BEREITS GEPLANTE STILLLEGUNGEN

Bei der Bundesnetzagentur stapeln sich bereits Anträge auf die Stilllegung von Kraftwerken. Unter den rund 50 Anträgen sind auch zahlreiche Kohlemeiler, deren Betrieb sich nicht mehr rechnet. Bei den jetzigen Plänen der Regierung sollen diese Anlagen aber nicht berücksichtigt werden. Die Netzagentur hält auch nicht alle für verzichtbar. So hat sie dem Versorger EnBW die Abschaltung mehrerer Kraftwerke untersagt, da diese für eine sichere Versorgung benötigt würden.



BEDEUTUNG DER KOHLE



Kohlekraftwerke spielen eine wichtige Rolle: In den ersten neun Monaten standen Stein- und Braunkohlekraftwerke für rund 43 Prozent der Stromerzeugung in Deutschland. Große Produzenten sind RWE und der schwedische Vattenfall -Konzern. Bei RWE hatte die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken von Januar bis Ende September einen Anteil von 73 Prozent.



STROMPREISE



Ein Abschalten zusätzlicher Kohlekraftwerke könnte die Strompreise nach oben treiben. Nach einem vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in Auftrag gegebenen Gutachten könnten die Großhandelspreise bis 2020 so um sieben Euro beziehungsweise 15 Prozent je Megawattstunde klettern. Dies könnte energieintensive Unternehmen, etwa aus der Chemie- und Stahlindustrie hart treffen. Die Versorger würden von einem Preisanstieg hingegen profitieren. Einen Zwang zu Stilllegungen ohne Entschädigung dürften sie aber wie bereits beim Atomausstieg schon aus Rücksicht auf die Aktionärsinteressen kaum hinnehmen. Die Großhandelspreise sind auch wegen eines Überangebots an Kraftwerken seit Anfang 2013 um rund ein Viertel gefallen.



ÖKOSTROM-UMLAGE



Höhere Börsenpreise könnten wiederum die milliardenschweren Kosten für die Ökostrom-Umlage drücken. Diese bemisst sich aus der Differenz zwischen dem Börsenpreis und der Vergütung, die den Ökostrombetreibern über viele Jahre zugesagt worden ist. Je niedriger der Großhandelspreis, desto höher die Umlagesumme und umgekehrt. Die Abgabe wird allerdings nicht von allen Stromkunden bezahlt. Tausende Unternehmen sind davon weitgehend befreit.



ARBEITSPLÄTZE



Der Stellenabbau in der Versorger-Branche würde durch weitere Abschaltungen wohl forciert. In der Energieerzeugung in Deutschland waren Ende 2013 rund 174.000 Mitarbeiter beschäftigt. Versorger wie E.ON und RWE haben bereits zahlreiche Jobs gestrichen. Die Planungen bei RWE sehen in der Erzeugung den Abbau von 2000 Stellen von 2013 bis Ende 2016 vor, wovon noch 800 fehlen. "Im Falle von freiwilligen Übereinkommen zwischen der Bundesregierung und Betreibern zur Stilllegung von einzelnen Kraftwerken muss dem Erhalt der Arbeitsplätze der dort Beschäftigten oberste Priorität eingeräumt werden", sagte Verdi-Bundesvorstand Andreas Scheidt.

Reuters