 Euro, nach 1,75 Euro für 2015.

Grundsätzlich sollte man ansonsten zu Fielmann wissen, dass das Unternehmen als Hersteller, Agent und Augenoptiker agiert. Als Marktführer verkauft die Gesellschaft eigenen Angaben zufolge in Deutschland jede zweite Brille. Es werden pro Jahr mehr Brillen als die Gesamtheit aller Optiker in den Niederlanden, in Österreich, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Norwegen vertrieben. Die hohen Stückzahlen ermöglichen vergleichsweise niedrige Verkaufspreise. Der Leitsatz "Der Kunde bist Du" steht für eine am Kunden orientierte Unternehmensphilosophie. Die Geschäftspläne sehen für den deutschsprachigen Raum, in Deutschland, der Schweiz und Österreich mittelfristig 785 Niederlassungen vor. In Norditalien sollen mittelfristig 20 Niederlassungen betrieben werden. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, die eigene Marktposition weiter ausbauen zu können.





5 aussichtsreiche Gewinner-Aktien aus dem SDAX, Nummer zwei: GEA Group AG (WKN: 660200, 48,48 Euro)



Über einen letztlich stabilen Aufwärtstrend verfügt seit 2009 die Aktie von GEA. Auf dem Weg nach oben nimmt sich der Titel aber immer wieder einmal Auszeit. So gesehen auch von April bis September 2015, als der Kurs deutlicher korrigierte. Doch seitdem geht es wieder aufwärts mit den Notierungen. Jüngst reichte der Schwung sogar aus, um auf ein neues Rekordhoch vorzustoßen.

Charttechnisch ist mit dem dadurch generierten prozyklischen Kaufsignal langfristig betrachtet alles wieder im Lot. Nach dem Überwinden der Widerstandszone um 47,50 Euro halten etwa die Charttechniker der Commerzbank eine technische Neubewertung mit einem ersten Etappenziel im Bereich von 53,0 bis 55,00 Euro für möglich.

Für den Vorstoß nach oben reicht eine solide, aber keineswegs überschaumende operative Geschäftsentwicklung aus. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz nur leicht um 0,6 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro, wobei die Entwicklung durch eine schwächelnde Nachfrage aus der Milchindustrie gebremst wurde. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte gleichzeitig um 4,5 Prozent auf 125 Millionen Euro.

Mut macht ein um 6,4 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro erhöhter Auftragseingang, am Ausblick für das Gesamtjahr hielt der MDAX-Konzern aber fest. Die Planungen beinhalten somit weiterhin ein moderates Umsatzwachstum und ein operatives EBITDA zwischen 645 und 715 Millionen Euro an. Dem Ergebnis soll auf Sicht der kommende Jahre auch mit den im Zuge des Programms "Fit für 2020" eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen auf die Sprünge geholfen werden.

Auszahlen sollen sich die Anstrengungen den Prognosen zufolge bereits deutlich im kommenden Jahr. Zumindest weist die Börse Online-Datenbank hier ein erwartetes Ergebnis je Aktie von 2,41 Euro aus. Das wäre eine klare Steigerung gegenüber dem Wert von 1,88 Euro aus dem Vorjahr, aber auch im Vergleich mit dem für 2016 erwarteten Gewinn je Aktie von 2,02 Euro. Bei der Dividende darf mit Erhöhungen auf 0,85 und 0,95 Euro je Aktie für die Jahre 2016 und 2017 gerechnet werden, nach 0,80 Euro für 2015. Die Bewertung ist bei einem geschätzten KGV für 2017 mit gut 20 nicht günstig. Die Börse Online-Redaktion stuft den Wert aber trotzdem nach wie vor als Kauf ein.

Zum Unternehmensprofil ist zu sagen, dass das in Düsseldorf ansässige Unternehmen einer der größten Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie sowie ein breites Spektrum von Prozessindustrien ist. Als international tätiger Technologiekonzern liegt die Konzentration auf Prozesstechnik und Komponenten für die anspruchsvollen Produktionsprozesse in unterschiedlichen Endmärkten. Der Konzern generiert mehr als 70 Prozent seines Umsatzes aus der langfristig wachsenden Nahrungsmittelindustrie mit einem Konzernumsatz von rund 4,6 Milliarden Euro in 2015. Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte der Konzern weltweit über 17.000 Mitarbeiter. GEA zählt in seinen Geschäftsfeldern zu den Markt- und Technologieführern.





5 aussichtsreiche Gewinner-Aktien aus dem SDAX, Nummer drei: Rational AG (WKN: 701080, 449,55 Euro)



Zu einer der besten Aktien auf dem deutschen Kurszettel hat sich seit dem im Jahr 2000 erfolgten Börsengang die Rational AG entwickelt. Der Ausgabepreis betrug damals 23,00 Euro, womit sich gemessen am Rekordhoch von 472,40 Euro locker mehr als eine Verzwanzigfachung ergibt. Die erwähnte Bestmarke wurde im März 2016 aufgestellt, danach kam es zu einer Korrektur, wovon sich die Notiz aktuell aber schon wieder erholt. Der langfristige Aufwärtstrend ist uneingeschränkt intakt, weshalb dem Wert charttechnisch ein gutes Zeugnis ausgestellt werden darf.

Die Aktie ist erst seit dem 11. August 2016 wieder im MDAX notiert, weil nach der Übernahme der Kuka AG ein Platz frei geworden ist, den sich letztlich Rational als Nachrücker aus dem SDAX sicherte. Rational selbst will übrigens die Eigenständigkeit mit Hilfe der beiden Ankeraktionäre, der Familie des Unternehmensgründers Siegfried Meister und die Familie Kurtz, bewahren.

Die skizzierten starken Kurssteigerungen sind durch Wachstum untermauert, das auch im zweiten Quartal angehalten hat. Der Umsatz stieg da um neun Prozent auf 147,4 Millionen Euro, obwohl sich das schwache britische Pfund sowie schwache Schwellenländerwährungen als Belastung erwiesen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stagnierte allerdings nach sechs Monaten mit 73,6 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Die Anleger fanden aber Gefallen daran, dass die Verantwortlichen bei dem Großküchenhersteller davon ausgehen, den bisherigen Wachstumskurs fortsetzen zu können.

Neuer Schwung winkt auch dank einer neuen Produktlinie, die am Markt als gewinnträchtig eingestuft wird. Wachstumspotenzial wittern Investoren zudem für den Fall, dass der Vorstand den Vorstoß in den Gerätemarkt für Verbraucher beschließen sollte.

Bei den Gewinnen kann laut Börse Online-Datenbank für 2016 und 2017 mit 11,55 Euro und mit 12,68 Euro gerechnet werden. Das wäre eine kontinuierliche Steigerung gegenüber den für 2015 zu Buche stehenden 10,71 Euro. Die Ausschüttung von zuletzt 7,50 Euro soll den Prognosen zufolge für die beiden genannten Jahre ebenfalls weiter auf 8,30 Euro und 9,00 Euro angehoben werden. Die Bewertung ist folglich auch hier happig, die Börse Online-Redaktion sieht in dem Titel wegen der extrem guten Marktstellung aber einen Kauf. Das Kursziel beträgt 520,00 Euro.

Die Rational-Gruppe gilt als der weltweite Markt- und Technologieführer für die thermische Speisenzubereitung in Profiküchen. Den eigenen Weltmarktanteil beziffert man hier auf 54 Prozent. Das 1973 gegründete Unternehmen beschäftigt rund 1.600 Mitarbeiter, davon rund 900 in Deutschland. Das oberste Ziel lautet, den Kunden stets den höchstmöglichen Nutzen zu bieten. Potenzial für zukünftiges Wachstum wird neben Europa vor allem in Amerika und Asien gesehen. Außerdem würden weltweit unter allen potenziellen Kunden noch rund 70 Prozent traditionelle Kochgeräte verwenden.





5 aussichtsreiche Gewinner-Aktien aus dem SDAX, Nummer vier: Symrise AG (WKN: SYM999, 66,66 Euro)



Einfach nur als stark ist die Performance zu bezeichnen, welche die Aktie von Symrise im laufenden Bullenmarkt hingelegt hat. Seit März 2009 hat der Titel von 7,07 Euro auf 68,72 Euro zugelegt. Auf dem Weg nach oben hatte der Wert seit Ende Januar 2015 eine rund 18-monatige Verschnaufpause eingelegt. Doch seit diesem Monat hat dieser MDAX-Vertreter wieder die Kraft, für eine Fortsetzung der Rekordjagd der vergangenen Jahre. Das heißt, die Notiz bewegt sich auf Rekordniveau und damit geht zwangsläufig ein intakter Aufwärtstrend einher.

Wie vor diesem Hintergrund nicht anders zu erwarten ist, passt auch die geschäftliche Entwicklung. Dank einer anhaltend guten Kundennachfrage und einer Übernahme hat der Duft- und Aromen-Hersteller im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von zehn Prozent auf 1,463 Milliarden Euro verbucht, wobei es währungsbereinigt sogar 16 Prozent waren. Nach Steuern und bereinigt 142 Millionen Euro nach 134 Millionen im Vorjahr verdient. Darüber hinaus zeigte sich der Vorstand zuversichtlich für die zweite Jahreshälfte. Geplant ist ein Umsatzzuwachs über dem erwarteten Marktwachstum von 2-3 Prozent und bei der EBITDA-Marge ist nun von einem Wert von "über" statt wie bisher von "rund" 20 Prozent die Rede.

Analysten wie jenen bei der DZ Bank gefällt an dem Unternehmen unter anderem die ausgewogene Kundenstruktur, die breite Diversifizierung auf Länderebene, das breite Produktportfolio sowie die vertikale Integration bei wichtigen Rohstoffen.

Ein Manko stellt wie bei so vielen charttechnischen Dauerläufern allerdings die Bewertung dar. Der Gewinn je Aktie soll laut Börse Online-Datenbank in diesem Jahr zwar leicht von 1,90 Euro auf 1,97 Euro zulegen und 2017 dann sogar auf 2,53 Euro steigen. Aber selbst auf der zuletzt genannten Basis würde sich das geschätzte KGV bei 26,4 bewegen. Bei der Dividende soll es nach 0,80 für 2015 für das laufende und das kommende Jahr jeweils einen Aufschlag von 0,10 Euro je Aktie geben. Die Börse Online-Redaktion setzt hier derzeit vor allem auf das starke Geschäftsprofil, was in einer Kaufempfehlung verbunden mit einem Kursziel von 75,00 Euro zum Ausdruck kommt.

Für ein besseres Verständnis des mit Sitz im niedersächsischen Holzminden firmierenden Symrise-Konzerns sollten Anleger wissen, dass man zu den weltweit führenden Anbietern im Markt für Düfte und Aromen zählt. Das Unternehmen hält etwa zwölf Prozent Weltmarktanteil und liegt damit gleichauf mit den Rivalen Firmenich aus der Schweiz und dem US-Konzern IFF. Weltmarktführer ist der schweizerische Konzern Givaudan. Im Angebot befindet sich rund 30.000 Produkte. Entstehen ist die Gruppe 2003 durch die Fusion von Dragoco Gerberding & Co. AG und Haarmann & Reimer GmbH. 2015 belief sich der Umsatz auf 2,602 Milliarden Euro.





5 aussichtsreiche Gewinner-Aktien aus dem SDAX, Nummer fünf: Steinhoff International Holdings N.V. (WKN: A14XB9, 5,877 Euro)



Nur relativ jung ist das Börsen-Dasein zumindest in Deutschland bei der Steinhoff International Holdings N.V. Offiziell ist der Titel seit Ende 2015 an der Frankfurter Aktienbörse handelbar, denn da wurde das Hauptlisting von der Börse in Johannesburg, wo Steinhoff bereits seit 1998 eine Börsennotiz hat, nach Deutschland verlegt. Seitdem hat die Aktie ein volatiles Auf und Ab erlebt, wobei es zuletzt wieder steil nach oben ging. Jüngst gelang es sogar, neue Bestmarken aufzustellen und die Rekordkurse sorgen somit für eine sehr konstruktive Chartkonstellation. Zumal sich beim Blick auf den langfristigen Chart zeigt, dass es mit diesem Titel schon seit 2009 unter dem Strich deutlich nach oben geht.

Die seit Ende 2015 zu beobachtende Berg- und Talfahrt hat nicht zuletzt damit zu tun, dass ausgerechnet pünktlich zum Börsengang in Deutschland die Europa-Zentrale in Westerstede durchsucht wurde, weil die Staatsanwaltschaft dort Beweise für den Verdacht der Bilanzfälschung sorgte. Nachdem sich diese Wogen dann langsam geglättet hatten, machte das Unternehmen anschließend mit einer ehrgeizigen Einkaufstour auf sich aufmerksam. Dabei wurde das Übernahmegebot für den britischen Einzelhändler Poundland mehrfach nachgebessert und die Kaufofferte für den US-Matrazenhersteller Mattress Firm Holding bewegte sich der gebotene Preis um 115 Prozent über dem Schlusskurs am letzten Handelsvortag vor Bekanntgabe der geplanten Übernahmen.

Ob sich der Expansionsdrang auszahlen wird, muss die Zukunft zeigen, in der Vergangenheit ist die Gesellschaft damit aber gut gefahren. Laut dem Großaktionär Christo Wiese passe eine M&A-Strategie zur DNA des Unternehmens und der südafrikanische Milliardär schließt sogar weitere Zukäufe nicht aus. Bei der Marktkapitalisierung von derzeit fast 24 Milliarden Euro hält er außerdem in den nächsten fünf Jahren eine Verdoppelung für durchaus machbar.

Auch ob diese Prognose eintreffen wird, bleibt abzuwarten. Im Vergleich mit den anderen vier vorgestellten Werten ist die Bewertung jedenfalls niedrig. Die Börse Online zeigt von 2015 bis 2017 eine Gewinnreihe von 0,33, 0,37 und 0,41 Euro. Daraus errechnet sich für das kommende Jahr ein geschätztes KGV von 14,3. Die Ausschüttungen für die genannten Jahre werden auf 0,13, 0,16 und 0,18 Euro beziffert.

Für den Hintergrund: Das südafrikanische Möbel- und Bekleidungsunternehmen gilt in der Möbelbranche hinter Ikea als die Nummer zwei weltweit. In Deutschland ist Steinhoff bekannt für die Möbelkette Poco und in Österreich ist man die Mutterfirma der Marke Kika/Leiner. Der Konzern ist in Europa, Afrika, Asien und Australien aktiv. Die Gruppe beschäftigt etwa 90.000 Mitarbeiter, die für einen Jahresumsatz von fast zehn Milliarden Euro stehen. Der Konzern produziert und vermarktet Möbel in den hoch- und mittelfrequenten Marktsegmenten. Der Kompetenz-Schwerpunkt liegt dabei auf Polstermöbeln.