Kennen Sie den Dead-Cat-Bounce? Wenn nicht, sollten Sie über 18 sein um jetzt weiter zu lesen. Dieses brutale Bild verwenden Börsianer, um die Marktphase von Aktien zu beschreiben, die sich in einem Abwärtstrend noch einmal nach oben aufbäumen: Wirft man eine Katze aus großer Höhe aus dem Fenster, schlägt diese auf den Boden auf und stirbt - dennoch springt sie aber nach dem Aufprall zunächst noch einmal leicht in die Höhe, was zu dem irrtümlichen Schluss veranlassen kann, dass sie noch quicklebendig ist. In Wirklichkeit wird durch diesen Abpraller (engl. "bounce") nur die kinetische Energie des voran gegangenen Falls kompensiert.

Genau so sieht es derzeit bei der Deutschen Post aus. Das Papier notierte am Monatsanfang noch bei rund 27,20 Euro und vor fünf Tagen immerhin noch bei 25,50 Euro, bevor es dann nonstop nach unten bis an die 24er-Marke ging. Was wir nun sehen, ist der sprichwörtliche Dead-Cat-Bounce. Irgendwann müssen Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt haben, ihre Gewinne mitnehmen. Dadurch wird die überverkaufte Aktie jetzt kurzfristig wiederbelebt, was durchaus noch bis an den ersten stärkeren Widerstand und an die 21-Tage-Linie bei rund 25,50 / 25,80 Euro weiter gehen kann.

Allerdings ändert es nichts daran, dass die Luft aus dem einstigen Top-Börsenliebling 2013 nun raus ist. Dies wird vor allem dann ersichtlich, wenn man sich die Entwicklung der vergangenen Monate ansieht. Die Kurse kletterten in diesem Jahr immer langsamer, Zwischenkorrekturen reichten immer weiter nach unten und testeten wiederholt die 24er-Marke. Im April drehte der Trend schließlich, seit dann geht es abwärts.

Auch hierfür haben Börsianer - speziell Chartanalysten - ein Bild, das die Lage treffend beschreibt: Diese Entwicklung wird als umgekehrte Tassen- oder auch Untertassen-Formation bezeichnet. Sie erinnert an einen auf den Kopf stehenden flachen Teller, und ist in der Literatur als eines der wichtigsten langfristigen Verkaufssignale bekannt. Letztendlich beschreibt es nur, dass die Luft aus einem Papier zunehmend raus ist, und sich dann immer stärkere Verkaufstendenzen zeigen.

Wenn dann auch noch die letzte Unterstützung (der Rand der Tasse) durchbrochen wird - hier bei 24 Euro der Fall - ist das oft der Auslöser für einen lange anhaltenden Trendumschwung. Anleger sollten diese Unterstützung daher genau im Auge behalten. Wird sie unterschritten, ist der Weg nach unten frei - insbesondere weil sich während des zuvor erfolgten permanenten Anstiegs keine Unterstützungszonen ausbilden konnten. Dies wird einen Einbruch begünstigen, der so lange dauern kann bis sich eine neue, tragfähige Haltezone ausbildet, an der Investoren die Aktie wieder als Schnäppchen bewerten.

Auf Seite 2: Wie sich Anleger rechtzeitig in Position bringen können

Wer sich rechtzeitig in Position bringen will, hat nun zwei Optionen: Spekulative Anleger warten eine Zwischenerholung ab und nutzen diese zum vergünstigen Einstieg in Short-Positionen auf die Deutsche Post. Vorsichtige Anleger wollen dagegen ein bestätigtes Verkaufssignal sehen und gedulden sich bis zu einem Ausbruch unter die 24er-Marke, idealerweise auf Tages- oder sogar Wochenschlusskursbasis. Da es sich um ein langfristiges Signal handelt, besteht kein Anlass zu voreiligen Aktionen.

Wir stellen eine Trading-Idee vor, mit der sich von dem erwarteten Abwärtsschwung der Aktie profitieren lässt. Das Hebelprodukt des Bankhauses Vontobel wandelt jeden Prozent Verlust der Aktie in rund sechs Prozent Gewinn des Zertifikats um. Das Risiko: Erholt sich die Post über 28,50 Euro und damit an das 2014er-Rekordhoch, verfällt das Papier wertlos. Doch so weit wird es in absehbarer Zeit kaum kommen, wenn die charttechnischen Signale sich bewahrheiten. Wer sich absichern will, kann auch einen Stoppkurs bei 26 Euro setzen. Spätestens hier sollten Zwischenerholungen der Aktie vorbei sein.