Unterschiedlicher könnten die drei von der Redaktion herausgefilterten Top-Fonds in der Risikoklasse 2 nicht sein. Mit einem rein mechanischen Anlagesystem, das zwischen deutschen Aktien und Anleihen wechselt, ist Fondsmanager Jürgen Jann erfolgreich. Er kommt völlig ohne Prognosen aus. Michael Hasenstab hingegen braucht nichts mehr als Prognosen. Er beschäftigt ein Team aus über 160 Analysten, die ihm Informationen und ihre Erwartungen für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung von fast allen Staaten der Erde liefern. Nur so kann er mit seinem Templeton Global Total Return die richtigen Staatsanleihen auswählen. Und mit Luca Pesarini hat es ein Vertreter der unabhängigen Vermögensverwalter unter die Spitzenfonds geschafft, dessen Hauptaufgabe es ist, die richtige Mischung aus Aktien und Anleihen zu finden.

Gut gemischt, halb gewonnen. Gerade weil die drei Fonds so unterschiedlich in ihrer Herangehensweise und bei den Zielinvestments sind, bietet es sich für Anleger an, die wenig Risiko nehmen wollen, diese drei Fonds zu einem Investment zusammenzustellen. Denn wenn Anlagestrategien sehr unterschiedlich funktionieren, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass alle gleichzeitig versagen. Wer also alle drei Fonds dieser Kategorie kauft und kombiniert, schafft zusätzliche Stabilität für das Depot.

Dabei ist schon jeder einzelne Fonds außergewöhnlich gut. Schließlich sind sie besser als 344 andere Fonds, die ebenfalls über eine zehnjährige Historie verfügen und maximal 15 Prozent verloren haben.

Ohne Prognosen erfolgreich

Der Walser Portfolio German Select mixt Aktien und Anleihen - und verzichtet auf Prognosen

Es gibt Prognosen. Aber sicher weiß am Anfang eines Jahres niemand, ob am Ende Aktien oder Anleihen die Nase vorn haben. Wer in den Walser Portfolio German Select investiert, muss das auch gar nicht wissen. Denn der Fonds der österreichischen Walser Privatbank "nimmt Anlegern die Entscheidung ab, ob, wann und wie viel sie von der einen in die andere Anlageklasse umschichten sollen", sagt Jürgen Jann, der das Portfolio seit 2011 managt.

Die Grundidee des Fonds ist einfach: Zu Jahresbeginn investiert er eine Hälfte des Kapitals in die 30 DAX-Aktien, die andere Hälfte in deutsche Bundesanleihen. Während des Jahres schichtet er sukzessive in die Anlageklasse um, die besser läuft. Ziel ist es, dass der Anleger am Ende eines jeden Jahres in der "richtigen" Anlageklasse investiert ist und die bessere Rendite - abzüglich der Strategiekosten - erhält.

Über die Umschichtungen entscheidet aber nicht Jann, sondern der Computer. Denn der Walser Portfolio ist ein prognosefreier Fonds. Was immer Jann auch denkt, wie es an den Märkten weitergeht - ins Portfolio fließt das nicht ein. Vielmehr gewichtet der Fondsmanager mithilfe eines finanzmathematischen Modells jeden Monat Aktien und Anleihen neu. Das Modell berücksichtigt Performance- Zeitreihen beim DAX und beim deutschen Rentenindex REXP, die Schwankungsbreite sowie die Korrelation der beiden Anlageklassen. Läuft es in einem Jahr für Aktien besonders gut, können zum Jahresende bis zu 100 Prozent in DAX-Titeln investiert sein. So lag Ende 2007 die Aktienquote bei 99 Prozent. Im Dezember 2008 dagegen bei null.

Diese Flexibilität zahlt sich aus. Denn während der DAX 2008 um mehr als 40 Prozent abstürzte, büßten Anleger im Walser-Fonds nur 1,8 Prozent ein. Sowohl in die DAX-Titel als auch in die Bundesanleihen investiert Jann direkt. Bei den Anleihen sind Papiere mit ein bis zehn Jahren Laufzeit im Portfolio, "um die gesamte Zinsstrukturkurve abzubilden", so Jann. Die monatliche Feinsteuerung erfolgt über Futures, da dies kostengünstiger ist, als regelmäßig Titel zu kaufen oder zu verkaufen.

Zu Beginn eines jeden Jahres stellt der Fondsmanager aber stets wieder die Gleichgewichtung zwischen den Anlageklassen her. Dann beginnt das Spiel von Neuem. Und manchmal verläuft es völlig unspektakulär. Wenn sich Aktienund Anleihekurse tendenziell seitwärts bewegen wie in diesem Jahr, ist für den Walser-Fonds wenig zu holen. Der ist in seinem Element, wenn es längere gegenläufige Bewegungen gibt. Und das sollte man für die Zukunft keinesfalls ausschließen.

Alles andere als langweilig

Der Templeton Global Total Return ist ein offensiver Fonds, der fast überall anlegt

Normalerweise sind Fonds mit dem Begriff "Total Return" im Namen eine fade Angelegenheit. Meist wenden die Fondsmanager komplizierte Strategien an, um das Versprechen, jedes Jahr eine positive Rendite zu erwirtschaften, einzuhalten - und scheitern. Die meisten TotalReturn- Fonds liefern enttäuschende Ergebnisse: Renditen nahe Tagesgeldniveau (wenn zu vorsichtig agiert wird) oder gar eine negative Wertentwicklung (wenn die komplizierte Strategie in einer bestimmten Marktphase versagt).

Eine seltene Ausnahme ist da der von Michael Hasenstab und seinem Team verwaltete Templeton Global Total Return. Auch Hasenstab will nach Möglichkeit jedes Jahr positiv abschneiden. Er hält sich aber nicht sklavisch an ein enges Investmentkorsett, um ja nicht zu enttäuschen. Das lässt ihm und dem Fonds wiederum die Freiheit, viel höhere Renditen zu erwirtschaften als normale Total-Return-Konzepte.

Die Spielwiese von Michael Hasenstab, der in den USA für seine Leistungen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, ist groß. Das Universum des Fonds sind Staats- und Unternehmensanleihen - weltweit, egal in welcher Währung, mit welcher Laufzeit und Bonität. Damit werden auch schon die drei Möglichkeiten der Wertsteigerung des Fonds (abseits der Zinskupons der Anleihen) klar. Hasenstabs Team versucht, Währungsgewinne zu erzielen, mit dem richtigen Laufzeitenmix an Zinsänderungen zu verdienen, und kauft offensiv schlechtere Bonitäten, wenn er an eine Verbesserung der Kreditwürdigkeit glaubt. Die Freiheiten nutzt Hasenstab bisher so gut, dass der Fonds ein wahrer Geldmagnet ist. Über 26 Milliarden Euro werden nach der Anleihestrategie angelegt. Ist das ein Problem? Nein. Zwar leiden viele Fonds irgendwann unter zu viel Geld, weil die Größe viele Investmentmöglichkeiten nicht mehr zulässt. Aber hier ist das nicht der Fall. Dafür ist das Universum des Fonds einfach zu groß. Allein der Markt für US-Staats- und Unternehmensanleihen beträgt über 20 Billionen Dollar.

Schon seit einiger Zeit mied Hasenstab diesen Markt - im Vergleich zu seinem Vergleichsindex. Rund 30 Prozent weniger Gewicht als die Benchmark nehmen US-Bonds im Fondsportfolio ein. Stärker als andere investiert Hasenstab dagegen in Schwellenländern, wo er, wie in anderen Fonds, die Expertise des großen Teams ausspielen kann. So machen südkoreanische und malaysische Anleihen rund 20 Prozent des Fonds aus. Knapp 15 Prozent der Anlegergelder hat Hasenstab in Osteuropa investiert. Viele offensive Positionen, aber breit gestreut - so agiert der Fonds bereits seit Längerem.

Null Toleranz gegenüber Verlusten

Da der Ethna-Aktiv Verluste bislang konsequent begrenzte, wurde er zum Bestseller-Fonds

Es war eine bemerkenswerte Szene im WM-Halbfinale, als Torwart Manuel Neuer sich selbst beim Anschlusstreffer der Brasilianer zum 1 : 7 noch fürchterlich ärgerte. Fondsmanager Luca Pesarini (52) ärgerte sich ebenfalls fürchterlich, als er 2008 einen "Gegentreffer" hinnehmen musste: Mit dem Mischfonds Ethna-Aktiv verlor er in dem Jahr 3,9 Prozent. Viele Fondsmanager wären froh gewesen, nur 3,9 Prozent einzubüßen. Schließlich brach der DAX damals um 40 Prozent ein.

Pesarini und sein Mitstreiter der ersten Stunde, Arnoldo Valsangiacomo, haben jedoch andere Ansprüche an sich, gerade in schwierigen Zeiten. "Wir wollen Geld verdienen - aber so, dass der Anleger sich zurücklehnen kann", sagt der Deutsch-Italiener. Der Kursverlauf des Ethna-Aktiv zeigt, dass sich Anleger in den vergangenen Jahren tatsächlich zurücklehnen konnten.

Erstaunlich dabei: Obwohl Pesarini die Verluste begrenzen will, erzielte er bislang ordentliche Renditen. In den vergangenen zehn Jahren legte der Fonds um 117 Prozent zu, was einem jährlichen Zuwachs von durchschnittlich 8,1 Prozent entspricht. Im Jahr 2008 holte er Guido Barthels mit ins Team, der bei dem nunmehr 7,5 Milliarden Euro großen Ethna-Aktiv die tägliche Arbeit am Portfolio mit unterstützt.

An der Grundstruktur des Ethna-Aktiv hat sich in den vergangenen Jahren kaum etwas verändert. Mindestens zwei Drittel des Portfolios stecken in Zinspapieren und liquiden Mitteln, der Rest in Aktien. Die drei Manager haben die typische Aktienquote jedoch von 15 bis 25 auf 25 bis 35 Prozent angehoben. "Grundsätzlich sind Aktien nicht verkehrt", sagt Barthels, "doch die Bauchschmerzen werden größer." Die Aktienrally gehe schon ins fünfte Jahr, zu- dem seien die Bewertungen in den USA und Europa mittlerweile sehr sportlich. Bei Bedarf können sie die Aktienquote mithilfe von Terminkontrakten jedoch rasch senken.

Bei Anleihen wird die Suche nach Rendite ebenfalls schwieriger. Derzeit sollen Bonds das Portfolio vor allem stabilisieren. Daher setzen die Fondsmanager auf Bundesanleihen. "Die bringen zwar nicht viel, bleiben jedoch als Risikopuffer unumgänglich", sagt Barthels. Das gelte auch für norwegische Kronen-Anleihen. Das Kalkül: Fallen die Aktienkurse, können Anleihen dies mit Kursgewinnen kompensieren. Denn auch Barthels will kein Risiko eingehen. "Riskant sind aber nicht die schwankenden Kurse, sondern der permanente Verlust von Kapital", präzisiert er. Sollte es zu Letzterem kommen, dürfte sich Barthels kräftig ärgern - wie Pesarini und Valsangiacomo ist er selbst im Ethna-Aktiv investiert.

Die Kriterien, die Auswahl: Spitzenfonds für jeden Anlegertyp

Für diese Geschichte hat sich die Redaktion zweier Fragen angenommen, die sich die meisten Anleger bei der Suche nach der passenden Geldanlage stellen: Was kann ich verlieren, was kann ich gewinnen? Egal ob Aktien- oder Mischfonds, ob weltweit anlegend oder mit Fokus Deutschland, wichtig ist das Ergebnis: Stimmt die Wertentwicklung und steht sie in einem guten Verhältnis zu den Kursschwankungen, die Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn treiben?

Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Redaktion im ersten Schritt alle Fonds mit mehr als zehn Jahren Historie in fünf Risikoklassen unterteilt. Dafür haben wir eine Kennzahl verwendet: den Maximalverlust. Der sogenannte Maximum Drawdown beschreibt den Verlust, den ein Anleger im schlimmsten Fall in einem Anlagezeitraum (in unserem Fall zehn Jahre) erleiden konnte - wenn er jeweils zu den schlechtesten Zeitpunkten einund ausstieg. Die Kennzahl zeigt also den Verlust an, den man erlitten hätte, wenn man am Hochpunkt gekauft und am Tiefpunkt verkauft hätte. Kritiker mögen argumentieren, der Maximum Drawdown sei auch nur eine historische Kennzahl, die keinerlei Aufschlüsse über zukünftige Crashs geben kann. Und ja, die jeweiligen Maximalwerte der Fonds könnten in Zukunft größer sein. Aber richtig ist auch: Der maximale Verlust in den vergangenen zehn Jahren gibt Anlegern schon eine sehr genaue Vorstellung, wie schlimm es werden kann. Denn in diesem Zeitraum lag einer der größten Börsencrashs der Geschichte von Anfang 2008 bis März 2009. Im Herbst 2008 stand das gesamte Weltfinanzsystem vor dem Kollaps.

Um die zweite Frage, wie konstant diese Fonds gute Performance bringen, zu beantworten, haben wir diejenigen Fonds herausgefiltert, die über ein, drei, fünf und zehn Jahre die beste Wertentwicklung erzielt haben. Dazu hat die Redaktion die durchschnittlichen jährlichen Renditen für diese vier Zeiträume ermittelt und den Durchschnitt gebildet. Dabei wurden alle Zeiträume gleich gewichtet. Das langfristige Ergebnis über zehn Jahre ist damit genauso wichtig wie das kurzfristige Ergebnis über die vergangenen zwölf Monate.

Fonds für einzelne Branchen und Länder wurden nicht berücksichtigt, da hier nicht die nötige Flexibilität besteht, auf einen dauerhaften Abschwung in einer Branche oder Region zu reagieren.

Bisher erschienen: Teil I: Mit welchen Fonds Anleger ruhig schlafen können