Der Preis ist heiß: Der drittgrößte US-Mobilfunker ist an der Börse gut 50 Milliarden Dollar wert. Ein Faktor steigert die Euphorie von Firmenchefs und Investmentbanker noch: Im Weißen Haus sitzt mit Donald Trump ein Präsident, der Industrie-freundlich agiert. "Mit Trump könnte sich das regulatorische Umfeld ändern", sagte Telekom-Chef Tim Höttges bereits kurz nach der US-Wahl im November.

Naheliegend wäre nach Schätzungen der Bank JP Morgan eine Fusion von T-Mobile US mit dem kleineren Rivalen Sprint. Die Firmen dürften mit einer Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent vor den Traualtar ziehen, und die Fusion dürfte dann zu 70 Prozent von den Kartellbehörden freigegeben werden, sagt Analyst Philip Cusick. Geschätzte Einsparungen von fünf Milliarden Dollar machten den Schritt attraktiv. Vor zweieinhalb Jahren war der Schulterschluss noch am Veto von Washington gescheitert. Auch Sprint-Eigner Masayoshi Son wittert bereits seine zweite Chance. Anfang Dezember traf der japanische Telekom-Milliardär den neuen Präsidenten in der goldverzierten Lobby des Trump-Towers in New York und versprach Milliarden-Investitionen. Experten sehen in dem Zusammentreffen den Beginn einer Charme-Offensive von Son im neuen US-Machtzentrum.

Doch ist Sprint nicht die einzige Option. Weitere Szenarien für T-Mobile US wären eine Fusion mit einem Kabel-Unternehmen, einem der regionalen Mobilfunker oder mit dem Satelliten-TV-Anbieter Dish, sagt der JP Morgan-Experte. Doch angesichts der Wachstumsstärke von T-Mobile gilt mittlerweile auch ein Alleingang als möglich, die Aussichten dafür liegen bei 20 Prozent. T-Mobile US ist mittlerweile zur Wachstumslokomotive der Bonner Mutter geworden. Etwa 40 Prozent der Telekom-Börsenkapitalisierung von etwa 75 Milliarden Euro entfallen auf das US-Geschäft. An T-Mobile US hält der Bonner Konzern rund zwei Drittel des Kapitals.

Auch die Telekom selbst lässt mittlerweile Durchblicken, dass sie sich nicht wie früher um jeden Preis aus den USA verabschieden will. Der nächste Schritt kommt aber nicht über Nacht. Die Regulierungsbehörde FCC verbietet allen Teilnehmern der Frequenzauktion bis Mitte April jegliche Übernahmegespräche.

GÜNSTIGE VERSTEIGERUNG



Die Versteigerung der Frequenzen ging nach zehn Monaten am Freitag zu Ende. Die Telekomunternehmen kamen mit 19,6 Milliarden Dollar wesentlich günstiger weg als gedacht. Zu Beginn der Auktion lagen die Preiserwartungen bei 86 Milliarden Dollar. T-Mobile US hatte für das Wettbieten zehn Milliarden Dollar auf die hohe Kante gelegt.

Welche Firmen wie viel Geld auf den Tisch legten, dürfte erst in einigen Wochen bekannt werden. Mit am Start waren US-Marktführer AT&T und Verizon. Mit der Auktion werden die Verhältnisse im Mobilfunk auf Jahrzehnte hin zementiert. Frequenzspektrum ist für Smartphones in etwa genauso wichtig wie Straßen für Autos: Je mehr zur Verfügung steht, desto zügiger läuft der Verkehr.

T-Mobile US benötigt zusätzliches Funkspektrum, da die Kundenzahlen rasant wachsen. Voriges Jahr lockte US-Chef John Legere zum dritten Mal in Folge mehr als acht Millionen neue Nutzer. Mit gut 71 Millionen Kunden überholte die Firma aus dem Bundesstaat Washington bereits den Rivalen Sprint. Ob sich das Kundenwachstum auch in der Firmenkasse niedergeschlagen hat, wird sich am Dienstag zeigen. Dann stellt Legere die Jahreszahlen vor.

rtr