FRANKFURT (dpa-AFX) - Zum Ausklang des Börsenmonats August droht der Dax nah am Rekordhoch in seiner Seitwärtsspanne zu bleiben. Ohne konkrete Impulse, die auf absehbare Zeit zum Beispiel von geopolitischen Fortschritten kommen könnten, erwarten Experten die Anleger weiter in Wartestellung. Die 24.639 Punkte aus dem Juli gilt es zu schlagen, doch laut dem Marktexperten Robert Halver von der Baader Bank hängt der Dax "unter seinem Allzeithoch fest". Es konnte den Leitindex am Freitag auch nicht aus seiner Spanne befreien, dass US-Notenbankchef Jerome Powell die Tür für eine Leitzinssenkung öffnete.

Halver hält es im Spätsommer für saisonal typisch, dass sich die globalen Aktienmärkte auf Richtungssuche befinden. Von schlechter Laune könne zwar nicht die Rede sein, aber Rücksetzer und zunehmende Kursschwankungen müssten weiterhin einkalkuliert werden, sagte er am Freitag. Er verwies dabei auf viele Unsicherheitsfaktoren rund um Geldpolitik, den Ukraine-Krieg und die globale Wirtschaftspolitik.

Anleger sehen Experten zufolge auch der Tatsache ins Auge, dass die Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs stocken. "Ob es tatsächlich zu einem direkten Treffen zwischen Selenskyj und Putin kommt, bleibt unklar. Auch die Frage, wie die von Donald Trump in Aussicht gestellten Sicherheitsgarantien konkret aussehen und wie das Thema Gebietsabtretungen der Ukraine gehandhabt wird, ist nebulös", sagt Halver hierzu. Eine "Friedens-Rally" sei aber möglich, wenn Anleger beginnen, den Wiederaufbau der Ukraine zu spielen.

In puncto Geldpolitik hatte der US-Notenbankchef Powell am Freitag für Anleger ermutigende Nachrichten, indem er eine baldige Leitzinssenkung auf der Notenbanktagung in Jackson Hole nicht mehr ausschloss. "Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren ermöglicht es uns, vorsichtig vorzugehen, während wir eine Änderung unserer Geldpolitik in Erwägung ziehen", sagte er im US-Bundesstaat Wyoming.

Bis in geldpolitischer Hinsicht wirkliche Gewissheit herrscht, dauert es aber noch, denn der nächste Zinsentscheid der Fed steht erst Mitte September auf der Agenda. Waren die Markterwartungen hinsichtlich einer Zinssenkung zuletzt gefallen, wurden sie am Freitag auf der Notenbanktagung in Jackson Hole wieder leicht gefördert. Dies gab in ersten Reaktion vor allem den US-Börsen Schub, der den Dow Jones Industrial auf ein Rekordhoch trieb.

Mit Blick auf die Konjunktur heißt es von der Helaba, der Datenkalender in den kommenden Tagen sei "nicht so vielversprechend, dass an den Märkten deutlich mehr Bewegung zu erwarten wäre". Am Montag sieht der Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk gute Chancen für eine Verbesserung des ifo-Index. Am Freitag gibt es vorläufige Daten zu den Verbraucherpreisen in Deutschland, wobei die Dekabank die Inflation im August wieder knapp über die Zwei-Prozent-Marke sieht. Außerdem kommt am Freitag aus den USA der Deflator der privaten Konsumausgaben, der als wichtigstes Preismaß der Fed gilt.

Die Experten der DZ Bank glauben, dass in den kommenden Tagen auch die Nachhaltigkeit der Kursentwicklung im KI-Bereich weiter im Fokus der Marktteilnehmer stehen dürfte. In dieser Hinsicht dürften die am späten Mittwoch erwarteten Quartalszahlen des Chipriesen Nvidia ein wichtiges Kriterium für die weitere Marktstimmung werden.

Unter den deutschen Unternehmen gibt es im Laufe der Woche Nachzügler der Berichtssaison mit SFC Energy am Dienstag, Aroundtown am Mittwoch sowie Delivery Hero und Fielmann am Donnerstag./tih/jsl/he

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

Quelle: dpa-Afx