Woche für Woche informiert der Stimmungsbericht (CoT-Report) über die long bzw. short positionierten Gold-Futures kommerzieller Branchenangehöriger (Commercials), Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) und damit über deren jeweilige Gemütslage. In der Woche zum 22. September waren diesbezüglich heftige Gemütsveränderungen registriert worden.

Beim allgemeinen Interesse an Gold-Future war lediglich ein moderates Plus zu beobachten. Auf Wochensicht war hier bei der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) ein Zuwachs von 413.333 auf 419.304 Kontrakte (+1,4 Prozent) gemeldet worden. Bei der Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten gab es auf Wochensicht hingegen einen massiven Sprung nach oben. Sie erhöhte sich innerhalb einer Woche von 32.979 auf 57.228 Futures (+73,5 Prozent), was vor allem auf die Transaktionen großer Spekulanten zurückzuführen war.

Diese haben nämlich ihre Long-Positionen um 7.855 Kontrakte erhöht und zugleich ihr Short-Exposure um 13.723 Futures zurückgefahren. Dadurch hat sich die Netto-Long-Position von 39.547 auf 61.125 Kontrakte (+54,6 Prozent) massiv erhöht. Bei den Kleinspekulanten, die mittlerweile seit zwei Monaten mehrheitlich pessimistisch (netto short) gestimmt sind, hat im Berichtszeitraum lediglich der Pessimismus nachgelassen. Sie sind nach dem Anstieg von minus 6.568 auf minus 3.897 Futures nicht mehr ganz so "bearish" wie vor einer Woche. Dies stellt allerdings die längste Durststrecke seit über zehn Jahren dar. So richtig Sorgen muss man sich deshalb allerdings nicht machen, schließlich folgte auf die letzte mehrwöchige Pessimismusphase (Oktober/November 2014) ein markanter Rebound des Goldpreises um in der Spitze 150 Dollar.

Auf Seite 2: Starke Nachfrage bei US-Goldmünzen



Seit Juli ist es an den internationalen Aktienmärkten ganz schön ungemütlich geworden. Deutlich gestiegene Volatilitätsindizes wie der VDAX, VIX oder der VSTOXX sind hierfür der beste Beweis. Normalerweise hätte man vom Goldpreis aufgrund seiner in der Vergangenheit bewährten negativen Korrelation im Zuge der abstürzenden Aktienkurse eher steigende Notierungen erwarten dürfen. Mehr als eine Bodenbildung ist bislang jedoch nicht herausgesprungen. Dies heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Anleger keine Lust auf Gold haben. Die aktuellen Verkaufszahlen der Prägeanstalt US Mint zeigen dies eindrucksvoll auf.

Seit dem Jahreswechsel erwiesen sich die Monate Juli, August und September mit American-Eagles-Goldmünzenverkäufe im Gewicht von 317.500, 240.500 bzw. 278.000 Feinunzen (Stand: 25. September) als die bislang umsatzstärksten. In den ersten neun Monaten wurden auf diesem Weg mit insgesamt 1,53 Millionen Feinunzen 33 Prozent mehr als im Gesamtjahr 2014 verkauft. Sollte es in den verbleibenden drei Monaten nicht zu einem massiven Einbruch der Absatzzahlen kommen, würden im Jahr 2015 mehr American Eagles bei den Anlegern landen als 2009. Damals verkaufte die US Mint bedingt durch die Finanzkrise 1,8155 Millionen Feinunzen. Gemessen an diesem Umstand, scheint unter diesen Goldkäufern derzeit eine noch größere Unsicherheit zu herrschen als vor sechs Jahren.

Das Thema US-Zinsen dürfte diese Woche wieder die Gemüter an den Goldmärkten bewegen. Zwar steht die nächste Fed-Sitzung erst am 28. Oktober an, ab Mittwoch könnte das Thema US-Arbeitsmarkt allerdings zu einem Comeback der Zinsspekulationen führen. Dann wird nämlich die Research-Firma ADP ihren September-Bericht veröffentlichen. Der Donnerstag hat dann mit dem Challenger-Bericht über Stellenstreichungen, dem Gallup-Monatsbericht und den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe einiges mehr zu bieten. Ein besonders hohes Maß an Aufmerksamkeit dürfte allerdings der für Freitagnachmittag angekündigte Monatsbericht des US-Arbeitsministeriums mit sich bringen. Laut einer vom Wall Street Journal veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll die Arbeitslosenrate unverändert bei 5,1 Prozent verharrt haben und die Zahl neu geschaffener Stellen von 173.000 auf 203.000 gestiegen sein. Sollte sich die US-Wirtschaft stärker als erwartet entwickelt haben, dürften aufkommende Zinsdiskussionen so sicher, wie das Amen in der Kirche sein.

Auf Seite 3: Zum Commitments of Traders-Report





Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat. < br>
Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.