Auf der Auktion, die wegen des komplizierten Verfahrens wohl Monate dauern wird, buhlt neben den Platzhirschen AT&T und Verizon auch die Telekom-Tochter T-Mobile US um die heiß begehrten Frequenzen für den mobilen Internet-Zugang. Mit dem Wettbieten werden die Marktverhältnisse für Jahrzehnte zementiert, da das Frequenzspektrum für Smartphones in etwa genauso wichtig ist wie Straßen für Autos: Je mehr zur Verfügung steht, desto zügiger läuft der (Daten-)Verkehr. Das Verfahren der Versteigerung ist höchst komplex: Zunächst müssen die Frequenzen, die überwiegend lokalen Fernsehstationen gehören, freigeschaufelt werden, indem sie der Staat diesen in einer eigenen Auktion abkauft. Allein diese erste Phase dürfte mehrere Monate dauern. Erst dann kommen die Mobilfunkunternehmen tatsächlich zum Zug. Beobachtern zufolge könnte es Herbst werden, bis das Ergebnis feststeht. Wie teuer die Auktion für die Konzerne am Ende wird, steht in den Sternen. Schätzungen von Experten reichen von 15 bis 45 Milliarden Dollar.

TEURES SPIEL



In Deutschland spülte die jüngste Aktion 2015 dem Bund gut fünf Milliarden Euro in der Kassen. In den USA fiel bei einer ähnlichen Versteigerung der Hammer erst bei 45 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro). Der Grund für den Preisunterschied ist recht einfach: Hierzulande gehören die Frequenzen dem Staat, der sie für meist 15 bis 20 Jahre an Mobilfunkunternehmen und Fernsehstationen vermietet. Anders verhält es sich in den USA, erklärt Telekom-Finanzchef Thomas Dannenfeld: "Dort kauft man die Frequenzen und hat dafür einen deutlich höheren Gegenwert." Zum Beispiel können die Eigentümer die Frequenzen nicht nur selbst nutzen, sondern auch - mit Gewinn - weiterverkaufen.

Allein der mittlerweile zum Wachstumsmotor der Deutschen Telekom avancierte Ableger T-Mobile US könnte bis zu zehn Milliarden Dollar auf den Tisch legen, läßt das Management durchblicken. Mit den neuen Frequenzen will T-Mobile US vor allem die Geschwindigkeit bei Datenübertragungen aufs Handy erhöhen und das eigene Netz ausbauen.

MEHR BEWEGUNGSFREIHEIT



Um T-Mobile US bei dem Wettbieten mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen, bricht die Telekom sogar mit einer lange gepflegten Tradition und greift den Kollegen in den USA finanziell wieder unter die Arme. So wollen die Bonner den Erlös aus dem Verkauf einer 4,5 Milliarden Euro schweren Anleihe zum Teil auch in Amerika investieren. "Wir haben jetzt die Mittel, um unsere Spektrumsposition in den USA zu verbessern", begründet Telekom-Chef Tim Höttges den Schritt. Zudem hat sich die in Bellevue im Bundesstaat Washington ansässige Telekom-Tochter die Option gesichert, bei der Konzernmutter einen Bond über zwei Milliarden Dollar zu platzieren.

Das finanzielle Miteinander ist neu: Bislang hatte die Telekom stets betont, das Amerika-Geschäft, an dem die noch zwei Drittel hält, müsse in Gelddingen auf eigenen Füßen stehen. Branchenexperten der Ratingagentur Fitch glauben nun, dass T-Mobil US bei der Auktion aggressiver als bislang angenommen auftreten könnte, um sich ein möglichst großes Stück vom Kuchen zu sichern.

HARTE KONKURRENZ



Der mittlerweile drittgrößte Handynetzbetreiber in den Vereinigten Staaten muss sich auf harte Konkurrenz einstellen. Laut US-Regulierungsbehörde FCC haben sich 104 Bieter für die Auktion gemeldet. Neben den Mobilfunk-Marktführern Verizon und AT&T zählen auch Kabelkonzerne wie Comcast dazu. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Frequenzen bei 600 Megahertz, mit denen sich wegen ihrer physikalischen Eigenschaften die Mobilfunkanbindungen in ländlichen Gebieten und innerhalb von Gebäuden sicherstellen lässt. Besonders T-Mobile US hat hier Analysten zufolge Nachholbedarf.