Für die meisten Deutschen gibt es bei der Geldanlage genau drei wichtige Dinge: Sicherheit, Sicherheit und Sicherheit. Und so legen sie immer noch über zwei Billionen Euro auf Tagesgeldkonten, Banksparplänen und Sparbüchern an - trotz immer niedrigerer Zinsen.

Aber: Wie die Fonds unserer ersten Risikoklasse zeigen, können Anleger deutlich mehr Rendite als mit dem Sparbuch erreichen, auch wenn sie nur wenig Risiko eingehen. So betrug das maximale Minus, das Investoren mit dem Deka- Euroland Balance in den vergangenen zehn Jahren einfuhren, gerade einmal 0,3 Prozent - fast wie Tagesgeld. Dafür lieferte der Fonds über ein, drei, fünf und zehn Jahre stets eine jährliche Rendite von über vier Prozent.

Ideale Bedingungen. Auch die anderen beiden Spitzenfonds in der vorsichtigsten Risikoklasse, der Carmignac Sécurité und der LBBW Renten Euro Flex, lieferten in den vergangenen zehn Jahren extrem niedrige zwischenzeitliche Verluste und ordentliche Renditen. Anleger sollten aber nicht zu viel erwarten. Alle drei Fonds verdanken einen Großteil der Wertentwicklung - bei gegebenem Risiko - dem Investmentfokus auf Anleihen. Nach einer über drei Jahrzehnte währenden Rally werden die Bäume in diesem Markt aber nicht mehr in den Himmel wachsen. Die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen kratzt bereits an der Marke von einem Prozent, das Kurspotenzial ist mittel- bis langfristig begrenzt. Wer also so nah am Tagesgeld investieren will, muss sich künftig wohl mit niedrigeren Renditen abfinden.

Kontinuierlicher Ertrag

Der LBBW Renten Euro Flex ist ein beweglicher Anleihefonds für vorsichtige Anleger

An der Stabilität des LBBW Renten Euro Flex lässt sich nichts aussetzen. Egal zu welchem Zeitpunkt Anleger in den vergangenen zehn Jahren in den Anleihefonds eingestiegen sind: Ihr Minus war nie größer als 2,4 Prozent. Gleichzeitig lieferte der Anleihefonds eine überzeugende Rendite: Um knapp 70 Prozent legte er seit Mitte 2004 zu. "Wir wollen kontinuierliche Erträge bei geringen Schwankungen", umreißt Manager Andreas Helmrich das Ziel des Fonds. Um das zu erreichen, kann er flexibel in Unternehmens- und Staatsanleihen sowie Pfandbriefe (Covered Bonds) investieren, die meist von verlässlichen Schuldnern stammen. Papiere weniger verlässlicher Schuldner (Hochzinsanleihen) mischt er bei. Momentan dominieren Unternehmensanleihen mit einem Anteil von 75 Prozent das Portfolio. "Ihr Rendite-Risiko- Profil ist zurzeit regelmäßig besser als das von Staatsanleihen", sagt Helmrich. Diesen Fokus hatte der Fonds aber nicht immer. Bis zur Pleite der Investmentbank Lehman Brothers spielten Unternehmensanleihen nur eine kleine Rolle. Doch als die Verwerfungen während der Finanzkrise dazu führten, dass selbst solide internationale Konzerne hohe Zinsen auf ihre Anleihen zahlen mussten, passte die LBBW die Strategie ihres Produkts an. 2009 setzte der Fonds stark auf Unternehmensanleihen und profitierte auf diese Weise massiv von der Erholung dieser Anlagekategorie in den folgenden Jahren.

Die größte Gefahr für die Anleihemärkte sieht Helmrich in einem Anstieg der Zinsen. Denn das würde die Kurse der bereits auf dem Markt befindlichen Anleihen unter Druck setzen. Der Manager hat sich schon heute entsprechend positioniert und die Laufzeiten der Papiere in seinem Fonds verringert. Weil Anleihen kürzerer Laufzeit von Zinsanstiegen weniger stark betroffen sind, will er so negative Auswirkungen für die Anleger reduzieren.

Größter Pluspunkt des Fonds im Vergleich zur Konkurrenz ist die große Freiheit, die er und sein Team bei der Auswahl der Papiere haben. "Es gibt keinerlei Quoten, die uns vorschreiben, wie hoch der Anteil bestimmter Anleihen sein soll", sagt er. Damit hofft der Manager, auf alle Eventualitäten schnell reagieren zu können.

Ob der LBBW Euro Renten Flex künftig weiterhin Renditen jenseits der fünf Prozent erzielen kann, ist fraglich. Die Kurse vieler Anleihen haben erstaunliche Niveaus erreicht, eine Fortsetzung der Hausse der vergangenen Jahre erscheint unwahrscheinlich. Allerdings hat der Fonds das Zeug dazu, durch seine Flexibilität die negativen Folgen steigender Zinsen abzumildern.

Frühwarnsystem gegen Crashs

Beim Deka-Euroland Balance helfen Computer, Krisenmuster frühzeitig zu identifizieren

Gerald Weinhold studiert andere Zahlen als andere Fondsmanager: Statt Konjunkturindikatoren, Kreditratings und Unternehmensstudien stehen bei ihm mathematische Kennziffern im Fokus, die der Computer auswirft. Aus handelsüblichen technischen Indikatoren ermittelt Kollege Computer jede Woche, wie das Fondskapital auf Aktien, Renten und Termingeld aufgeteilt werden soll. Der Fondsmanager setzt dies dann um - die Deka spricht von "emotionslosem Investmentprozess".

Die Strategie des Fonds wurde als Reaktion auf das Platzen der Internet- und Technologieblase Anfang des Jahrtausends entwickelt: "Damals erlitten viele Kunden mit Mischfonds, denen ein hoher Aktienanteil vorgeschrieben war, schmerzliche Verluste", erklärt Weinhold. Der 2003 aufgelegte Euroland Balance kann flexibel zwischen null und 30 Prozent des Vermögens in Aktien investieren, bis zu 100 Prozent in Anleihen und bis zu 49 Prozent in Termingelder. Bei Aktien setzt das Deka-Team auf eine Nachbildung des Euro Stoxx 50. Bei Anleihen leihen liegt der Schwerpunkt auf deutschen Pfandbriefen sowie Anleihen von Bund und Ländern. "Aktuell haben wir italienische, spanische und französische Papiere beigemischt und die durchschnittliche Laufzeit verlängert", sagt Weinhold. Um Kosten zu sparen, setzt er häufig Derivate ein.

Das Modell hat sich bewährt: Der Deka- Euroland Balance erzielte seit Auflegung im Juli 2003 eine für die Risikoklasse beachtliche Performance von gut 60 Prozent. Gleichzeitig weist er das geringste Verlustrisiko aller von uns vorgestellten Fonds aus. "Wir profitieren davon, dass das Modell zu einer Zeit entwickelt wurde, in der bereits extreme Finanzmarktturbulenzen wie die Russland-Krise 1998 und der Zusammenbruch des Hedgefonds LTCM passiert waren", sagt Gerald Weinhold. "Das System ist daher in der Lage, bestimmte Krisenmuster zu erkennen." 2008 bestand es seine Feuertaufe: Schon vor der Lehman-Pleite hatte Weinholds Team komplett in Bundesanleihen umgeschichtet und kam so glimpflich durch die Krise. "Trends können wir identifizieren, Trendbrüche sind dagegen nicht vorhersagbar", erklärt Weinhold. "Unsere bisher längste Verlustphase dauerte aber nur 14 Monate." Die Manager kontrollieren die Treffsicherheit der computergenerierten Signale ständig. Auch das System als Ganzes wird regelmäßig überprüft. Bisher, so Weinhold, habe es aber nie wirklich wichtige Hinweise auf notwendige Veränderungen gegeben. Von daher hält es das Deka-Team mit dem unter Computerexperten verbreiteten Satz: "Never change a running system." - Ändere nie ein System, das funktioniert.

Große Freiheiten clever genutzt

Der Carmignac Sécurité muss sich nach keiner Benchmark richten. Der Rendite tut das gut

Bei der Zusammenstellung seines Portfolios muss sich Keith Ney nicht an einem Index orientieren. Zum Glück, denn das wäre derzeit wenig attraktiv: "Die durchschnittliche Rendite meiner Benchmark, EuroMTS 1-3 Jahre, ist in den vergangenen vier Jahren immer weiter gesunken. Heute liegt sie bei 0,3 Prozent, Ende 2013 waren es noch 0,6 und zuvor sogar mehr als ein Prozent", sagt Ney. Er kann den Anteil von Staats- und Firmenanleihen im Carmignac Sécurité jedoch unabhängig steuern. Von dem in seiner Fondskategorie zu schlagenden Korb von Staatsanleihen hat er sich deshalb weit entfernt. 50 Prozent stecken in Unternehmensanleihen - die meisten in Anleihen von Banken aus der Euro-Peripherie. "Ich bündele lieber mehr Risiko innerhalb der Banktitel, als dass ich in Benchmark-Anleihen investiere, die ich für überbewertet halte", erklärt Ney. Die Peripherie- Banken, vorzugsweise nationale Champions aus Spanien und Italien, hält er für eine der wenigen verbliebenen Value-Inseln im europäischen Anleihe-Universum: Ihre Bilanzen haben sich deutlich verbessert. Trotzdem werden sie noch immer mit einem systematischen Abschlag bestraft, findet der Fondsmanager. Die Papiere erfüllen damit genau die Kriterien, nach denen er sucht: Die Fundamentaldaten des Emittenten verbessern sich - doch in der Bewertung spiegelt sich das noch nicht wider. Für die kommenden ein bis zwei Jahre ist Ney "vorsichtig optimistisch". Nach der ausgedehnten Anleiherally der jüngeren Vergangenheit sei es durchaus schwieriger geworden, lohnende Titel zu finden. Die Volatilität dürfte in Zukunft steigen, glaubt der Anleiheexperte. Der Umbau des Portfolios hin zum Fokus auf Peripherie-Bankanleihen in den vergangenen sechs bis neun Monaten trägt seinen Erwartungen Rechnung. Die Cashposition hat der Manager seit Anfang 2014 von knapp 16 auf 22,9 Prozent deutlich erhöht.

Dank seiner relativ großen Flexibilität ist der Carmignac Sécurité für schwierigere Marktphasen gerüstet. Ney hat bis auf eine Obergrenze von zehn Prozent für High-Yield-Unternehmensanleihen nur wenige strenge Vorgaben, an die er sich halten muss. Die modifizierte Duration, ein Maß für die Sensitivität des Portfolios gegenüber Zinsänderungen, darf sich im Raum zwischen minus drei und plus vier bewegen. Bei den Ratings der Emittenten liegt der Schwerpunkt bei "BBB". Dass sich die Strategie bewährt hat, zeigt nicht nur das gute Abschneiden in unserem Investmentranking. Der Carmignac Sécurité wurde in diesem Jahr auch schon mit unserem FundAward für den besten Rentenfonds über zehn Jahre ausgezeichnet

Die Kriterien, die Auswahl: Spitzenfonds für jeden Anlegertyp

Für diese Geschichte hat sich die Redaktion zweier Fragen angenommen, die sich die meisten Anleger bei der Suche nach der passenden Geldanlage stellen: Was kann ich verlieren, was kann ich gewinnen? Egal ob Aktien- oder Mischfonds, ob weltweit anlegend oder mit Fokus Deutschland, wichtig ist das Ergebnis: Stimmt die Wertentwicklung und steht sie in einem guten Verhältnis zu den Kursschwankungen, die Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn treiben?

Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Redaktion im ersten Schritt alle Fonds mit mehr als zehn Jahren Historie in fünf Risikoklassen unterteilt. Dafür haben wir eine Kennzahl verwendet: den Maximalverlust. Der sogenannte Maximum Drawdown beschreibt den Verlust, den ein Anleger im schlimmsten Fall in einem Anlagezeitraum (in unserem Fall zehn Jahre) erleiden konnte - wenn er jeweils zu den schlechtesten Zeitpunkten einund ausstieg. Die Kennzahl zeigt also den Verlust an, den man erlitten hätte, wenn man am Hochpunkt gekauft und am Tiefpunkt verkauft hätte. Kritiker mögen argumentieren, der Maximum Drawdown sei auch nur eine historische Kennzahl, die keinerlei Aufschlüsse über zukünftige Crashs geben kann. Und ja, die jeweiligen Maximalwerte der Fonds könnten in Zukunft größer sein. Aber richtig ist auch: Der maximale Verlust in den vergangenen zehn Jahren gibt Anlegern schon eine sehr genaue Vorstellung, wie schlimm es werden kann. Denn in diesem Zeitraum lag einer der größten Börsencrashs der Geschichte von Anfang 2008 bis März 2009. Im Herbst 2008 stand das gesamte Weltfinanzsystem vor dem Kollaps.

Um die zweite Frage, wie konstant diese Fonds gute Performance bringen, zu beantworten, haben wir diejenigen Fonds herausgefiltert, die über ein, drei, fünf und zehn Jahre die beste Wertentwicklung erzielt haben. Dazu hat die Redaktion die durchschnittlichen jährlichen Renditen für diese vier Zeiträume ermittelt und den Durchschnitt gebildet. Dabei wurden alle Zeiträume gleich gewichtet. Das langfristige Ergebnis über zehn Jahre ist damit genauso wichtig wie das kurzfristige Ergebnis über die vergangenen zwölf Monate.

Fonds für einzelne Branchen und Länder wurden nicht berücksichtigt, da hier nicht die nötige Flexibilität besteht, auf einen dauerhaften Abschwung in einer Branche oder Region zu reagieren.