Angesichts des großen Aufwandes, riesige Datenmengen auszuwerten und viele Zeugen zu vernehmen, sei es offen, ob die Ermittlungen 2017 zum Abschluss kämen, erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Klaus Ziehe, am Dienstag. "Für das Diesel-Verfahren wage ich keine Prognose", ergänzte er. "Die Amerikaner sind uns hier im Grunde ein Jahr voraus."

Von den drei kleineren strafrechtlichen Ermittlungsverfahren in Deutschland - zu Steuerhinterziehung, Wertpapiermarkt-Manipulation und rechtswidriger Datenvernichtung - werde zumindest eines in diesem Jahr abgeschlossen, erklärte Ziehe weiter. Mit den US-Justizbehörden arbeiteten die Strafverfolger zusammen. "Wir haben gute Kontakte mit den Amerikanern", ergänzte er. Doch gelte hierfür strenge Vertraulichkeit. Ob der nun in den USA festgenommene VW-Manager unter den 21 Betrugsverdächtigen ist, wollte Ziehe nicht sagen. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" ist er es nicht. Die Staatsanwaltschaft lässt nur soviel durchblicken: Weder Vorstands- noch Aufsichtsratsmitglieder gehörten zum Kreis der Verdächtigen.

ANHÖRUNG AM DONNERSTAG

Der in den USA wegen des Dieselskandals angeklagte VW-Manager bleibt vorerst im Gefängnis in Miami. Er wurde am Montag des Betrugs angeklagt, weil er die Betrugssoftware bei Diesel-Fahrzeugen von Volkswagen nicht offengelegt habe. Richter William C. Turnoff setzte für Donnerstag eine Anhörung an. Bis dahin bleibt der frühere Leiter einer Abteilung, die bei VW in den USA für die Einhaltung von Umweltvorschriften verantwortlich war, in Haft. Nach Justizangaben wurde er am Samstag vom FBI festgenommen, als er nach einem Urlaub in Florida nach Hause reisen wollte.

Bei dem Gerichtstermin am Montag erschien er in Handschellen und in Gefängniskleidung. Sein Anwalt erklärte, der VW-Manager habe im vergangenen Jahr von den Ermittlungen gegen ihn erfahren und dem FBI seine Kooperation angeboten. Ende 2016 habe er sich in London mit FBI-Beamten getroffen. Im vergangenen Jahr hatte sich bereits ein VW-Ingenieur schuldig bekannt, an der Manipulation beteiligt gewesen zu sein. Der VW-Konzern wollte sich zu laufenden Ermittlungen oder mit dem Dieselskandal zusammenhängenden Personalangelegenheiten nicht äußern. Rund ein Dutzend Führungskräfte, vor allem aus der Entwicklung, schieden bereits aus.

Nach der Klageschrift wurde die Betrugssoftware bei Dieselfahrzeugen in den USA von 2006 bis 2015 eingesetzt. Sie sorgt dafür, dass die Fahrzeuge nur auf dem Prüfstand die Grenzwerte für Stickoxide einhalten. Im Straßenverkehr sind die Emissionen zigfach höher als erlaubt. Der verhaftete Manager soll eine Schlüsselrolle bei der Verschleierung des Dieselskandals gespielt haben. Auch die Führungsebene von VW in Wolfsburg habe die Vertuschung mitgetragen. Das leitende Management in der Zentrale sei am 27. Juli 2015 über Existenz und Ziel der Betrugssoftware (Defeat Device) informiert worden. "Statt für eine Offenlegung des Defeat Devices gegenüber der US-Aufsicht einzutreten, genehmigte das VW-Management die weitere Verschleierung", hieß es in der Klageschrift. Volkswagen hatte erst im September 2015 öffentlich zugegeben, bei elf Millionen Pkw weltweit die Abgasreinigung manipuliert zu haben.

In den USA, wo der Skandal knapp eine halbe Million Autos betrifft und aufgedeckt wurde, zieht das harte rechtliche Konsequenzen nach sich. Für außergerichtliche Vergleiche mit Schadensersatzklägern und Behörden fallen mehr als 17 Milliarden Dollar an. Mit der Entscheidung über eine Milliarden-Geldstrafe wegen des Verstoßes gegen das US-Luftreinhaltegesetz wird Insidern zufolge am Mittwoch gerechnet.

rtr