VW-Konzernkreisen zufolge sind bei den vier Millionen bereits bestehende Rückrufe mit eingerechnet. So hat die VW-Tochter Audi bereits die Umrüstung von bis zu 850.000 Fahrzeugen angekündigt.

Hendricks sagte, auch die Politik müsse Selbstkritik üben: "Es ist wohl so, dass der Staat es häufig an Distanz zur Autoindustrie hat mangeln lassen." Die Kontrollen müssten ausgeweitet werden. "Ich halte es für erforderlich, dass wir eine Kontrollbehörde in einem anderen Ressort ansiedeln müssen." Neben dem Verkehrsressort könne dies das Umwelt- oder Verbraucherschutzministerium sein.

Der Diesel-Gipfel mit Vertretern von Bundesregierung, Industrie, Ländern und Gewerkschaften will am kommenden Mittwoch Beschlüsse fassen, mit denen drohende Fahrverbote wegen zu hoher Stickoxid-Werte (NOx) vermieden werden können. Daimler hat bereits den Rückruf von drei Millionen Autos der Abgasnormen Euro-5 und Euro-6 angekündigt.

Hendricks sagte, diese Nachrüstungen durch die Installation neuer Software könnten nur ein erster Schritt sei. Es sei unklar, ob dies ausreiche, Fahrverbote vor Gericht zu verhindern. Die Diesel- und Benzin-Autos könnten ohnehin nur eine Übergangslösung sein, mittel- und langfristig müsse es emissionsfreie Antriebe geben. Ein Verbot des Verkaufs von fossilen Verbrennungsmotoren, wie es Frankreich und Großbritannien angekündigt haben, beurteilte sie skeptisch. Angesichts der Klimavorgaben würden um diesen Zeitraum herum allerdings auch in Deutschland solche Fahrzeuge nicht mehr verkauft werden.

Hendricks sagte, angesichts der Affären um manipulierte Abgasreinigungen und mutmaßliche Kartellabsprachen stehe die Industrie vor einschneidenden Änderungen: "Das ist ein Wendepunkt." Die Kartellvorwürfe gegen die Autohersteller würden die Agenda des Diesel-Gipfels zwar nicht ändern. "Aber es beeinflusst die Atmosphäre."

rtr