Investoren verlassen die sicheren Häfen - neben Gold ist das auch der Franken, der kräftig abwertete. Mitte Januar mussten nur 1,07 Franken für einen Euro gezahlt werden, zuletzt waren es zeitweise mehr als 1,11 Franken, so viel wie seit Mitte 2019 nicht mehr. Die Impffortschritte in vielen Ländern lassen Investoren hoffen, dass die Weltwirtschaft sich bald kräftig erholt, was zu mehr Risikofreude führt. Hinzu kommt noch, dass die Schweiz im europäischen Vergleich beim Impfen hinterherhinkt und damit die Wirtschaft dieses Jahr nicht so stark wächst wie die der Eurozone.

Für die Eidgenossen wird ein BIP-Plus von drei Prozent erwartet, für die Eurozone 3,8 Prozent. Auch weil die Schweizer Ökonomie 2020 mit einem BIP-Minus von 3,5 besser abschnitt als die Eurozone mit 6,8 Prozent und deshalb ein höheres Ausgangsniveau aufweist. Sind doch die Eidgenossen spät in den zweiten Lockdown gegangen und hielten Geschäfte und Restaurants lange offen. Viele Skipisten sind immer noch in Betrieb. Das federte den Einbruch ab, hat aber zur Folge, dass das Alpenland wohl weniger von Öffnungsmaßnahmen profitiert als viele Eurostaaten.

Notenbank gegen starken Franken

Ein weiterer Nachteil gegenüber dem Euroraum besteht für Investoren darin, dass der Leitzins von minus 0,75 Prozent den Franken unattraktiver macht. In der Eurozone liegt der Leitzins bei null Prozent. Daran dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) auch so schnell nichts ändern. Ist sie doch an einer schwächeren heimischen Währung interessiert.

Allein in den ersten neun Monaten des Vorjahres hat sie deswegen mit mehr als 100 Milliarden Franken am Devisenmarkt interveniert, um eine weitere Aufwertung des Franken zu verhindern. "Denn die hohe Abhängigkeit der Schweiz vom Export und vom Tourismus bedeutet, dass eine starke Währung für die SNB ein Problem darstellt", erklärt Fabio Comminot, Handelschef beim Züricher Fintech-Unternehmen Ebury, die Zwänge der Notenbank. Er rechnet trotz der jüngsten Gegenbewegung zum Aufwärtstrend damit, dass die Schweizer Devise bis Ende 2021 zum Euro weiter an Wert verliert.

Dessen Standing bei Anlegern hat sich zudem dadurch verbessert, dass Ex-EZB-Chef Mario Draghi das Amt des italienischen Ministerpräsidenten übernommen hat. Hinzu kommt, dass Anleger aus defensiven Schwergewichten der Züricher Börse wie Roche, Novartis und Nestlé in riskantere zyklische Aktien umschichten. "Weniger Schweizer Pharma, mehr europäische Industrie, lautet das Motto", sagt Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank.

Diese Entwicklung dürfte sich fortsetzen. Mit dem Mini-Future-Zertifikat (ISIN: DE 000 MC2 3S2 1) auf Euro long/Franken short von Morgan Stanley profitieren Anleger davon mit Hebel 4,1. Die Barriere bei 0,85 Franken je Euro liegt aktuell fast 23 Prozent entfernt.