Das politische System der Schweiz ist auf Stabilität ausgerichtet, große Verschiebungen geschehen selten. Insofern ist das Ergebnis der Parlamentswahlen vom vergangenen Wochenende ein Paukenschlag: Noch nie hat eine Partei so stark abgeschnitten wie der Wahlsieger, die Schweizerische Volkspartei (SVP). Und noch nie hat ein Kandidat mehr Stimmen erhalten als der Politikneuling Roger Köppel, Verleger und Chefredakteur des Magazins "Weltwoche", der nun für die SVP ins Parlament einzieht. Für die Wirtschaft des Landes wird der Siegeszug der SVP allgemein als positiv bewertet - die Partei gilt als unternehmerfreundlich, hat viele Firmenchefs unter ihren Mitgliedern.

Auch die wirtschaftsfreundliche FDP konnte zulegen. Allerdings haben Köppel und Co vor allem aufgrund ihrer Forderung nach weiteren Zuwanderungsbeschränkungen zum Stopp des angeblichen "Asylchaos" Stimmen gewonnen. Zwar rechnet die Schweiz in diesem Jahr nur mit 30 000 Asylanträgen.

Will die SVP ihre Wahlversprechen aber umsetzen, droht Ärger mit der EU. Denn die will eine Reihe von bilateralen Abkommen platzen lassen, wenn die Schweizer die Personenfreizügigkeit von Unionsbürgern beschneiden. Das könnte sich negativ auf eidgenössische Unternehmen auswirken - die zudem absolut darauf angewiesen sind, hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland anzulocken.

Die erfolgsverwöhnten Konzerne des Alpenlandes können auf neue Probleme gut verzichten. Die Exportnation musste im dritten Quartal bereits einen Rückgang der Warenausfuhren um 5,1 Prozent hinnehmen. So stark schrumpfte der Außenhandel zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise im Jahr 2009. Insbesondere die Uhrenbranche und zyklische Industriezweige zeigten sich schwach. Hier kommen mehrere Effekte zusammen: Die Stärke des Schweizer Franken schlägt voll durch, gleichzeitig macht sich die Schwäche von wichtigen Absatzmärkten in Schwellenländern bemerkbar. Schweiz- Anleger brauchen sich darüber jedoch keine übermäßigen Sorgen zu machen. Die börsennotierten Unternehmen sind vom Franken-Thema in der Regel nicht so stark betroffen: Sie haben Produktionsstandorte auf der ganzen Welt, die Verlagerung von Herstellungsstätten hat sich seit der Abkehr der Schweizer Nationalbank von der Euro- Anbindung des Franken zu Beginn des Jahres noch einmal verstärkt.

Die Pharmaindustrie, mit Abstand die wichtigste Branche der Schweiz, verzeichnete auch im dritten Quartal leicht steigende Produktexporte im Vergleich zum Vorjahr. Zudem hat sich der Franken seit Juli wieder etwas abgeschwächt, was Schweizer Waren im Ausland wieder billiger macht. Und die extrem niedrigen Leitzinsen der Schweizer Nationalbank dürften die Attraktivität von Qualitätsaktien wie Nestlé, Roche oder Novartis, die alle eine Dividendenrendite von mehr als drei Prozent bieten, noch steigern.

Die großen multinationalen Schweizer Firmen bleiben eine sichere Bank. Daher lohnt ein Schweiz-ETF nach wie vor.

jgr/jk