Rund acht Millionen Touristen besuchen pro Jahr das "Sydney Opera House". Das Wahrzeichen Australiens ist jedoch in die Jahre gekommen und bedarf der Erneuerung. Der Bundesstaat New South Wales (NSW) will nun 600 Millionen Australische Dollar in die Modernisierung des Opernhauses und des nahe gelegenen Kulturforums "Walsh Bay Arts Precinct" stecken. Die Infrastrukturinvestitionen sollen zusätzliche ausländische Gäste anlocken und zudem generell die Konjunktur in NSW beleben. Auch in den ressourcenreichen Bundesstaaten Queensland und Western Australia will man neue Wachstumsquellen erschließen, etwa durch Erdgasverflüssigungsanlagen wie das Wheatstone-LNG-Project. Und auch die Regierung in Canberra legt Programme zur Stimulierung der Wirtschaft auf und verlegt landesweit ein Hochgeschwindigkeitsglasfasernetz. Bis 2018 sollen 9,5 Millionen Menschen daran angeschlossen sein. Auch der Ausbau des Pacific Highway wird vorangetrieben.

Die Investitionen sind dringend notwendig. Australien erzielt längst nicht mehr die Zuwächse wie noch vor ein paar Jahren. 2012 etwa legte das Bruttoinlandsprodukt noch um über 3,6 Prozent zu. 2015 werden es nach Angaben des Wirtschaftsförderungsinstituts Germany Trade & Invest (GTAI) nur 2,3 Prozent sein. Das kräftige Plus in der Vergangenheit - auch während der Finanzkrise - verdankte Australien vor allem dem Rohstoffhunger Chinas. Zwischen 2007 und 2013 stieg der China-Anteil an den Gesamtexporten Australiens von 14 auf 36 Prozent. Doch das Interesse an Uran, Kohle und insbesondere Eisenerz - Australien fördert rund ein Drittel der weltweit abgebauten Menge - lässt spürbar nach und zieht die Preise nach unten: Notierte Eisenerz 2011 noch bei 185 US-Dollar, sind es aktuell nur noch 47 Dollar.

Die Talfahrt der Rohstoffpreise belastet die Kurse von Minenwerten wie Rio Tinto und BHP Billiton. Wegen möglicher Kosten im Zusammenhang mit dem jüngsten Dammbruch einer Mine in Brasilien, fürchten Anleger eine Kürzung der Dividende von BHP im kommenden Jahr. Auch wenn die Bewertungen mittlerweile wieder attraktiv erscheinen: Es dürfte noch dauern, bis die Eisenerznotierungen und die Aktienkurse der beiden Rohstoffgiganten wieder anziehen. Doch Australien ist nicht nur ein Rohstoffexporteur. Die Wirtschaft des Landes ist diversifiziert. Im MSCI Australia machen Rohstoffwerte nur knapp 15 Prozent aus. Finanztitel dominieren hingegen mit knapp 54 Prozent. Der Dienstleistungssektor trägt rund 70 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Laut GTAI zählen 66 Prozent der australischen Bevölkerung zum Mittelstand. Die im internationalen Vergleich wohlhabenden Verbraucher blicken seit dem Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten optimistischer in die Zukunft. Dem früheren Geschäftsmann Malcolm Turnbull trauen die Bürger zu, durch Steuerreformen starke Wachstumsimpulse zu setzen.

Der australische Markt ist aufgrund des Rohstoffmalus unberechtigterweise zurückgeblieben.

Jörg Billina/jk