BERLIN (dpa-AFX) - Diese Nachricht macht betroffen: Moderator Thomas Gottschalk hat Krebs. Der 75-Jährige machte seine Erkrankung in einem Interview öffentlich. "Ich glaube, es wird Zeit, dass wir die Karten auf den Tisch legen. Ich habe Krebs", sagte er der "Bild"-Zeitung. Und weiter: "Ich kann nicht mehr auftreten. Ich muss gesund werden."
Ehe er sich für seine weitere Behandlung aus der Öffentlichkeit zurückzieht, will er zum letzten Mal eine Samstagabendshow moderieren und einen unterhaltsamen Abschiedsabend von der großen Bühne feiern. Der Sender teilte mit, das sei Gottschalks ausdrücklicher Wunsch.
An seiner Seite hat er seinen alten Freund und Weggefährten Günther Jauch sowie seine langjährige Co-Moderatorin Barbara Schöneberger. Die beiden "unterstützen diesen Weg mit voller Überzeugung und stehen Thomas Gottschalk mit großem Respekt und echter Vorfreude zur Seite", hieß es.
Medikamente mit starken Nebenwirkungen
Hinter dem Entertainer liegt eine schwierige Zeit. Gottschalk-Ehefrau Karina berichtete in dem "Bild"-Interview, ihr Mann habe knapp vier Monate zuvor eine schwere, komplizierte Krebsoperation gehabt. "Die Diagnose war heftig. Epitheloides Angiosarkom. Ein seltener, bösartiger Tumor, der von den Zellen der Blutgefäße ausgeht. Thomas wurde sofort operiert."
Ihr Mann sei noch ein zweites Mal operiert worden und nehme bis heute starke Medikamente. "Mein Krebs gilt leider als besonders aggressiv", wurde Gottschalk zitiert. Die Medikamente hätten starke Nebenwirkungen. Er fühle sich, als würde sein Kopf in einer Waschmaschine stecken, so der Moderator.
Absagen wollte er seinen Auftritt bei der Romy-Verleihung aber nicht. Zu "Bild" sagte Gottschalk: "Dann wäre noch mehr Häme über mich hereingebrochen. Außerdem bin ich alte Schule und erfülle meine Verpflichtungen."
Von welcher Krebsart ist die Rede?
Beim epitheloiden Angiosarkom handelt es sich um einen sehr seltenen bösartigen, rasch wachsenden Tumor, der sich aus den Zellen entwickelt, die die Blutgefäße auskleiden. Angiosarkome können überall im Körper auftreten. Die epitheloide Variante gilt als besondere Form, sie tritt überwiegend bei Männern auf und betrifft vor allem die tiefen Weichteile.
Wenn der Tumor so wächst, dass er sich um Blutgefäße legt und diese verengt oder verschließt - was besonders bei epitheloiden Angiosarkomen vorkommt - kann es im fortgeschrittenen Stadium zu schweren und schwer behandelbaren Durchblutungsschmerzen (Ischämieschmerzen) kommen. Angiosarkome machen oft lange Zeit keine Beschwerden und werden daher vielfach erst spät erkannt - was mit ein Grund für die schlechte Prognose bei dieser Krebsart ist. Therapie der ersten Wahl ist die Entfernung des Tumors, gefolgt von Strahlen- und teils Chemotherapie.
Reden sorgten für Irritationen
Dass Gottschalk angeschlagen war, war auch dem Publikum und der Öffentlichkeit nicht verborgen geblieben. Bei der Bambi-Verleihung vor knapp drei Wochen in München wirkte die sonst so souveräne TV-Legende teils fahrig und unkonzentriert. Ein ungewohnter Moment der Schwäche. Nachsicht? Weitgehend Fehlanzeige. Insbesondere in den sozialen Netzwerken hagelte es spöttische und böse Kommentare.
Zu diesen Reaktionen sagte seine Frau: "Das war für mich die Hölle, weil ich ja die Wahrheit kenne. Am liebsten hätte ich jeden angeschrien: Nein, es geht uns nicht gut. Vor allem Thomas geht es nicht gut. Er ist schwer krank!"
Als Gottschalk nun am Freitagabend in Kitzbühel mit dem österreichischen Medienpreis Romy für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, verzettelte er sich im Laufe seiner Dankesrede erneut ein wenig. Hier war es dann Moderator Hans Sigl, der ihm herzlich zur Seite sprang. Und "Kurier"-Geschäftsführer Richard Grasl, der Gottschalk die Auszeichnung überreichte, mahnte mehr Nachsicht an: Wenn man 1.000 Mal was richtig mache, und ein halbes Mal vielleicht was nicht so ganz gut mache, bleibe man trotzdem ein Superstar.
Große Bestürzung bei Gottschalks einstigem Haussender
Gottschalk, der Superstar. Der stets fröhliche und lässige Unterhalter, der mit seiner schlagfertigen, flapsigen Art ein Millionenpublikum unterhielt. Seine Bühne war über Jahrzehnte insbesondere das berühmte Sofa der ZDF-Show "Wetten dass..?". Von 1987 bis 2011 - von einer zweijährigen Unterbrechung abgesehen - sowie in drei Sonderausgaben 2021, 2022 und 2023 führte er durch die größte Show Europas.
Dabei zeichnete er sich nicht nur als Sprücheklopfer in schrillen Klamotten aus, sondern auch als Menschenfreund. Einer, der selbst das Scheinwerferlicht genoss, der die große Bühne aber immer auch teilte - mit Rockstars und Hollywood-Ikonen ebenso wie mit Wettkandidaten. Er wurde nicht hämisch oder vernichtend, wenn ein Kandidat seine Wette versemmelte. Da zeigte er Menschlichkeit.
Bei seinem einstigen Haussender ist die Bestürzung nach Gottschalks Krebsdiagnose groß. ZDF-Intendant Norbert Himmler teilte mit: "Die Nachricht hat uns sehr betroffen gemacht. Wir wünschen Thomas von Herzen, dass seine Lebensfreude und sein Optimismus ihm dabei helfen, die Krankheit zu besiegen."/fuw/DP/mis
Quelle: dpa-Afx