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Hartwig Kos heuerte im Jahr 2005 bei der britischen Investmentgesellschaft Baring Asset Management an. Der Österreicher managt die Multi-Asset- Fonds Baring Dynamic Emerging Markets (ISIN: IE00B40410P4) und Baring Euro Dynamic Asset Allocation (ISIN: IE00B7Z2JW43). Er ist zudem für das Makroresearch verantwortlich. Kos studierte Investmentmanagement an der CASS Business School in London sowie Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft an der Universität Basel.

€uro fondsxpress: Herr Kos, Sie managen sowohl den Baring Euro Dynamic Asset Allocation Fund als auch den Baring Dynamic Emerging Markets Fund. Ist die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen in beiden Multi-Asset-Fonds gleich?
Hartwig Kos: Nein. In den Industriestaaten ist die Wechselbeziehung zwischen Aktien und Anleihen relativ gering. In den Schwellenländern dagegen sind die beiden Anlageklassen hoch korreliert. Die Diversifikation, die ein Industriestaaten-Multi-Asset- Fonds aufweist, lässt sich mit einem Emerging- Markets-Mischfonds daher nicht darstellen, die Anleihen eignen sich nicht zur Stabilisierung des Portfolios. Die Anlagevorschriften des Baring Dynamic Emerging Markets erlauben es uns aber, kleinere Positionen in defensiven Anleihen der Industriestaaten einzugehen. Die Korrelation dieser Bonds zu den Emerging-Markets-Anleihen und -Aktien ist negativ.

Warum korrelieren Schwellenländeraktien und Schwellenländeranleihen so stark miteinander?
Investoren beurteilen Anleihen von Ländern mit erhöhtem Bonitätsrisiko ähnlich riskant wie Aktien. Zudem ergibt sich eine Korrelation über die Währung. Tendiert der Außenwert einer Devise nach unten, wirkt sich dies in der Regel sowohl auf Aktien als auch auf lokale Währungsanleihen negativ aus.

Sind lokale Währungsanleihen für ausländische Investoren zwar riskanter, aber auch attraktiver als Emerging-Markets-Bonds in Hartwährung?
Eindeutig. Bei Hartwährungsanleihen partizipieren Investoren nur an Renditeeinengungen beziehungsweise sie profitieren von steigenden Anleihekursen. Das Potenzial ist derzeit aber begrenzt, polnische oder mexikanische Hartwährungsanleihen etwa sind nur ein Ersatz für US-Treasuries aufgrund des niedrigen Risikos und der hohen Korrelationen. "Local Currency Bonds" sind dagegen attraktiver verzinst. Die durchschnittliche Rendite liegt bei sechs Prozent, das sind rund zwei bis drei Prozentpunkte über dem, was Hartwährungsanleihen abwerfen. Die Investoren können zudem Währungsgewinne einfahren. In der Regel fallen auch die Ratings der lokalen Bonds höher aus als die der Hartwährungsanleihen.

Was ist der Grund dafür?
Schulden in heimischer Währung lassen sich im Zweifelsfall leichter zurückzahlen. Das ist mit ein Grund, weshalb viele Schwellenländer fast nur noch lokale Währungsanleihen emittieren. Die Bedienung von Dollar-Anleihen wird dagegen bei Währungsabwertungen wesentlich schwieriger.

Gibt es in den Schwellenländern genügend Investoren, die die zur Finanzierung von Wachstumsplänen aufgelegten Anleihen kaufen?
Ja, etwa durch die steigende Zahl an Pensionskassen. Diese sind gehalten, in Anleihen zu investieren. In Mexiko investiert der staatliche Pensionsfonds bis zu 80 Prozent seiner Mittel in Peso-Anleihen. Aber auch das Interesse ausländischer Investoren an lokalen Währungsanleihen nimmt deutlich zu. Sie halten mittlerweile in verschiedenen Schwellenländern zwischen 30 und 40 Prozent aller ausgegebenen Papiere.

Wann empfiehlt es sich, in lokale Währungsanleihen einzusteigen?
Der beste Zeitpunkt ist immer dann gegeben, wenn ein Land eine Stressphase durchläuft, die Währung sich auf Talfahrt befindet und die Anleihekurse sinken. Dazu braucht es gute Nerven. Andererseits können sich Probleme wie ein Leistungsbilanzdefizit schnell auflösen. Wir haben das in Indien gesehen. Nachdem die Notenbank den Goldimport stoppte, stabilisierte sich die Rupie wieder deutlich. Eine Stressphase durchläuft derzeit auch Brasilien. Aber wir sind optimistisch, dass nach einer langen Periode niedrigen Wachstums, hoher Inflation und sinkender Anleihekurse der neue Finanzminister Joaquim Levy für positive Veränderungen sorgen kann. Wir haben lokale Währungsanleihen mit 16 Prozent gewichtet, in brasilianische Aktien haben wir lediglich vier Prozent gesteckt.

Wie hat der Baring Dynamic Asset Allocation Fund die Mittel derzeit verteilt?
43 Prozent entfallen auf lokale Währungsanleihen und sechs Prozent auf EM-Hartwährungsbonds. Dabei handelt es sich um eine Dollar-Anleihe Russlands, für die wir trotz niedrigem Ölpreis keinen Ausfall erwarten. Das Wachstum in Russland wird sich jedoch weiter verlangsamen, wir haben daher nur ein Prozent in russische Aktien investiert. Die Aktienquote beträgt 41 Prozent, Gold ist mit vier Prozent gewichtet, Cash mit 5,6 Prozent.

Auch im Reich der Mitte lässt die Dynamik nach. Warum setzen Sie dennoch auf chinesische Werte, die haben Sie mit 14 Prozent gewichtet?
Wir rechnen mit Zinssenkungen. Diese werden zwar nicht das Wachstum befördern, nicht zuletzt weil viele Unternehmenschefs wegen der aktuellen Antikorruptionskampagne der Regierung nur verhalten Kredite in Anspruch nehmen. Die Zinssenkungen werden jedoch wie in Japan oder der Eurozone die Aktienkurse nach oben treiben. Es wird eine Zeitlang dauern, bis Investoren realisieren, dass die Gewinnentwicklung der Unternehmen mit dem Börsenaufschwung nicht Schritt hält.

Heißt das, Sie achten bei der Länderauswahl nicht mehr in erster Linie auf die Fundamentaldaten?
Wir messen derzeit politischen Entwicklungen in den Schwellenländern und insbesondere den Entscheidungen der Notenbanken jedenfalls mehr Gewicht bei. Der fundamentale Ansatz allein funktioniert nicht mehr, um aussichtsreiche Länder und Aktien zu ermitteln.

Welche Aktien sind für Sie interessant?
Viele Unternehmen in den Schwellenländern investieren nicht immer rational. Die vermeiden wir. Wir suchen dagegen nach Unternehmen, die ihre Anleger angemessen am Gewinn beteiligen. Dies wiederum setzt stabile Cashflows voraus und erfordert disziplinierte Manager.

Welches Renditeziel verfolgt der Fonds?
Wir wollen eine ähnliche Wertentwicklung erzielen wie der MSCI EM Aktien. Die Volatilität des Fonds soll den Schwankungen des Index jedoch nur zu 70 Prozent entsprechen.