Ungeachtet regelmäßiger Attacken von Leerverkäufern und obskuren Betrugsvorwürfen machte Wirecard im vergangenen Jahr beste Geschäfte. Wie der Zahlungsabwickler mitteilte, legte der Umsatz laut vorläufigen Zahlen um rund ein Drittel auf 1,02 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg mit 308,9 Millionen Euro um 35 Prozent an. Mit dem Ergebnis erfüllt der TecDax-Konzern seine im Oktober angehobene Prognose und erfüllt die Erwartungen der Börsianer.

Die deutlich zweistelligen Wachstumsraten zeigen welches Potential der Markt für bargeldloses Zahlen und digitalen Zahlungsverkehr bietet. Um seine Wachstumschancen zu verbessern, expandiert Wirecard mittlerweile in neue Märkte. Im vergangenen Jahr wurde dazu in Amerika das Geschäft mit Prepaidkarten von der Citi Group erworben. Der Deal soll noch zu Beginn diesen Jahres abgeschlossen werden. Wirecard ist ab diesem Jahr aber nicht nur in den USA aktiv. In Indien soll mit der Ausgabe einer Cash-Debit-Karte begonnen werden, während der Zahlungsabwickler Chinesen, über den Dienst Alipay, seit kurzem das Shoppen in Europa erleichtert.

Die Beispiele zeigen zwei Dinge. Für seine Vorstöße in neue Märkte braucht Wirecard die Zulassung der jeweiligen Finanzbehörden und örtliche Bankpartner. Dass der Konzern beides erhält offenbart, wie fadenscheinig die immer wieder vorgebrachten Betrugs- und Geldwäsche Vorwürfe durch Leerverkäufer offenbar sind. Doch nicht nur die staatlichen Genehmigungen sprechen für das Geschäft der Münchner. Wie kaum ein anderes Unternehmen profitiert Wirecard davon, dass immer mehr im Internet statt in der Shoppingmeile eingekauft wird und ist dabei einer am am breitesten aufgestellten Anbieter. Gleichzeitig wird auch an der Ladentheke immer öfter bargeldlos und über Smartphones und Apps bezahlt.

Diese Trends stoßen bei Wirecard zusätzlich auf eine immer stärkere Internationalisierung und sorgen im Ergebnis für starkes Wachstum. So zogen die Einnahmen im vierten Quartal um 34 Prozent auf 309 Millionen Euro an, während das Ebitda mit einem Plus von 36 Prozent auf 93,4 Millionen Euro noch stärker stieg. Das überproportionale Ergebnisplus geht auf Skaleneffekte zurück, während Analysten schätzen, dass der Konzern rund ein Viertel seines Einnahmeplus aus eigener Kraft stemmte. Neben den guten Zahlen für das vergangene Jahr bestätige der Vorstand sein Ziel, in diesem Jahr ein Ebitda in einer Bandbreite von 382 Miollionen bis 400 Miollionen Euro erzielen zu wollen. Die Aktie konnte von den positiven Nachrichten allerdings noch nicht profitieren.

Auf Seite zwei: Einschätzung der Redaktion

Einschätzung der Redaktion



Bereits im Vorfeld der Zahlen hatte sich der Kurs von Wirecard seinen alten Höchtsständen wieder angenähert. Mit den Zahlen dürfte es daher auch zu Gewinnmitnahmen im einem insgesamt schwachen Markt gekommen sein. Als schlechtes Zeichen ist die Kursreaktion daher nicht zu werten. Kann der Konzern das untere Ende seiner Ebitda-Prognose erreichen, würde das operatives Ergebnis erneut um fast 24 Prozent steigen. Im Schnitt trauen Analysten dem Konzern für 2017 jedoch noch mehr zu und erwarten ein Ebitda von 396 Millionen Euro. Mit Blick auf die Bewertung der Aktie ergäbe sich dann ein KGV von 20. Angesichts deutlich zweistelliger Wachstumsraten erscheint das nicht zu teuer und gibt der Aktie weiter Potential. Kaufen.

Kursziel: 55,00 Euro
Stoppkurs: 38,00 Euro