Adidas will weiter wachsen. Im vergangenen Jahr hatte der Sportartikelhersteller nach der Corona-Delle 2020 die Umsätze währungsbereinigt um 16 Prozent auf 21,2 Milliarden Euro erhöht. Dieser verfehlte damit aber auch die im Herbst wegen Lockdowns in den Fabriken in Vietnam und daraus resultierenden Lieferengpässen zurückgeschraubte Prognose.

Im vierten Quartal sank der Umsatz währungsbereinigt sogar um drei Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Die Erlöse in China verringerten sich um fast ein Viertel. Dort war in den sozialen Medien zum Boykott westlicher Marken wegen der Kritik am Umgang mit der Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang aufgerufen worden. Ohne den China-Boykott und die Lieferprobleme wäre der Umsatz nach Unternehmensangaben weltweit 2021 um 1,5 Milliarden Euro höher ausgefallen. Die Engpässe hätten sich vor allem in Nordamerika ausgewirkt, wo der Umsatz im Weihnachtsgeschäft schrumpfte.

Adidas-Chef Kasper Rorsted zog eine positive Bilanz: "Insgesamt war 2021 ein erfolgreiches Jahr in unserem neuen Strategiezyklus. Im Jahr 2022 werden wir auf dieser Dynamik aufbauen." Höhere Margen erwartet das Unternehmen auch wegen des Verkaufs der US-Fitness-Marke Reebok an Authentic Brand. Die operative Marge soll sich auf 10,5 bis elf Prozent verbessern. Die Aktionäre sollen für 2021 eine auf 3,30 Euro erhöhte Dividende erhalten. Im Vorjahr bekamen die Anleger drei Euro pro Adidas-Aktie.

Russland-Geschäft gestoppt, Ausblick überzeugt


Zu Beginn der Woche gab Adidas nach den Konkurrenten Nike und Puma bekannt, dass sich die Franken vorübergehend aus dem russischen Markt zurückziehen. Der Betrieb der eigenen Läden und des Onlinehandels in Russland würden angesichts des Kriegs gegen die Ukraine bis auf weiteres eingestellt, teilte Adidas am Montag mit. Das dürfte den DAX-Konzern in diesem Jahr bis zu 250 Millionen Euro Umsatz kosten. Lesen Sie hier den gesamten Artikel dazu.

Im Konzern soll der Umsatz trotzdem währungsbereinigt um elf bis 13 Prozent zulegen, wie Adidas am Mittwoch in Herzogenaurach mitteilte. Damit würde die Nummer zwei auf dem weltweiten Sportschuh- und Modemarkt aber an Schwung verlieren. Mit Russland wären es zwölf bis 14 Prozent gewesen. Auf die Ergebnisprognose soll sich die Schließung der rund 500 eigenen Läden in Russland aber nicht auswirken. Adidas peilt für 2022 einen Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro an.

Unsere Einschätzung zur Adidas-Aktie


Nach den Jahreszahlen sprintete die Adidas-Aktie mit einem Plus von über 7,5 Prozent allen anderen DAX-Werten davon. "Trotz pandemiebedingter Schwierigkeiten und Lieferkettenengpässe konnte adidas die Erwartungen der Analysten mehrheitlich erfüllen, wenn nicht sogar übertreffen", fassten die Experten von Raiffeisen Research zusammen.

Die Adidas-Aktie zählt zu den größten Kursverlierern 2022. Seit Jahresbeginn hat der Kurs gut 23 Prozent verloren. Nach den Jahreszahlen und dem Ausblick des Sportartikelkonzerns knüpften sie am Mittwoch an ihre deutliche Erholung vom Vortag an, nachdem sie zuletzt im Zuge der Ukraine-Krise bei 170 Euro auf ein Tief seit zwei Jahren gefallen waren. Auch der Dividendenvorschlag überzeugte. Die Aktie ist günstig bewertet, wir raten zum Kauf.

ak/rtr/dpa-AFX