Es ist so und wird sich trotz aller Finanzinnovationen, die sich die Banker der Wall Street und der Londoner City einfallen lassen, nie ändern: Wer mehr Rendite will, muss mehr Risiko eingehen. Wie wahr diese Grundregel der Geldanlage ist, zeigt sich auch beim Blick auf die Top- Fonds in der letzten Risikoklasse. So beeindruckt beispielsweise der First State Asia Pacific Leaders, ein Aktienfonds für asiatische Aktien, mit durchschnittlich über 13 Prozent Wertentwicklung in den vergangenen zehn Jahren. Doch um diese Renditen zu erzielen, mussten Anleger eben auch zwischenzeitlich einen Wertverlust von 40 Prozent überstehen.

Risiko hat seine Grenzen. Die Redaktion hat bei der Auswahl der risikoreichsten Fonds eine Grenze gezogen. Mehr als 45 Prozent durften die Fonds in den vergangenen zehn Jahren nicht verloren haben. Warum die Zurückhaltung? Sind nicht auch 50, 60 oder gar 70 Prozent zwischenzeitlicher Verlust okay, wenn der Fonds das wieder aufholt und langfristig sogar noch bessere Renditen erwirtschaftet? Jein. Bei den meisten Menschen ist die magische Grenze von 50 Prozent Verlust einfach eine psychologische Schmerzgrenze. Sie wollen nicht mehr als die Hälfte des eingesetzten Geldes verlieren. Und: Fonds, die mehr als die Hälfte an Wert verlieren, haben es sehr schwer, treue Anleger wieder in die Gewinnzone zu führen. Denn irgendwann schlagen die Tücken der Prozentrechnung voll zu Buche. Während ein Fonds bei 45 Prozent Verlust 81 Prozent zulegen muss, nur um für Anleger das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften, sind es bei einem Minus von 70 Prozent bereits 233 Prozent.

Klare Regeln, klarer Stil - seit 30 Jahren

Der Comgest Europe (ISIN: LU0039989081) baut auf eine einfache Strategie - steigen die Gewinne, steigen die Aktien

Was gibt es Neues? "Alles beim Alten", sagt Comgest-Fondsmanager Franz Weis (47). Auch nachdem wir ihn schon einige Male getroffen haben, immer gibt er diese Antwort. Einen Journalisten mag dies enttäuschen. Die Anleger der Comgest-Fonds wird es beruhigen. Denn seit fast 30 Jahren investieren die Manager der Pariser Fondsboutique nach denselben Regeln. Nur wenn die Gewinne wachsen, kann der Aktienkurs steigen, so lautet ihr Credo. Und je stabiler die Gewinne eines Unternehmens zulegen, umso eher investieren sie in dessen Aktien.

Dass diese einfache Strategie funktioniert - vorausgesetzt man beachtet wie Weis und seine Kollegen einige Feinheiten -, zeigt der Comgest Europe. In den vergangenen zehn Jahren schnitt der Comgest-Fonds deutlich besser ab als der MSCI Europe Index. Das lag vor allem an den relativ geringen Kursverlusten in der Baisse von Juli 2007 bis März 2009. Und auch beim Kursrutsch im August 2011 büßte der Comgest-Fonds weniger ein als der Index. Im Aufschwung entwickeln sich die Comgest-Fonds dagegen meist ähnlich wie der Index. Es sei denn, die Anleger steigen euphorisch in schlecht geführte Unternehmen ein, wie 1999 und 2000. Dann fallen die Comgest-Fonds hinter die Indizes zurück.

Weis ist darüber sogar froh. "Dies bestätigt unseren Kunden, dass wir strikt an unserem Anlagestil festhalten und nicht blind dem Markt hinterherlaufen", sagt der aus Passau stammende Fondsmanager. Andernfalls würden viele Anleger Comgest den Rücken kehren, ist Weis überzeugt. Er und seine Kollegen mögen vor allem Unternehmen, die nicht durch Zukäufe, sondern aus eigener Kraft wachsen - am liebsten mit zweistelligen Zuwachsraten. Die schwedische Modekette H & M, die deutsche Softwareschmiede SAP und den französischen Cateringkonzern Sodexo halten die Comgest-Manager bereits seit über 14 Jahren in ihren Portfolios. Diese Unternehmen profitieren von Langfristtrends, seien es niedrige Kosten, ein technologischer Vorsprung oder Outsourcing.

Meist halten die Fondsmanager Konsum-, Industrie-, Pharma- und IT-Werte. Konjunktursensible Auto-, Chemie- oder Rohstoffunternehmen meiden sie dagegen genauso konsequent wie Finanzinstitute. Weis und seine Kollegen halten meist nur 30 bis 35 Titel im Comgest Europe. Sind sie investiert, halten sie lange an einer Aktie fest. Pro Jahr kaufen sie im Schnitt nur sechs neue Titel. Das ist wenig. Jüngst kam der niederländische Öldienstleister Core Labs neu ins Portfolio. Ab und an hat Weis dann doch Neues mitzuteilen.

Gesunde Unternehmen, hohe Dividenden

Der DWS Top Dividende ist ein reiner Aktienfonds, der auch konservative Anleger anspricht

Ein Fonds, der sich binnen weniger Jahre zum größten deutschen Aktienfonds entwickelt hat, muss einiges richtig machen. Eine hervorragende Wertentwicklung kann zu einer solchen Erfolgsgeschichte führen oder auch ein gutes Timing, zum richtigen Zeitpunkt ein gefragtes Anlagekonzept anzubieten. Im Fall des inzwischen elf Milliarden Euro schweren DWS Top Dividende hat beides eine Rolle gespielt.

Zum einen punktet der globale Aktienfonds mit einem beachtlichen Plus von 190 Prozent seit der Auflegung vor elf Jahren. Anleger, die seit dem Start des Fonds dabei waren, konnten ihr investiertes Vermögen also beinahe verdreifachen. Zum anderen trifft der Fonds mit seinem Konzept, auf dividendenstarke Aktien zu setzen, den Nerv der Zeit. Denn Dividendenfonds sind seit geraumer Zeit ziemlich beliebt.

Erstens sprechen sie als eher defensives Aktieninvestment auch vorsichtigere Anleger an, die der seit fünf Jahren andauernden Hausse skeptisch gegenüberstehen, aber so gut wie keine Alter nativen zu Aktien sehen. Zum anderen gewährleisten sie regelmäßige Ausschüttungen - ein gefragtes Merkmal in Zeiten, in denen die Erträge festverzinslicher Wertpapiere, Tages- und Festgeld gegen null tendieren.

Manager Thomas Schüßler, ein promovierter Physiker, lenkt das Flaggschiff der deutschen Fondsgesellschaft DWS seit 2005. Den großen langfristigen Erfolg des Produkts darf er sich also durchaus auf die Fahne schreiben. Für seinen Fonds sucht er weltweit nach wirtschaftlich gesunden Unternehmen, die hohe und nachhaltige Dividenden zahlen. Die Höhe der Ausschüttung ist ein wichtiges Kriterium bei der Aktienauswahl, doch nicht das einzige. Genauso entscheidend ist, dass die Dividende absehbar wächst und die Ausschüttungsquote nicht zu hoch ist. Wird nämlich ein zu großer Teil des Gewinns als Dividende ausgeschüttet, verbleibt dem Unternehmen womöglich nicht genug, um weiteres Wachstum zu finanzieren.

Die Historie des DWS Top Dividende spricht für den Fonds. Anders als manches Konkurrenzprodukt hat er sich während der Finanzkrise bereits durch einen Bärenmarkt gekämpft.

Als einer der konservativsten Aktienfonds schwankte er in seiner elfjährigen Geschichte rund 25 Prozent weniger als der globale Aktienindex MSCI World. Auffällig ist auch sein asymmetrisches Chance-Risiko-Profil. In den vergangenen zehn Jahren betrug die Partizipation an steigenden Märkten 87 Prozent, an fallenden hingegen nur 66 Prozent. Mit seiner erprobten Strategie sollte sich der Fonds dieses ansprechende Profil auch in Zukunft erhalten können.

Schottisch anlegen in Schwellenländern

Der First State Asia Pacific Leaders investiert so konservativ wie möglich in Emerging Markets

"Für die meisten in unserer Branche bedeutet Risiko, schlechter abzuschneiden als die Vergleichsgruppe oder ein Index. Für uns heißt Risiko, Verluste für unsere Kunden einzufahren. Und das hassen wir." Angus Tulloch - das wird aus dieser Aussage klar - stellt hohe Ansprüche an sich und sein Team. Dabei ist der Fondsmanager in einer Anlageregion unterwegs, in der durchaus hohe Risiken lauern: im asiatisch-pazifischen Raum. Dazu zählen Länder wie Indien, China oder Malaysia. Mit dem First State Asia Pacific Leaders gelingt es Tulloch jedoch seit Jahren, besser abzuschneiden als die meisten Konkurrenten.

Die Qualitäten Tullochs und seines Arbeitgebers First State Investments haben sich unter Anlegern längst herumgesprochen. In einige Fonds des Hauses floss so viel Geld, dass die Gesellschaft die reduzierten Ausgabeaufschläge abschaffte, um neue Zuflüsse einzudämmen. Das betrifft auch den von Tulloch gelenkten First State Asia Pacific Fund, der in Firmen jeglicher Marktkapitalisierung im asiatischen Raum außer Japan investiert. Im Unterschied dazu legt der Schwesterfonds mit dem Namenszusatz "Leaders" vorwiegend in großen Konzernen der Region an. Hinsichtlich neuer Anlegergelder gibt es bei dem acht Milliarden Euro schweren Portfolio aktuell keine Einschränkung.

Was Leaders-Fonds auszeichnet, ist das eingespielte Managementteam rund um Vordenker Tulloch. Mit einem gut strukturierten Anlageprozess und einem wachen Blick für Risiken sorgten sie dafür, dass der Fonds insbesondere in fallenden Märkten wie 2008 und 2011 überdurchschnittlich gut abschnitt. Und langfristig übertrifft der Asia Pacific Leaders sowohl die Konkurrenten als auch seinen Vergleichsindex in fast allen Marktphasen. Dabei schichten Tulloch und Co ihr Portfolio möglichst wenig um. Sie sind an nachhaltigem Wachstum interessiert, und dafür räumen sie den Unternehmen auch Zeit ein. Zudem haben sie den Mut, sich völlig anders zu positionieren als ihr Vergleichsindex - sowohl was die Branchen- als auch was die Länderauswahl angeht.

Auf alle Fälle gehört zum Erfolgsrezept eine Prise Geiz. "Fehler kann man immer machen, aber wenn man Aktien mit sehr günstigen Bewertungen kauft, wird man nicht so schwer bestraft", sagt der Schotte Tulloch. Den Unternehmen fühlt er dabei genau auf den Zahn: Ist das Management integer? Sind die Bilanzen solide? Besitzt die Firma eine unangreifbare Marktstellung? Gern überzeugt sich Tulloch vor Ort, ob seine Kriterien erfüllt sind. Und der Erfolg gibt ihm recht. Bereits 2011 kürte ihn der Finanzen Verlag, in dem BÖRSE ONLINE erscheint, zum "Fondsmanager des Jahres".

Die Kriterien, die Auswahl: Spitzenfonds für jeden Anlegertyp

Für diese Geschichte hat sich die Redaktion zweier Fragen angenommen, die sich die meisten Anleger bei der Suche nach der passenden Geldanlage stellen: Was kann ich verlieren, was kann ich gewinnen? Egal ob Aktien- oder Mischfonds, ob weltweit anlegend oder mit Fokus Deutschland, wichtig ist das Ergebnis: Stimmt die Wertentwicklung und steht sie in einem guten Verhältnis zu den Kursschwankungen, die Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn treiben?

Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Redaktion im ersten Schritt alle Fonds mit mehr als zehn Jahren Historie in fünf Risikoklassen unterteilt. Dafür haben wir eine Kennzahl verwendet: den Maximalverlust. Der sogenannte Maximum Drawdown beschreibt den Verlust, den ein Anleger im schlimmsten Fall in einem Anlagezeitraum (in unserem Fall zehn Jahre) erleiden konnte - wenn er jeweils zu den schlechtesten Zeitpunkten einund ausstieg. Die Kennzahl zeigt also den Verlust an, den man erlitten hätte, wenn man am Hochpunkt gekauft und am Tiefpunkt verkauft hätte. Kritiker mögen argumentieren, der Maximum Drawdown sei auch nur eine historische Kennzahl, die keinerlei Aufschlüsse über zukünftige Crashs geben kann. Und ja, die jeweiligen Maximalwerte der Fonds könnten in Zukunft größer sein. Aber richtig ist auch: Der maximale Verlust in den vergangenen zehn Jahren gibt Anlegern schon eine sehr genaue Vorstellung, wie schlimm es werden kann. Denn in diesem Zeitraum lag einer der größten Börsencrashs der Geschichte von Anfang 2008 bis März 2009. Im Herbst 2008 stand das gesamte Weltfinanzsystem vor dem Kollaps.

Um die zweite Frage, wie konstant diese Fonds gute Performance bringen, zu beantworten, haben wir diejenigen Fonds herausgefiltert, die über ein, drei, fünf und zehn Jahre die beste Wertentwicklung erzielt haben. Dazu hat die Redaktion die durchschnittlichen jährlichen Renditen für diese vier Zeiträume ermittelt und den Durchschnitt gebildet. Dabei wurden alle Zeiträume gleich gewichtet. Das langfristige Ergebnis über zehn Jahre ist damit genauso wichtig wie das kurzfristige Ergebnis über die vergangenen zwölf Monate.

Fonds für einzelne Branchen und Länder wurden nicht berücksichtigt, da hier nicht die nötige Flexibilität besteht, auf einen dauerhaften Abschwung in einer Branche oder Region zu reagieren.