Vor 17 Jahren startete Netflix zunächst als ganz normale Online-Videothek und verschickte Filme auf DVD und später Blue-ray an seine Kunden. Während zahlreiche Konkurrenten den Wandel im Online-Bereich verpassten, erkannten die Amerikaner sehr schnell die sich eröffnenden Chancen über schnelle Internetverbindungen. 2007 und somit zehn Jahre nach der Gründung stieg Netflix ins Video-on-Demand-Geschäft ein, rückblickend eine sehr gute Entscheidung. Ausgehend vom Heimatmarkt eroberten die Amerikaner in den vergangenen Jahren stetig neue Länder. In Großbritannien und Irland sowie Englisch-affinen Nationen wie Skandinavien ist der Streaming-Anbieter bereits ein großes Thema. Ab Mitte September startet die Expansion in Deutschland, Belgien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Große und wichtige Märkte mit vielen potenziellen Kunden, die das Wachstum im Erfolgsfall zusätzlich antreiben dürften.

In den USA ist Netflix bereits Marktführer, insgesamt hat das Portal nach eigenen Angaben rund 50 Millionen Abonnenten in mehr als 40 Ländern. Bis Ende September soll die Kundenzahl auf 53,7 Millionen steigen. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2013 lag die Mitgliederzahl noch bei rund 38 Millionen. Vor allem mit den selbst produzierten Serien wie "House of Cards" lockte der Dienst zuletzt viele Kunden an. Doch genau hier lauern auch die Risiken in der Expansionsstrategie. In Deutschland wird die Serie nicht zum Zugpferd, der Bezahlsender Sky-Deutschland besitzt die Rechte. Mit diesem Problem kämpfen alle Streaming-Anbieter, irgendeine Sendung, Serie oder Film fehlt immer. Vergleichsweise gelassen reagieren daher auch die heimischen Konkurrenten wie Marktführer ProSiebenSat.1 mit seiner Tochter "Maxdome" oder Amazon mit "Lovefilm" auf den Markteintritt von Netflix. Auch die Preise für ein Monatsabo dürften mit sieben bis acht Euro keinen entscheidenden Unterschied ausmachen.

Es bleibt daher erst einmal abzuwarten, ob die Erfolgsstory von Netflix auch in den wichtigen europäischen Ländern anhält. Die Expansion kostet zunächst viel Geld und dürfte sich im zweiten Halbjahr spürbar unter dem Strich niederschlagen. Auf dem aktuellen Kursniveau sind bereits viele Vorschusslorbeeren enthalten, entsprechend volatil könnte sich der Wert entwickeln, wenn der Erfolg zunächst ausbleibt. Börse Online rechnet für 2015 mit einem Ergebnis je Aktie von 7,42 Dollar. In Relation zum Aktienkurs errechnet sich somit ein sehr sportliches KGV von 64.

Für die Aktie sprechen neben der Wachstumsfantasie der intakte Aufwärtstrend sowie die hohe Relative Stärke. Ähnlich wie der Gesamtmarkt erreichten die Papiere zuletzt frische Rekordhochs. Allerdings könnte nun die runde Schwelle von 500 Dollar verstärkte Gewinnmitnahmen auslösen oder zumindest eine Konsolidierungsbewegung einleiten. Unterstützungen liegen bei 415, 380 und um 315 Dollar.

Auf Seite 2: Wie Anleger mit Rabatt einsteigen können

Chancen und Risiken sind somit als erhöht einzustufen. Anleger, die eher etwas vorsichtiger agieren möchten, sollten mit einem Rabatt einsteigen. Passend dazu bieten sich Discount-Zertifikate an. Die WKN VZ4MNL bietet bei einem Cap von 400 Dollar eine Maximalrendite von 6,5 Prozent oder 8,4 Prozent p.a. Der Schein ist nicht währungsgesichert und verfügt über eine Laufzeit bis Mitte Juni 2015. Der Vorteil für Anleger: Die Maximalrendite wird dank des Discounts selbst dann noch erreicht, wenn die Netflix-Aktie am Laufzeitende rund 17 Prozent tiefer steht als aktuell.





































Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de