Das Biotechnologieunternehmen Valneva hat am Montag seine Phase-3-Daten zum Covid-19 Impfstoff "VLA2001" veröffentlicht. In der Phase-3-Studie wurde "VLA2001" mit dem Impfstoff "AZD1222" von AstraZeneca verglichen. Insgesamt sei der Wirkstoff von Valneva besser verträglich als das Konkurrenzprodukt: In Bezug auf die Injektionsstelle meldeten 73,2 Prozent der Teilnehmer unerwünschte Nebenwirkungen. Im Falle des AstraZeneca-Impfstoffes waren es mit 91,1 Prozent deutlich mehr.

Auch im Hinblick auf die systemischen Reaktionen, also die Auswirkungen auf den gesamten Körper, war das Verhältnis mit 70,2 Prozent zu 91,1 Prozent positiver für den Impfstoff von Valneva. Die Wirksamkeit sei bei dem sogenannte Totimpfstoff von Valneva ebenfalls effektiver. Der Titer, das Maß der Antikörper im Blut, war höher als die der Vergleichsgruppe, die AstraZeneca erhalten haben.

Valneva verfolgt mit seinem Impfstoffkanditaten einen anderen Weg als die Konkurrenz. Mit inaktiven Viren wird dem Körper das abgetötete Virus präsentiert, deshalb nennt man den Impfstoff auch Totimpfstoff. Die abgetöteten Krankheitserreger können sich nicht mehr vermehren. Da der Körper diese Bestandteile als Fremdkörper wahrnimmt produziert er Antikörper. Um die gewünschte Immunreaktion auszulösen, wird meist ein Wirkverstärker zugesetzt. Diese Methode ist lange bewährt und kommt bei vielen Impfstoffen zum Einsatz. Wann der Impfstoff in Deutschland zugelassen werden kann, ist noch unbekannt.

Dennoch reagierte die Aktie am Montag mit einem Kursplus von über 30 Prozent. Damit hat das Papier aber den Kurseinbruch von vor fünf Wochen noch nicht aufgeholt. Der Abverkauf resultierte aus einer schlechten Neuigkeit über die Auftragslage. Damals hatte Großbritannien den Liefervertrag für den kommenden Covid-19 Impfstoff storniert.

Halbjahreszahlen von weniger Reisen belastet


Am 10. August hat Valneva seine Zahlen zum Halbjahr 2021 vorgestellt. Das Unternehmen hat unter den Corona-Beschränkungen gelitten. So wurden beispielweise deutlich weniger Reiseimpfstoffe nachgefragt als sonst. Die Produktverkäufe fielen im Vorjahresvergleich um 22,3% auf 31,8 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit 47,5 Millionen Euro stabil (VJ: 47,9 Millionen Euro). Das ist auf die Erlöse aus Kollaborationen und dem Lizenzgeschäft zurückzuführen. Die Forschungs- und Entwicklungskosten stiegen, aufgrund der Investitionen in den Covid-19 Impfstoff, um rund 137 Prozent.

Einschätzung zur Valneva-Aktie


Das Geschäft von Valneva hat im ersten Halbjahr unter der Corona-Krise gelitten, da weniger Menschen reisten und somit die dafür vorgesehenen Impfstoffe weniger nachgefragt wurden. Dennoch verfügten die Franzosen über eine sehr hohe Position an liquiden Mitteln. Im Rahmen ihrer Covid-19 Impfstoffforschung investierte das Biotechunternehmen hohe Beträge. Der Impfstoffkanditat VLA2001 scheint vielversprechend.

Es bleibt abzuwarten, ob der Impfstoff nicht eigentlich zu spät auf den Markt kommt. Denn beispielsweise in Deutschland ist die Mehrheit der Bürger bereits geimpft, in anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Allerdings könnten Impfkritiker aber im "Totimpfstoff" von Valneva eine Alternative finden. So ist der klassische Ansatz mit inaktiven Viren seit langer Zeit erprobt. Zudem sei der Impfstoff verträglicher als das Konkurrenzprodukt von Astrazeneca.

Die Aktie hat auf die positiven Studienergebnisse des Impfstoffes stark reagiert. Die Verluste von vor fünf Wochen sind aber noch nicht aufgeholt. Im Juni schätzte der Analyst Suvannaveijh von der Investmentbank Goldman Sachs, dass der Impfstoffhersteller 2022 profitabel sein wird. Suvannaveijh schätzt die operative Marge im Jahr 2022 auf rund 35 Prozent. Auch wir sind zuversichtlich für die Aktie. Der Impfstoffkanditat VLA2001 scheint vielversprechend. Er ist eine Alternative zu den aktuellen mRNA Impfstoffe und könnte Impfgegner überzeugen. Gelingt die Zulassung des Impfstoffes würde das Unternehmen stark davon profitieren.