Kann ein einzelner Fußballspieler ganze 222 Millionen Euro wert sein? Spätestens seit dem Transfer des Brasilianers Neymar nach Paris, aber auch dem Erfolg eines - wie von vielen behauptet - "künstlichen" Fußballvereins RB Leipzig, fragt sich so mancher Fan, was das noch mit Fußball zu tun hat. Und nicht ganz Unrecht. Denn es geht auf dem Rasen, aber nicht nur da, sondern auch auf dem Tenniscourt oder im Boxring schon lange fast nur noch ums Geld. "Die einen sprechen beim Sport, bei Spielergehältern, bei TV-Rechten von einer Blase. Ich halte das Ganze für keine Blase, die Preise sind gerechtfertigt, auch auf diesem hohen Niveau", so Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank und Werthstein Institute Fellow. "Denn Sport geht alle etwas an. Alle machen Sport, alle schauen Sport, es ist ein Massenphänomen geworden." Mit dem Geschäft rund um den Sport ist ein Markt entstanden, der Anlagechancen bietet und damit für zeitgeistiges Investieren interessant ist. Wenn ein paar Spielregeln beachtet werden. Die wichtigste im Werthstein Zeitgeist "Es lebe der Sport" lautet, nicht nur auf ein Segment zu setzen.



Segment 1 im Werthstein Zeitgeist Sport sind vor allem drei international aktive Fußballclubs, Manchester United, Juventus Turin, Dortmund. Manchester United beispielsweise hat die meisten Fans weltweit - und das bedeutet hohe Besucherzahlen im Stadium und hohe Verkaufszahlen der Trikots sowie ein starkes Online-Marketing. Juventus Turin wiederum hat nicht nur drei Jahre in Folge Italiens Serie A gewonnen und ist in den vergangenen drei Jahren zweimal erst im Champions-League gescheitert, sondern hat auch entsprechend viele Fans. Borussia Dortmund wiederum ist nicht nur sportlich erfolgreich, sondern unter anderem durch den Verkauf von Ousman Dembélé für 105 Millionen Euro an Barcelona auch wirtschaftlich kraftvoll. Damit haben sie ausreichend Geld auf der Auswechselbank, um in neue Spieler zu investieren und damit in der lukrativen Champions-League angreifen zu können.

Auf Seite 2: Buchmacher und Ausrüster







Buchmacher sind Segment Nummer 2, das von der weltweiten Freude am Sport profitiert. Immerhin weiß heute jeder Fan, dass er auf eine Partie oder ein Sport-Event auch wetten kann. Nicht nur auf den Ausgang, auch auf Elfmeter oder sogar Verletzungen. Entsprechend stiegen die Umsätze der "bookies" in den vergangenen 10 Jahren. So dürfte es auch weitergehen. 2018, so lauten Prognosen, soll der weltweite Wert zum Beispiel von Online-Wetten bei rund 42 Milliarden Euro liegen. 2009 waren es noch gut 19 Milliarden. Vor der Wette kommt jedoch die Information - ist Neymar fit, hält die Wade von Radstar Christopher Froome? Sportmedien liefern diese Informationen und beschleunigen damit den gesamten Sektor. Sind also so etwas wie der Turbolader der Sportindustrie. Und Profiteur Nummer 3. Für die Zuschauer rechnet sich das mit schnellen Bildern und Berichten, für die Anbieter vor allem buchhalterisch. Sky zum Beispiel kassiert monatlich zwischen 40 und 60 Euro von Zuschauern, die Lust auf Fußball und andere Sportarten aus Europa haben. Und wer zuletzt den Kampf zwischen Floyd Mayweather und Connor McGregor sehen wollte, musste dafür 30 Dollar zahlen - um das Sportereignis via Computer streamen zu können.



Was zählt noch dazu außer Begeisterung für einen Sport, das Mitfiebern? Das richtige Outfit. Der schlichte Fan-Schal war gestern, heute ist es längst das Trikot von Neymar, die Schuhe von Ronaldo. Und jedes Jahr gibt es eine neue Kollektion davon. Beim Fußball in Europa ebenso wie beim Basket- oder Football in Amerika. Und nicht nur für den Fan selbst, sondern für den künftigen Anhänger: Auch Baby-Strampler in Vereinsfarben sind zu haben. Für den Fan geht das ins Geld, für die Unternehmen geht es ums Geld: Allein das durchschnittliche Spielertrikot aus Europa kostet 80 Euro. Millionen werden davon verkauft. Und neue Produktionsmethoden schaffen neue Möglichkeiten. 3Drucker zum Beispiel, wie sie bei Adidas, Nike und Under Armour zum Einsatz kommen, reduzieren die Kosten und steigern die ohnehin schon sportlichen Produktionszahlen.

Den Schlussspurt für diese Wachstumsindustrie setzt aber ein fünftes Element im Werthstein Zeitgeist Sport. Und trifft das Herz des Sports. Der Königsweg, seinen Sport zu genießen, ist bekanntlich live im Stadion. Daran verdienen die Vereine, aber auch der Betreiber der Arena. Jedes Jahr verkaufen diese Unternehmen wie der Madison Square Garden Millionen Tickets. Sie verbreitern damit ihre Kundenbasis ganz ähnlich wie Investoren ihre Risiken streuen. Denn die Arenen taugen nicht nur für Sportevents, sondern auch für Konzerte.



Fazit: Sport richtig zu feiern braucht die Sportler, klar. Aber eben auch die Arenen, das Outfit, das Drumherum. In der Summe trifft der Sport damit den Zeitgeist - und macht damit die Strategie aus fünf Segmenten zu einem Zeitgeist-Investment. Giles Keating, Präsident des Werthstein Instituts: "Ein Blick auf die Wertentwicklung der entsprechenden Aktien im Sport-Index zeigt, dass die Aktien im letzten Jahr den Markt klar geschlagen haben. Aber es war kein einfacher Weg. Sie sind gestiegen, danach haben sie einen Teil der Gewinne eingebüßt, dann sind sie wieder gestiegen. Auch in Zukunft wird die Entwicklung nicht geradlinig verlaufen, aber die Tendenz dürfte aufwärts gerichtet bleiben."

Sport geht alle etwas an. Alle machen Sport, alle schauen Sport, es ist ein Massenphänomen geworden. Schon im alten Römischen Reich gab es "Brot und Spiele". Man hat damit die Menschen von den Problemen des Alltags weggelockt, das ist heute ganz genau so. Sport verbindet, hat für mich integrative Kraft.
Robert Halver


Im Bereich Sport gibt es fünf interessante Segmente: die Vereine selbst, wie etwa Manchester United oder Dortmund. Dann sind es die Medienfirmen, die die Spiele übertragen. Außerdem die Bekleidungsfirmen und die Schuhhersteller wie Nike. Ausserdem gibt es die Stadien, wo die Spiele ausgetragen werden, und zum Schluss noch die Buchmacher und Wettbüros.
Giles Keating