Kaum Wachstumsimpulse, kaum Rendite - die meisten Schwellenländermärkte bereiteten den Anlegern auch 2015 nur wenig Freude. Nur einzelne größere Leitindizes wie in Mexiko oder Indien schafften überhaupt ein Miniplus. Dagegen spiegelt der Kurseinbruch von 35 Prozent beim Bovespa in São Paulo die tiefe Rezession wider, in der sich Brasilien derzeit befindet. Umgekehrt sind die meisten Märkte nach dem Kursrutsch wieder günstig bewertet. Entscheidend bleibt, welche Länder die attraktive Bewertung durch Wachstum fundamental untermauern.



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Einzelne Lichtblicke



Zwei Faktoren werden die wirtschaftliche Entwicklung in den Schwellenländern im kommenden Jahr prägen. Da wäre zum einen die Frage, welche Staaten am stärksten von der sich abschwächenden Konjunktur in China getroffen werden. Zum anderen wird zu beachten sein, wie sich die erste Anhebung der US-Leitzinsen seit 2006 auswirken wird. Das gilt vor allem für jene Länder, die auf ausländisches Kapital angewiesen sind, um ihr Handelsbilanz-defizit und ihre Staatsschulden in den Griff zu bekommen.

Noch erwarten die meisten Experten, dass China ohne größere Verwerfungen den Übergang zu einer von Binnennachfrage getriebenen Volkswirtschaft schafft. "Die stagnierenden Branchen werden durch den weiter wachsenden Binnenkonsum abgefedert. Deshalb gehen wir weiterhin von einer weichen Landung aus", meint etwa Gabriel Csendes, Business Manager Schwellenländer bei UBS AM. Sollte es zu Überraschungen beim Wirtschaftswachstum kommen, dann erwartet Csendes eher negative als positive News aus China.

Die niedrigen Rohstoffpreise setzen dagegen Exporteuren wie Russland, Südafrika, Kolumbien oder Chile zu. Spannend wird im Börsenjahr 2016 auch die Frage, ob die Rezession in Brasilien ihren Boden schon erreicht hat. Staaten mit gesunden Bilanzen und niedriger Verschuldung in Fremdwährung können dagegen höhere US-Leitzinsen besser wegstecken.

Indien hat unter den größten Schwellenländern am ehesten das Zeug, seine Wirtschaftskraft in den kommenden Jahren weiter zu steigern. Mit jährlichen Wachstumsraten von mehr als sieben Prozent ist der Subkontinent dabei, China zu überflügeln. Nutznießer sind vor allem Banken sowie Unternehmen, deren Geschäft auf den Aufbau der Infrastruktur und den Binnenkonsum ausgerichtet ist. Mexiko und Osteuropa heben sich ebenfalls positiv ab. Anders als etwa Brasilien ist Mexiko nur moderat verschuldet. Unter den osteuropäischen Ländern profitieren dagegen vor allem Polen und Ungarn weiter von der anziehenden Konjunktur in Europa.

Zu den positiven Überraschungen sollte 2016 Japan zählen. Nach einem Durchhänger Mitte 2015 wird die Konjunktur vor allem durch den steigenden Konsum der Privathaushalte wieder an Fahrt gewinnen. "Weil das Geschäftsjahr der meisten japanischen Firmen am 31. März endet, wird das die Gewinne positiv beeinflussen, zumal der gegenüber dem US-Dollar weiterhin schwache Yen diesen Trend begünstigt", meint etwa Sarah Williams, Fondsmanagerin bei Columbia Threadneedle. Die Deutsche Bank geht in ihrem Ausblick für 2016 davon aus, dass sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts gegenüber 2015 von 0,7 auf 1,5 Prozent mehr als verdoppeln wird. Threadneedle-Expertin Williams erwartet, dass davon exportorientierte Branchen ebenso profitieren wie auf den Binnenmarkt ausgerichtete Firmen oder Finanzdienstleister.

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Fondsprodukte bündeln Risiken



Wegen der anhaltenden Schwankungen bleiben aktiv gemanagte Fonds sowie ETFs zu einzelnen Ländern und Branchen deshalb gegenüber Einzelinvestments die bessere Anlagealternative für Schwellenländer. Bei den meisten aktiv gemanagten Investmentfonds ist China hoch gewichtet. Der Fidelity Pacific A federt seinen 25,3-prozentigen China-Faktor mit einer beinahe ebenso hohen Gewichtung Japans ab. Auf Branchenebene bilden Konsumgüter, Finanzdienstleistungen und IT-Firmen zwei Drittel des Portfolios ab. Die bisher starke Performance des Fonds rechtfertigt die relativ happigen Gebühren.



Das gilt auch für den von Investorenlegende Mark Mobius gemanagten Templeton EM Smaller Companies A. Zwei indische Firmen bilden hier die größten Positionen - und zyklische Konsumgüter den mit Abstand größten Sektor. Regional breit gestreut in Asien, Lateinamerika, Osteuropa, im Nahen Osten und in Afrika ist der Carmignac Emergents mit seinem Branchenfokus auf Technologie und nicht zyklischen Konsumgütern. Wer auf die Wachstumsstory Indien setzt, fährt gut mit dem Goldman Sachs India Equity.

Indexfonds (ETFs) bieten die Chance, über Indizes an der Performance einzelner Wachstumsmärkte zu partizipieren. Ein gutes Chance-Risiko-Profil bei überdurchschnittlich wachsenden Märkten in Asien bieten ETFs auf Korea und - mit deutlich spekulativerem Charakter - Vietnam. Wer Positionen in Lateinamerika aufbauen will, legt sich einen ETF auf den MSCI Mexico ins Depot.