Schafft der Kospi im Jahr 2015 einen neuen Rekord? Analysten von Barclays und Citigroup trauen dem koreanischen Leitindex den Sprung über die Marke von 2215 Punkten zu. Ihr Allzeithoch hatte die Börse in Seoul zuletzt im Mai 2011 erreicht. Seitdem verlor der Kospi 14 Prozent. Nun aber entzündet sich neue Kursfantasie. Voraussichtlich wird die Bank of Korea im ersten Quartal den Leitzins senken. Dies sollte den Südkoreanischen Won schwächen und den für die zwölftgrößte Volkswirtschaft der Welt so wichtigen Export vor allem gegenüber japanischen Unternehmen wieder stärken.

Chancen für koreanische Werte leiten sich aber auch aus den Anstrengungen der Regierung ab, den Konsum anzukurbeln. Sie senkte zudem die Steuern auf Dividenden und erlaubt Pensionsfonds, die Aktienquoten deutlich zu erhöhen. Ein Kurs- Gewinn-Verhältnis von neun motiviert institutionelle und private Investoren zum Einstieg. "Das ist eines der günstigsten Bewertungsniveaus in ganz Asien", so Simon Jeong, Manager des Invesco Korean Equity. Der Fonds hat bislang klar besser abgeschnitten als der Vergleichsindex. Auf Sicht eines Jahres schaffte Jeong über 23 Prozent, der Kospi Composite 100 gab dagegen 1,7 Prozent ab. Im Zeitraum von fünf Jahren beträgt die Überrendite 58 Prozentpunkte. Die Konkurrenz kann da nicht mithalten - sie klebt zu sehr am Index.

Jeong dagegen weicht massiv von der Benchmark ab. So hat er in Technologiewerte nur zehn Prozent der Mittel investiert. Im Kospi ist der Sektor IT mit rund 37 Prozent vertreten. Auch Banken und Industriewerte sind im Fonds wesentlich geringer gewichtet. Jeong setzt dafür auf die Konsumbranche. Zu seinen Top-Ten-Wetten zählt Hanssem. Das Möbelhaus baut seine Führung im Inland aus und gewinnt Marktanteile in China. In spätestens drei Jahren, so der Plan von Vorstandschef Choi Yangha, soll Hanssem die Nummer 1 im Gebiet Nordostasien sein.

Ein weiterer Favorit Jeongs ist Ottogi. Koreas führender Produzent von Instantnudeln, Tee, Reis und Mayonnaise hat Europa ins Visier genommen. Um das Unternehmen international bekannter zu machen, schloss Ottogi vor Kurzem einen Sponsorenvertrag mit dem englischen Fußballklub Manchester United.

Stark im Inland, Erfolge im Ausland - diese Kriterien erfüllt auch Green Cross. Das Gesundheitsunternehmen entwickelt Medikamente gegen Grippe und Blutkrankheiten. Im vergangenen Jahr gelang es Green Cross als erstem koreanischen Arzneihersteller, mehr als 200 Millionen Dollar in den USA umzusetzen.

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Qualität setzt sich durch

Bei der Auswahl der Titel achtet Jeong streng auf Qualität. In sein Portfolio kommen nur Unternehmen, die gut gemanagt sind und deutliche Wettbewerbsvorteile aufweisen. Und ihre Produkte müssen auch in konjunkturell schwächeren Phasen nachgefragt werden. Die Strategie mag Nachteile haben - so bleiben in starken Aufschwungphasen nicht-zyklische Werte mitunter zurück. 2012 beispielsweise legte der Kospi neun Prozent zu, der Invesco Korean brachte es jedoch nur auf zwei Prozent Plus. Anleger, die sich langfristig in Südkorea engagieren wollen, muss dies aber nicht stören. Bei Zeiträumen von drei bis fünf Jahren kommen Jeongs Stärken klar zum Tragen.