Folglich sorgt das "Zinsspiel" in immer kürzeren Abständen für Aufregung an den Kapitalmärkten - insbesondere bei den Devisen. Denn diese Assetklasse reagiert besonders sensibel auf Veränderungen der Leitzinsen. Eine alte Gesetzmäßigkeit lautet: steigende Zinsen, steigende Währung - und umkehrt. Diese keynesianische Wechselkurstheorie war früher häufig ganz klar ausgeprägt. Als beispielsweise die Fed die Zinsen 2007 im Zuge der beginnenden Finanzkrise zu senken begann, befand sich die EZB noch in einem Aufwärtszyklus. In dieser Zeit markierte der Euro sein Allzeithoch bei über 1,60 US-Dollar.
Notenbankdivergenzen
Aktuell stellt sich die Lage spiegelverkehrt dar. Die US-Notenbank hob Mitte Dezember 2015 den Leitzins erstmals seit nahezu zehn Jahren wieder an. Dabei kündigte Fed-Chefin Janet Yellen an, dass es in vorsichtigen Schritten weitergehen solle. Im Vorfeld der Erhöhung gewann der Dollar gegenüber dem Euro knapp ein Zehntel an Wert. Da die Wirtschaftsdaten allerdings in den Folgemonaten nicht durchweg überzeugen konnten, ebbte die Spekulation wieder ab, und die euro-päische Gemeinschaftswährung machte Boden gut. Wegen des überraschend geringen Jobzuwachses im August bekamen Zinsoptimisten nun erneut einen Dämpfer. Wenige Tage zuvor hatte Yellen in einer Rede noch die Tür für eine weitere Zinserhöhung aufgestoßen. Notenbank-Führungsmitglied Jeffrey Lacker sprach sich sogar direkt für eine baldige Erhöhung aus. Für ihn wäre bereits die Zinssitzung im Juli ein guter Termin gewesen.
Geldschleusen gehen auf
Was bleibt, ist also weitere Unsicherheit - und die lässt sich auch am Wechselkurs ablesen. Abgesehen von vereinzelten Ausschlägen nach oben und unten pendelt das Devisenpaar Euro/US-Dollar seit Wochen um die Marke von 1,12. Sollte die Fed aber ihren Plan umsetzen und vorwärtsmarschieren, während die EZB auf der anderen Seite ihre Geldschleusen weiter öffnet, dürfte der Dollar bis zum Jahresende weiter an Stärke gewinnen.
Auf einem den USA komplett entgegengesetzten Zinskurs sind auch die Währungshüter in Japan. Zusammen mit der Regierung versuchen sie das rezessionsgeplagte Land bereits seit Längerem mit einer Geldflut auf Wachstumskurs zu bringen. Bis dato allerdings mit nur mäßigem Erfolg. So werden immer neue milliardenschwere Programme wie zuletzt im August aufgelegt. Ziel ist es unter anderem, die eigene Währung zu schwächen, um auf diesem Wege die Exportwirtschaft anzutreiben.
Am Devisenmarkt hat dieses Spiel lang funktioniert. Vom Amtsantritt Shinzo Abes 2012 wertete der Yen gegenüber dem Dollar bis zum Jahr 2015 um mehr als die Hälfte ab. Doch nun stehen die Zeichen auf Korrektur. Bis auf 100 Yen pro US-Dollar hat sich die fernöstliche Devise verteuert. Hier befindet sich allerdings eine starke Unterstützung aus dem Jahr 2014, welche die Yen-Bullen erneut stoppte.
Auch in Down Under konzentriert sich die dortige Notenbank auf die Schwächung der eigenen Währung. Da in vielen Regionen des fünften Kontinents die Konjunktur lahmt, der Australische Dollar aber zuletzt aufwertete, hat die australische Notenbank, die Reserve Bank RBA, Anfang August die Leitzinsen auf rekordniedrige 1,5 Prozent gesenkt. Mit dieser Maßnahme soll der Druck auf exportabhängige Industrien wie der Bergbau oder auch die Landwirtschaft reduziert werden. Die Chancen, dass die Zinssenkung die jüngste Aufwertung des Devisengespanns Australischer Dollar/US-Dollar, das in diesem Jahr um rund ein Zehntel zulegte, stoppen kann, stehen nicht schlecht. Zumal wie bereits erwähnt die Fed einen konträren Kurs fährt.
Steil nach unten ging es zuletzt mit dem Pfund. Nach der Brexit-Entscheidung im Juni dieses Jahres wertete die Devise im Vergleich zum Euro um mehr als zehn Prozent ab. Die Bank of England hat auf diese ökonomische Erschütterung wegen des überraschenden Ausgangs des Referendums mit einer Zinssenkung sowie einer Ausweitung des Anleihekaufprogramms reagiert. Alles Maßnahmen, die auf die Währung drücken. "Der insgesamt schwächere Ausblick für die britische Wirtschaft, die lockere Geldpolitik und das Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit dürften dazu beitragen, das Pfund weiter zu schwächen," fasst Fidelity-Fondsmanager Nick Peters die Lage zusammen.
Aus technischer Sicht tritt das Währungspaar Euro/Britisches Pfund derzeit in eine entscheidende Phase. Der alte Widerstand bei 0,86/0,88 Britisches Pfund wurde bereits getestet. Diese Barriere geht auf die Jahre 2011 und 2013 zurück, als jeweils auf diesem Niveau die Aufwärtsbewegung endete. Angesichts der aktuellen makroökonomischen Rahmenbedingungen ist es durchaus vorstellbar, dass das FX-Duo diesmal den Durchbruch schafft.
Das Gros der Währungen bewegt sich derzeit munter auf und ab. Nicht so der Schweizer Franken, der an Passivität kaum zu übertreffen ist und gegenüber dem Euro in den vergangenen zwölf Monaten in einer engen Spanne zwischen 1,06 und 1,12 Franken schwankte. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) setzt bereits seit eineinhalb Jahren auf Negativzinsen, um eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Franken zu verhindern. Auch Interventionen am Devisenmarkt zählen zum Werkzeug der Währungshüter. In der jüngsten Vergangenheit griffen sie immer wieder im Bereich von 1,08 Franken ein. An der Lagebeurteilung durch die SNB - die nächste Sitzung findet am 15. September statt - dürfte sich so schnell nichts ändern.
Traden in alle Richtungen
Während Trader bei den vorgestellten Devisenpaaren Ab- und Aufwärtstrends mit klassischen Warrants effektiv spielen können, ist bei Euro/Franken ein Inline-Optionsschein sinnvoll. Denn dank dieser Struktur lassen sich aus einer Seitwärtsbewegung hohe Erträge schöpfen. Bleibt das FX-Duo im entsprechenden Korridor - in unserem Fall wäre dies zwischen 1,0550 und 1,1100 CHF - zahlt die Emittentin am Ende der Laufzeit zehn Euro je Schein aus. Wird aber eine der Schwellen verletzt, verfällt das Produkt wertlos.