"Der große Fehler war, dass sie die Produktion immer stärker gedrosselt haben, um die Preise zu stützen", sagt Analyst Yasser Elguindi vom Beratungshaus Medley Global Advisors. Doch damit habe die Regierung in Riad nicht viel erreicht und zudem eine große Chance vergeben. Denn nach Ansicht des Experten hätte das größte Förderland der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) eher mit Rabatten um Marktanteile kämpfen sollen. So hätte Saudi-Arabien Produzenten mit höheren Fixkosten herausdrängen können. "Und genau das tun sie jetzt."

Saudi-Arabien hat seine Preise in den vergangenen Monaten mehrfach gesenkt und damit den Kursrutsch an den Ölmärkten beschleunigt. Aktuell kosten die beiden wichtigsten Sorten Brent und WTI weniger als 50 Dollar je Barrel (Fass zu 159 Liter). Das ist gerade einmal halb so viel wie im vergangenen Sommer und so wenig wie zuletzt im Frühjahr 2009.

Dieser Preisverfall macht anderen Produzenten das Leben schwerer, die beispielsweise mit der kostspieligeren "Fracking"-Methode in den USA Schieferöl fördern. Laut Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch liegt für 82 Prozent der Produzenten der kostendeckende Preis bei weniger als 60 Dollar. Er beruft sich dabei auf Vertreter die Energiebehörde IEA. Doch für die umstrittene Schieferöl-Förderung in den USA brauche man einen Preis von mindestens 80 Dollar, um profitabel zu sein. Dort muss das "schwarze Gold" mit hohem technischen Aufwand aus Schiefergestein herausgelöst werden. Dank des Fracking-Booms liegen die USA bei der Ölförderung nur noch knapp hinter dem weltweiten Spitzenreiter Saudi-Arabien.

"Aus ökonomischer Sicht ist es für Saudi-Arabien viel besser, den Preisrückgang zuzulassen", betont Gary Ross, Chef von Pira Energy. Der heraufziehende Preiskrieg sei "eine Sache der Notwendigkeit", fügt der Rohstoff-Veteran hinzu, der seit den 1970er Jahren am Ölmarkt aktiv ist. In den frühen 1980er Jahren überschwemmte Nordsee-Öl die Weltmärkte. Dies drückte den Preis seinerzeit auf unter zehn Dollar. Saudi-Arabien senkte daraufhin die Ölförderung binnen fünf Jahren von über zehn Millionen Barrel am Tag auf weniger als 2,5 Millionen. Doch die übrigen Ölproduzenten folgten dem Beispiel nicht - weder innerhalb noch außerhalb der Opec. So gingen die Preise dennoch weiter in den Keller.

Ende 1985 hatten die Saudis dann genug: Sie erhöhten die Produktion und gewährten Kunden Rabatte. Dies sorgte zunächst für einen zusätzlichen Preisverfall, läutete aber die allmähliche Erholung des Marktes ein. Allerdings dauerte es 16 Jahre, bis der Ölpreis sein altes Niveau wieder erreichte.

Reuters