Die Freiheit hat er sich genommen: Manfred Stiegel kann in Aktien, Anleihen, Derivate, Währungen, Wandelanleihen, Fonds oder Indexpapiere investieren. Der von ihm selbst konzipierte Mischfonds Global Opportunities HAIG World Select unterliegt auch keinerlei geografischen Beschränkungen. Welche Anlageklasse, welche Titel und welche Länder wie hoch im Portfolio gewichtet werden, hängt von den Bewertungen, vor allem aber von seiner Beurteilung der Marktentwicklungen ab.

Jede Woche analysiert Stiegel die Börsenplätze weltweit und überprüft anhand einer von ihm erstellten Risikomatrix einzelne Branchen und deren wichtigste Einzelwerte auf Verkaufssignale oder Einstiegschancen. Ende Juli warnte die Matrix vor erheblichen Turbulenzen an den Aktienmärkten. Stiegel erhöhte daraufhin die Cashquote auf 20 Prozent und bewahrte den Fonds damit nicht nur vor Verlusten: Während der MSCI World Index im August sechs Prozent verlor, erzielte der Fonds sogar ein Plus von drei Prozent. Seit Jahresanfang hat Stiegel rund 17 Prozent eingefahren. Damit lässt das von Hauck & Aufhäuser aufgelegte Produkt die Konkurrenz weit hinter sich. Auch in der Vergangenheit hat sich die Matrix bewährt. Auf Sicht von drei Jahren bringt es der Fonds auf eine jährliche Rendite von 16,4 Prozent.

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Japanische Werte hoch gewichtet



Die starke Wertentwicklung resultiert aus der Fokussierung auf die Aktienmärkte, aus denen Stiegel 25 Werte herauspickt. "Mit Rentenpapieren ließ sich in der Vergangenheit kaum Geld verdienen, daran wird sich auch so schnell nichts ändern", sagt Stiegel. Zudem erkannte der Fondslenker insbesondere bei japanischen Titeln wie dem Telekomwert NTT Docomo oder dem Sportartikelhersteller Asics gute Chancen. Mit 40 Prozent sind japanische Aktien weiterhin hoch gewichtet. Doch mittlerweile hat der Manager seine Japan-Werte mit einem Index-Future auf den Nikkei 225 abgesichert.

Stiegel ist davon überzeugt, dass die derzeitige Erholung an den Börsen nur von kurzer Dauer ist: "Derzeit sind überwiegend Schnäppchenjäger unterwegs. In den kommenden Wochen rechne ich mit einer weiteren heftigen Korrektur, denn die Weltwirtschaft befindet sich im Abschwung." Einen Zeitpunkt, wann er Absicherungen wieder auflösen beziehungsweise die Cashquote reduzieren wird, vermag er noch nicht zu erkennen. Klar ist für ihn aber, dass nach der Bodenbildung insbesondere der Aktienmarkt von den Investoren wieder gesucht wird.

Gute Chancen, die Korrektur zu überstehen beziehungsweise zuzulegen, erkennt der Manager beim Nike-Konkurrenten Under Armour und bei Amazon. Insgesamt sind die USA mit 30 Prozent gewichtet, europäische Aktien bringen es auf zehn Prozent. Der Europa-Anteil könnte steigen: Ein wichtiges Kriterium Stieglers bei der Länderauswahl ist die Fähigkeit der Notenbanken, den Außenwert der Währung niedrig zu halten.