Der Carmignac Patrimoine ist der Vorzeigefonds des französischen Asset-Managers Carmignac. Zugleich kümmert sich Firmenchef Edouard Carmignac persönlich um die Aktienauswahl des Mischfonds, den Anleihenteil betreut seit inzwischen rund zehn Jahren Rose Ouahba. Seine Glanzzeiten hatte der im November 1989 aufgelegte Patrimoine in den Börsenkrisen 2003 und 2008, als er seine Sicherheitskomponente voll ausspielte und die Anleger vor größeren Schäden bewahrte. Die daraufhin einsetzenden Mittelzuflüsse trieben das Fondsvolumen in Regionen von über 20 Milliarden Euro. Per Ende Oktober 2017 summierte sich das kumulierte Anlegerkapital auf 23,8 Milliarden Euro.

Der weltweit anlegende Mischfonds setzt auf drei Performancetreiber: internationale Anleihen, internationale Aktien sowie Währungen. Mindestens 50 Prozent des Vermögens sollen stets in Rentenwerten und Geldmarktprodukten angelegt sein. Das Sicherheitskonzept sieht überdies eine flexible Anlagestrategie vor, die einerseits nach der besten Rentabilität suchen und andererseits Kapitalschwankungen möglichst abmildern soll. "Ziel des Fonds ist es, seinen Referenzindikator über einen Zeitraum von 3 Jahren zu übertreffen", lautet die Vorgabe. Diese Vorgabe konnte das Management-Team in den vergangenen Jahren allerdings nicht erfüllen. Vielmehr mussten die Anleger zuletzt mehr oder weniger vergeblich auf das Anknüpfen an frühere Zeiten und ein überdurchschnittliches Abschneiden des Fonds hoffen.

"Die Glanzzeiten des Carmignac Patrimoine sind vorbei", war bereits vor rund zweieinhalb Jahren in Euro am Sonntag zu lesen. Die Redaktion konstatierte damals, dass der für seinen "freien Investmentstil" bekannte Edouard Carmignac mit seinen Entscheidungen "öfter daneben lag". Im November 2015 hat das Fondshaus denn auch Änderungen in der Anlagestrategie verfügt, "um die Fondsverwaltung zu optimieren", wie es hieß. So wurde beschlossen, "zur Steigerung der Fondsperformance" den bis dahin bestehenden Strategien sogenannte Relative-Value- und Short-only-Strategien hinzuzufügen. Des Weiteren wurde das Sortiment an derivativen Instrumenten erweitert, aus dem sich das Fondsmanagement bedienen kann, sowie auch die Möglichkeit geschaffen, in sogenannte CoCo-Bonds zu investieren. Das sind Contingent-Convertible-Anleihen, die die Eigenschaften von Aktien und Anleihen verbinden "und oftmals höhere Renditen bieten als herkömmliche Anleihen". Allerdings auch ein höheres Risiko.

Allein, die erhoffte "Steigerung der Fondsperformance" ist bis dato ausgeblieben, wie die Wertentwicklungszahlen belegen: Während der Carmignac Patrimoine für die vergangenen 20 Jahre einen Wertzuwachs von rund 317 Prozent aufweist, was einer durchschnittlichen Jahresperformance von 7,4 Prozent entspricht, sind es für die vergangenen 10 Jahre nur 52,7 Prozent bzw. 4,32 Prozent im Jahr (alle Zahlen per 31.10.2017). In der jüngeren Vergangenheit sind die Erträge sogar immer weiter zurückgegangen. So können sich Anleger, die vor 5 Jahren eingestiegen sind, nur noch über 3,70 Prozent pro Jahr freuen, und für die letzten 3 Jahre schlagen jährlich gerade einmal noch 2,67 Prozent p.a. zu Buche. Ernüchternd ist aber insbesondere, dass der vom Hause Carmignac gewählte Referenzindex, der sich je zur Hälfte aus dem Aktienindex MSCI AC WORLD NR sowie dem Anleihenindex Citigroup WGBI All Maturities zusammensetzt, zeigt, dass einiges mehr drin gewesen wäre. Er lief zuletzt durchweg besser als der Fonds: Für die vergangenen 10 Jahre weist der Referenzindex eine Durchschnittsperformance von 5,72 Prozent p.a. auf, für die letzten 5 Jahre 7,57 Prozent p.a. und für die vergangenen 3 Jahre 7,03 Prozent jährlich.

Die Besonderheit des Fonds dürfte daher wohl eher in seinem Sicherheitskonzept zu finden sein, welches Anleger insbesondere in Krisenzeiten schützen soll. Hinsichtlich der Volatilität weist er 7,36 Prozent für die vergangenen 3 Jahre auf, ein Wert von etwas weniger als der Referenzindex mit 7,64 Prozent. Das durchschnittliche Rating im Anleiheteil, der zurzeit rund 48 Prozent der Fondsinvestments ausmacht, liegt mit BBB+ im bonitätsstarken Investment-Grade-Bereich. Die modifizierte Duration beträgt -2,91, um vor den Folgen möglicher Zinsanhebungen weitgehend geschützt zu sein. Aktien sind zurzeit mit 47 Prozent gewichtet, um die sich an den Aktienmärkten bietenden Chancen nutzen zu können, wobei US-Titel mit 25 Prozent des Fondsportfolios das größte Gewicht haben. Europa ist mit rund 11 Prozent gewichtet, Schwellenländeraktien mit 10 Prozent. IT, Finanzwesen und Konsum sind die wichtigsten Branchen im Aktienportfolio.

"Wir managen den Fonds so, wie wir unser eigenes Geld verwalten würden", betont Fondsmanagerin Ouahba regelmäßig. Das heißt: Chancen an den internationalen Aktien- und Rentenmärkten nutzen, sich hingegen zurückziehen, sobald sich Gefahren abzeichnen. Zugleich achte sie immer auf genügend Liquidität. Dies nicht nur, um Anteilsrückgaben jederzeit ausführen zu können, sondern auch, um Positionen gegebenenfalls schnell auflösen zu können. Sie meide daher kleinere Emissionen ebenso wie Privatplatzierungen, Wandelanleihen ebenso wie sogenannte Mezzanine-Anleihen aus dem Segment der CLOs. Das Ziel sei, den Fonds trotz seines milliardenschweren Volumens möglichst flexibel managen zu können.

Hinsichtlich des erwarteten Marktszenarios dürfte das auch kein Fehler sein. Zwar gehen die Carmignac-Analysten derzeit von einer Fortsetzung des weltweiten Konjunkturaufschwungs aus, was sich vor allem für die Aktienmärkte als vorteilhaft erweisen dürfte. Gleichwohl sehen sie "eine Normalisierung der Geldpolitik", die für eine gewisse Reduzierung der Liquidität an den Finanzmärkten sorgen werde. Die Fondsmanager wollen darauf mit der gebotenen "Wachsamkeit" reagieren, um gegebenenfalls gegensteuern zu können.

"Die kommenden Wochen werden für die Weltwirtschaft und für die Märkte entscheidend sein", lautet die derzeitige Carmignac-Losung. Dann werde sich zeigen, wie die US-Notenbank FED ihre Bilanz zu verkürzen gedenkt. Und die EZB dürfte präzisieren, wie sie ihr Anleihekaufprogramm verlangsamen wird. Im extremsten Fall könnten die Liquiditätsspritzen der Zentralbanken binnen 30 Monaten auf null zurückgefahren werden - mit unabsehbaren Folgen für die Märkte. Doch dieses extreme Szenario halten die Carmignac-Ökonomen "für unwahrscheinlich". Sie rechnen mit einer moderaten Gangart der Zentralbanken, schon allein wegen "des Deflationsdrucks beiderseits des Atlantiks".

Der Carmignac Patrimoine wird daher vorerst an seiner aktuell hohen Aktiengewichtung festhalten. Für die USA gehen die Fondsmacher von einem Wirtschaftswachstum von 2,0 bis 2,5 Prozent aus, das durch die absehbare Steuerreform Unterstützung finden sollte. In der Eurozone sollte sich das Wachstum im nächsten Jahr bei etwa zwei Prozent einpendeln und für die Schwellenmärkte erwarten sie, dass sich die jüngste Outperformance der Börsen weiter fortsetzen werde. Bei Anleihen rechnen sie aufgrund der schrittweisen Normalisierung der Geldpolitik der Notenbanken mit anziehenden Renditen, sodass die reduzierte modifizierte Duration im Fonds gerechtfertigt sei. Echte Chancen wittern sie noch bei Anleihen von Finanzhäusern sowie aus Schwellenländern in Lokalwährung. Somit dürfte es noch etwas dauern, bis die verschiedenen Sicherheitskomponenten des Fonds zum Tragen kommen.

Der Carmignac Patrimoine A EUR (ISIN: FR0010135103) schüttet seine jährlichen Erträge nicht aus, sondern thesauriert, was den Ansparvorgang für Anleger beschleunigt. Der Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 4,0 Prozent angeboten. Die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,79 Prozent. Zudem wird ein Erfolgshonorar von 10,0% auf die Outperformance erhoben, sofern die positive Wertentwicklung des Fonds die Wertentwicklung des Referenzindikators (50% MSCI AC WORLD NR, 50% Citigroup WGBI All Maturities) seit Jahresbeginn übertrifft. Hinsichtlich des Ratings von Börse online ist er zurzeit mit Euro-FondsNote 3 bewertet.