Viele DAX-Konzerne lassen die Aktionäre in ihren Geschäftsberichten über die genaue Höhe der erwarteten Jahresergebnisse im Unklaren. Das kritisiert der Anlegerschutzverein DSW, der mit der Beratungsgesellschaft Kirchhoff untersucht hat, wie aussagekräftig und transparent Konzerne Gewinnprognosen in den Berichten formulieren.

Demnach wagten 2013 elf Konzerne aus dem DAX-30 im Geschäftsbericht keine quantitativen Aussage zum angepeilten Überschuss für 2014, 21 machten keine genauen Angaben zu den erwarteten Spartenergebnissen. Nur acht gaben Ziele für beides in Form von konkreten Kennzahlen an. Zu den Verweigerern einer genauen Prognose zählen beispielsweise BASF und Daimler, deren Papiere zu den beliebtesten Aktien deutscher Anleger zählen.

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Genaue Zahlen nur für intern

"Für die interne Planung werden selbstverständlich Pläne mit konkreten Annahmen für das kommende Geschäftsjahr erstellt", bemängelt DSW-Präsident Ulrich Hocker. "Nur den Aktionären möchte man diese Informationen dann häufig doch lieber nicht zur Verfügung stellen."

In der Studie achteten DSW und Kirchhoff nicht nur auf quantitative Ausblicke für Konzern- und Spartenergebnisse, sondern auch auf genaue Prognosen für Investitionen, Forschung und Entwicklung, Personal und Dividenden. Zudem prüften sie, ob die Konzerne freiwillig Aussagen über ein Jahr hinaus trafen und Angaben zu Gesamtwirtschaft, Branche, Finanzierung, Kosten oder Unternehmensstruktur machten.

Wer all diese Punkte erfüllte, erreichte die höchste Transparenzstufe. Das schafften acht Konzerne: Allianz, Deutsche Post, Telekom, Siemens, Munich Re, Continental und Fresenius SE. Volkswagen schaffte 2013 zudem als einziger den Aufstieg. Hingegen fielen bei zehn Firmen die Prognosen besonders intransparent aus. So landeten unter anderem Beiersdorf, Merck, Linde, Deutsche Bank und Commerzbank in der untersten Kategorie.

Bei ihren Prognosen nutzten viele Konzern schwammige Formulierungen wie die Erwartung "eines leicht steigenden Umsatzes", kritisiert Hocker. "Was unter ‚leicht‘ zu verstehen ist, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen." Wer sich auf Kennzahlen einlasse, greife meiste auf Intervalle zurück, um Ziele in einer Bandbreite zu verorten. Punktprognosen hätten 2013 nur vier riskiert.

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Prognosen selten daneben

Immerhin aber lässt sich ein leichter Trend zur Besserung feststellen. 2012 hatten 13 DAX-Konzerne und damit noch mehr keine genaue Prognose gewagt. Auch zeigt ein Rückblick auf die übrigen 17 Firmen, die sich damals auf einen quantitativen Ausblick einließen, eine hohe Treffsicherheit: Elf erreichten die angepeilten Ziele 2013, vier übertrafen sie gar. Nur zwei - Bayer und Siemens - lagen daneben (siehe Grafik).

Die gute Quote lässt sich damit erklären, dass zurückgenommene Prognosen an der Börse oft kostspielig sind - und viele Firmen daher lieber nicht zu viel versprechen. "Die Konzerne gehen bei ihren Schätzungen durchaus konservativ vor", sagt Klaus Kirchhoff, Chef der gleichnamigen Beratungsgesellschaft.

Was passiert, wenn Unternehmen beim Ausblick zu hoch pokern, musste gerade Bilfinger im MDAX erleben. Nachdem der Baukonzern sein Gewinnziel kassiert hatte, fiel die Aktie um 17 Prozent - und markierte ein neues Jahrestief.