(neu: Genehmigung Verkauf RTL Nederland)
KÖLN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Riesige Bewegung auf dem Streamingmarkt: RTL will den Medienkonzern Sky Deutschland kaufen. Das teilten beide Unternehmen mit. Mit dem Deal, dem noch Wettbewerbshüter zustimmen müssen, will RTL Deutschland seine Position bei Unterhaltung, Sport und News im deutschsprachigen Bewegtbildmarkt ausbauen. Die Marken sollen für sich weiter bestehen bleiben.
Die weltweite Konkurrenz
Bertelsmann-Chef Thomas Rabe - die RTL Group
Rabe ergänzte: "Wir werden die Marke Sky langfristig weiter nutzen, weil das eine der stärksten Unterhaltungs- und Sportmarken in Europa ist." Beide Marken seien in unterschiedlichen Zielgruppen und Geschäftsmodellen unterwegs. "RTL finanziert sich primär über Werbung und Sky über Abos." Zu Sky zählt auch die Streamingplattform Wow.
Am Aktienmarkt reagierten die Anleger euphorisch auf die Übernahme. Die im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte, notierte RTL-Aktie sprang zuletzt um 15,6 Prozent nach oben. Damit hat das Papier im laufenden Jahr um rund 37 Prozent zugelegt.
In den nächsten Tagen werde der Deal bei der Europäischen Kommission angemeldet, hieß es mit Blick auf die Wettbewerbshüter. Sie prüft bei Fusionen, Übernahmen oder Besitzerwechseln großer Unternehmen im Europäischen Wirtschaftsraum, ob wettbewerbsrechtliche Bedenken dagegen sprechen. Nach dem Vollzug werde RTL-Deutschland-Chef Stephan Schmitter der CEO des gemeinsamen Unternehmens. Sky Deutschland wird Teil von RTL Deutschland.
Sky Deutschland zählt bislang zum US-Unternehmen Comcast
Pay-TV, kostenlos, Streaming
Wenn die Übernahme erfolgt, würde die börsennotierte RTL Group im deutschsprachigen Raum jede Menge frei empfangbare TV-Sender, Bezahlsender und Streaming-Portale vereinen - daneben noch Magazine und Audio integrieren. Es wären zusammengenommen rund 11,5 Millionen zahlende Streaming-Abonnenten.
Der Jahresumsatz von Sky Deutschland lag zuletzt bei rund 2 Milliarden Euro, der der RTL Group bei 6,3 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatten knappe Werbebudgets und fehlende Umsätze aus der Produktion mit Inhalten die Stimmung der Gruppe gedrückt.
Die Wurzeln von Sky
Die Wurzeln von Sky liegen im einstigen Medien-Imperium von Leo Kirch. Unter dem Namen Premiere war der Bezahlsender viele Jahre Monopolist für Live-Übertragungen der Fußball-Bundesliga. Wirtschaftlich erfolgreich war der Sender dennoch nicht und wechselte 2018 in den Besitz des US-Unternehmens Comcast.
Sport-Übertragungen sind der Kern des Pay-TV-Senders, der auch Serien und Filme im Angebot hat und als Plattform andere Sender zeigt. Die Produktion von eigenen Serien, zu denen "Berlin Babylon" und "Der Pass" gehörten, sind wieder eingestellt worden.
Fußball-Bundesliga
Mehr denn je steht die Fußball-Bundesliga im Mittelpunkt, nachdem Sky zur Saison 2021/2022 die Rechte für die Champions League an DAZN und Amazon verloren hatte. Vor allem der in Deutschland seit 2016 aktive Streaminganbieter DAZN ist beim Sport der Hauptkonkurrent von Sky.
Bei der letzten Auktion der Deutschen Fußball Liga sicherte sich Sky dennoch die meisten Live-Spiele der 1. Liga und alle Partien der 2. Bundesliga. Dafür ging die bei den Fans beliebte Konferenz an DAZN. Zu den wichtigen Sport-Angeboten von Sky gehören neben Fußball auch die Formel 1, Tennis und Golf.
Es gibt schon eine Kooperation
Mit RTL gibt es bereits eine Kooperation im Sport. Sky hält derzeit die Rechte für alle Rennen der Formel 1 und lässt parallel sieben Große Preise beim Free-TV-Sender laufen. RTL durfte im Rahmen der "strategischen Partnerschaft" auch einige Fußball-Inhalte zeigen, darunter Konferenzschaltungen der 2. Fußball-Bundesliga sowie einzelne Spiele der Premier League und der Europa League.
Standort München bleibt
Sky Deutschland mit rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird den Standort München erhalten. Bertelsmann-Chef Rabe sagte der dpa über Sky: "Das Geschäft war vor ein paar Jahren defizitär und soll in diesem Jahr die Gewinnschwelle erreichen." Und: "Das ist eine gute Grundlage, um mit RTL im Verbund Synergien zu heben und den Wert der Geschäfte weiter zu steigern."
Jährlich würde das zusammengeführte Unternehmen mit dem Deal rund 2,5 Milliarden Euro in Inhalte investieren.
Wird es bei Sky Stellenabbau geben? Dazu sagte Rabe: "Wir werden uns alle großen Bereiche in dem dann zusammengeführten Unternehmen anschauen, Verwaltung, Marketing, Tech, Inhalte - alles, um mit Augenmaß Synergieeffekte zu erzielen. Wir werden gute Lösungen finden."
Was sagt die Politik?
Medienstaatsminister Wolfram Weimer ist für den Deal - das letzte Wort haben allerdings Wettbewerbshüter. Weimer teilte der dpa mit: Die Übernahme sei "eine sehr gute Nachricht für den Standort Deutschland. Wir brauchen deutsche Medienkonzerne, die ein Gegengewicht zu den dominierenden amerikanischen Plattformen werden können." Die Kombination RTL und Sky sei auch eine Chance, mehr internationale Produktionen nach Deutschland zu holen.
RTL verkauft niederländische Sender
Unterdessen wurde bekannt, dass Wettbewerbshüter ihre Zustimmung dazu gegeben haben, dass die RTL Group ihre niederländischen Sender an DPG Media verkaufen kann. Teil der Verkaufsvereinbarung ist eine strategische Partnerschaft beider Häuser in den Bereichen Technologie, Werbevermarktung und Content./rin/DP/jha
Quelle: dpa-Afx