Volkswirte sehen erste Zinssenkungen zur Jahresmitte. "Die Fed dürfte nicht ganz zufrieden sein."
Die Inflationsrate in den USA ist im Dezember auf 3,4 (Vormonat: 3,1) Prozent angestiegen - und damit etwas stärker als von Volkswirten erwartet. Im November war die US-Teuerung noch leicht auf 3,1 (Vormonat: 3,2) Prozent zurückgegangen.
Eine erste Fed-Zinssenkung im Frühjahr, wie es derzeit an den Finanzmärkten eingepreist sei, sei zu voreilig, sagte VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel zu den Zahlen. "Die Fed dürfte mit dem heutigen Zahlenwerk nicht vollständig zufrieden sein." Der Rückgang der Kerninflation sei zwar erfreulich, aber der Preisdruck gehe insgesamt nur langsam zurück. Andere Ökonomen äußerten sich ähnlich. Sie rechneten in ersten Reaktionen auf die neuen Inflationsdaten mit Zinssenkungen erst ab der Jahresmitte.
Für die US-Notenbank Fed sind die Inflationszahlen ein wichtiger Anhaltspunkt für den geldpolitischen Kurs. Die Währungshüter hatten sich zuletzt vorsichtig in Richtung erster Zinssenkungen im Verlauf des Jahres 2024 vorgetastet. Die Notenbanker wiesen aber immer darauf hin, dass sie von Sitzung zu Sitzung entscheiden und dabei die jeweils aktuellen Daten die Grundlage bildeten.
Fed-Direktor Williams: "Wir sind noch nicht fertig"
Erst am Mittwoch hatte der Chef des Fed-Bezirks New York, John Williams, vor zu frühen Zinssenkungen gewarnt. Die Fed habe noch einen weiten Weg vor sich, um die Inflation wieder auf ihr Zwei-Prozent-Ziel zu bringen, sagte Willams laut Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben bedeutende Fortschritte bei der Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichts und der Senkung der Inflation erreicht. Aber unsere Arbeit ist noch nicht getan“, sagte Williams. Die Fed werde noch einige Zeit einen restriktiven Kurs fahren müssen, um ihre Ziele vollständig zu erreichen.
Williams bekräftige, die Fed treffe ihre Entscheidungen weiter von Sitzung zu Sitzung abhängig von der Datenlage. Die Notenbank hatte die Leitzinsen seit Anfang 2022 schrittweise von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht. Bei den letzten drei Sitzungen 2023 ließ sie den Satz unverändert.
CME-Analysetool: Wahrscheinlichkeit für Fed-ZInssenkung am 20. März bei 70 Prozent
An den Terminmärkten wurde zuletzt mit ersten Zinssenkungen der Fed auf der Sitzung am 20. März gerechnet. Laut Analysetool der US-Terminbörse CME liegt die Wahrscheinlichkeit dafür derzeit bei rund 70 Prozent. Für die Fed-Sitzung im Mai wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung mit 96 Prozent angegeben.