Die Börsenturbulenzen sorgen vielerorts für interessante Bewertungen. Spannend sind insbesondere die Aktien von Unternehmen, die sich durch stetige Fortschritte auszeichnen, deren Anteilscheine nach einem Anstieg nun aber deutlich konsolidiert haben. Solch ein Fall ist Ecotel Communication. Der Titel des Anbieters von IT- und Telekommunikationsdienstleistungen hatte im Frühjahr Kurse von über zwölf Euro erreicht, gab aber inzwischen wieder deutlich nach. Da sich in der gleichen Zeit die Unternehmensergebnisse und die bilanzielle Konstellation sehr gut entwickelt haben, ist die Aktie nun so attraktiv, dass wir den Wert von "Beobachten" auf "Kaufen" hochstufen.

Ecotel bietet kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie auch einigen Großkunden Sprach- und Datendienste an. Offensichtlich ist das Unternehmen hier voll wettbewerbsfähig. Die Düsseldorfer konnten als Großkunden den Versicherer Allianz ebenso gewinnen wie kürzlich mit Curanum einen großen Betreiber von Seniorenheimen. Daneben vermittelt das Unternehmen im Privatkundensegment Internet- und Telefonanschlüsse und ist als Wiederverkäufer im Telekomgroßhandel tätig. Dieses Segment bringt relativ hohe Erlöse, steuert aber kaum Ertrag bei.

Wirklich interessant sind Geschäftskundenlösungen, weil sich der Kunde hier über langfristige Verträge bindet. Das macht die Einnahmen gut kalkulierbar. Hier könnte Ecotel weiter wachsen und vor allem durch Großkunden hohe Synergieffekte realisieren. Die Zahlen des Unternehmens verbessern sich seit Jahren - wenn auch manchmal unter leichten Schwankungen. Obwohl 2015 ein Rekordjahr werden soll, sind die Aktienkurse jedoch stark gefallen.

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Klein und günstig



Ecotel ist ein sehr kleines Unternehmen. Nachdem die Rheinländer ganz vorbildlich 2014 zurückgekaufte Aktien eingezogen haben, verfügt der IT-Spezialist noch über 3,5 Millionen Papiere. Der Börsenwert beträgt gerade einmal 32,5 Millionen Euro. Nach unserer Faustformel für Unternehmen dieser Branche würde ein schuldenfreier Konzern mit rund dem Zehnfachen des Betriebsergebnisses bewertet werden müssen. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Ecotel bei einem Umsatz von über 100 Millionen Euro ein Betriebsergebnis vor Abschreibungen in Höhe von sieben Millionen Euro. Abzüglich Abschreibungen betrug es drei Millionen Euro. Damit wäre die Gesellschaft, die keine Schulden mehr aufweist, moderat bewertet. Werden nun die Ergebnisse des ersten Halbjahres hochgerechnet, steigt das Betriebsergebnis auf 4,5 Millionen Euro. Damit hätte die Aktie ein Potenzial von über 50 Prozent; die alten Spitzenwerte von mehr als zwölf Euro sollten erreichbar sein. Unterstützt wird diese Argumentation von der Entwicklung des freien Cashflows, dem erwirtschafteten Einzahlungsüberschuss nach Abzug der Investitionen. Hier liegt die sogenannte Runrate, also das hochgerechnete Jahresergebnis, bei fünf Millionen Euro. Würde sich Ecotel auf diesem Niveau stabilisieren, was nicht unvorstellbar ist, könnte auch ein Börsenwert von 60 Millionen Euro gerechtfertigt sein.

Bei einem Streubesitz von 23 Prozent summieren sich die handelbaren Aktien nur auf rund 800 000 Stück. Entsprechend müssen Aufträge streng limitiert werden. Kurzfristige Anleger sichern diese per Stoppkurs ab. Wegen des recht gut planbaren Geschäftsmodells sind tiefere Notierungen Zukaufchancen.



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