Haufenweise Plastikmüll landet tagtäglich in den Weltmeeren, verschmutzt die Umwelt und gefährdet zahlreiche Lebewesen. Viele Menschen sorgen sich um die Zukunft der Ozeane und wollen ihren Teil zur Lösung beitragen. Die Industrie bietet ihnen immer stärker die Möglichkeit dazu: Der Sportartikelhersteller Adidas hat zum Beispiel den Laufschuh "Futurecraft Loop" auf den Markt gebracht. Er wird komplett aus recyceltem Ozeanplastik hergestellt und soll selbst ebenfalls recycelbar sein. Das Versprechen: Wer sich für den Schuh entscheidet, rettet die Meere und ihre Bewohner. Und es soll nicht bei dem einen Modell bleiben. Adidas hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2025 neun von zehn Produkten nachhaltig sind.

Nicht nur der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach setzt auf Recycling, andere Unternehmen halten es ebenso. Und auch Staaten scheinen das Problem mittlerweile erkannt zu haben - zumindest investieren sie jährlich Milliarden, um ihr Abfallmanagement zu optimieren. Industrienationen auf der ganzen Welt haben sich dazu verpflichtet, innerhalb der nächsten Jahrzehnte klimaneutral zu werden. Einer der wichtigsten Hebel ist die Förderung der sogenannten Kreislaufwirtschaft. Deren Ziel ist es, bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich zu verwenden, aufzuarbeiten und schließlich zu recyceln. Die EU hat deshalb Ende vergangenen Jahres ein Verbot für Wegwerfprodukte aus Plastik wie Einkaufstüten beschlossen, das ab dem 3. Juni in Kraft tritt.

Doch damit ist es nicht getan. Wer eine ressourceneffiziente Wirtschaft will, muss neben der Regulatorik auch umweltspezifische, technologische und finanzielle Aspekte mitdenken. "Gefragt sind innovative Ansätze in der Versorgung, Nutzung und Entsorgung von Ressourcen", sagt Pascal Dudle, Leiter des Bereichs Global Trend Investing beim Vermögensverwalter Vontobel.

Der Umsatz der Abfallbranche soll in den kommenden Jahren deutlich wachsen. 2019 haben die Unternehmen allein in Deutschland rund 41 Milliarden Euro erwirtschaftet. Bis zum Jahr 2024 soll das Volumen laut Schätzung der Statistikdatenbank Statista auf 45,6 Milliarden Euro ansteigen.

Innovationen treiben das Geschäft. Gerade bei Rohstoffen, die sich nicht so leicht recyceln lassen, besteht eine hohe Nachfrage, erklärt Vontobel-Experte Dudle. Unternehmen, die helfen, Metalle oder Elektroschrott zu sortieren und wiederzuverwerten, schaffen großen Mehrwert - entsprechend lukrativ ist das Geschäft. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Industrie "gute, und damit kostengünstige und effiziente Lösungen angeboten werden können", sagt Dudle.

Traditionsreiches aus der Heimat

Die Hamburger Aurubis etwa macht aus Kupferschrott reines Kupfer und verarbeitet es zu Blechen, Rohren und Kabeln für Auto-, Elektro- und Bauindustrie. Trotz der Covid-19-Pandemie seien die Resultate des Kupferkonzerns im Geschäftsjahr zum Ende September überraschend gut ausgefallen, kommentierte jüngst NordLB-Analyst Holger Fechner das gestiegene Ergebnis der Norddeutschen. Zudem habe das Unternehmen die bisher konservative Zielsetzung für das laufende Geschäftsjahr deutlich erhöht.

Der mit Abstand größte Abfallkonzern in Deutschland ist Remondis. Zum Geschäft des Familienunternehmens mit Sitz im nordrhein-westfälischen Lünen gehören Recycling, Wasserwirtschaft sowie kommunale und industrielle Dienstleistungen. Das Unternehmen macht nach eigenen Angaben einen jährlichen Umsatz von knapp acht Milliarden Euro. Anleger stoßen hier allerdings auf verschlossene Türen, Remondis ist nicht an der Börse notiert.

Es gibt jedoch andere interessante Adressen für Investoren: Weltweit führend bei Produktion und Betrieb von Sortieranlagen für wiederverwertbare Reststoffe ist Tomra Systems. Die Norweger wachsen seit Jahren kontinuierlich und dürften von den strengen Regulierungen im Rahmen des Green Deals der EU profitieren.

Anleger mit viel Geduld und Pioniergeist dürften auch Titel des französischen Biochemie-Unternehmens Carbios spannend finden. Die Firma entwickelt Plastikabdeckungen für die Landwirtschaft, die sich von selbst auflösen, wenn Pflanzensetzlinge groß und kräftig geworden sind. Ein Enzym soll das Plastik anschließend vollständig abbauen können. Der Enzym-Ansatz soll zudem die Anzahl der möglichen Recycling-Zyklen von Plastik deutlich erhöhen. Die Aktie eignet sich allerdings nur für extrem Risikobereite: Bei unter zwei Millionen Euro Umsatz liegt die Marktkapitalisierung bereits bei etwa 370 Millionen Euro.

Neuer Weltkonzern

Das Abwasserunternehmen Veolia hingegen ist eine etablierte Größe. Der französische Konzern ist seit 1853 im Entsorgungsgeschäft tätig und konzentriert sich auf Wasser- und Umweltdienstleistungen. Das Unternehmen arbeitet seit Längerem an einer Übernahme des Konkurrenten Suez, die dieser als feindlich betrachtet. Ein Zusammenschluss würde einen Weltmarktführer entstehen lassen. Nach langem Tauziehen um die französischen Suez-Geschäfte, in das sich wegen eines möglichen Arbeitsplatzabbaus die Politik einmischte, schlug Veolia vor, nur die Aktivitäten außerhalb Frankreichs zu übernehmen. Doch auch diese Offerte wird bislang abgelehnt.

Anleger, die die Auswahl dieser Unternehmen lieber den Profis überlassen wollen, können ihr Geld in entsprechenden Fonds anlegen. Manager Pascal Dudle betreut etwa den Vontobel Clean Technology Fund und setzt laut eigener Aussage vornehmlich auf Unternehmen, die "bereits bei der Produktentwicklung die einfache Rückführung und Wiederverwertung der Rohstoffe miteinbeziehen". Auch die Vermögensverwalter Ökoworld und Pictet haben Fonds mit Unternehmen aus der Recycling- und Abfallbranche im Angebot.

Bei Investitionen in das Segment ist ein langfristiger Anlagehorizont von Vorteil. Der Trend wird in den kommenden Jahren nicht abreißen, sondern dürfte an Relevanz gewinnen - davon sollten dann auch Anleger mit Geduld profitieren können.
 


INVESTOR-INFO

Veolia

Kraft des Wassers

Der Geschäftsschwerpunkt der Franzosen liegt in den Bereichen Wasser und Abwasser, Abfallentsorgung und Energieversorgung. 2020 gab es einen Umsatzrückgang von rund vier Prozent auf 26 Milliarden Euro. Der Gewinn soll im laufenden Jahr den Analystenschätzungen zufolge um 70 Prozent steigen. 2022 soll das Gewinnplus rund 25 Prozent betragen. Um die geplante Übernahme von Suez gibt es heftiges Gerangel. Ein Deal würde neue Absatzmärkte erschließen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 28,00 Euro
Stoppkurs: 18,00 Euro

Tomra

Profis aus Norwegen

Die Norweger sind bei Verbrauchern vor allem wegen ihrer Pfandautomaten bekannt. Der Konzern ist im Bereich Recycling jedoch sehr breit aufgestellt, stellt Anlagen zur Abfallsortierung und Recycling-Ausrüstungen für die Rohstoffbranche und Minen her. Der Umsatz soll 2021 auf gut eine Milliarde Euro steigen, der Vorsteuergewinn um über 20 Prozent zulegen. Auch für 2022 wird ein kräftiges Gewinnplus erwartet. Relativ teuer.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 47,00 Euro
Stoppkurs: 29,00 Euro

Vontobel Clean Technology

Sauberes Investment

Der Fonds investiert vor allem in Unternehmen, die Lösungen für sauberes Wasser, saubere Energie, die Mobilität der Zukunft, Gebäude-Intelligenz, Ressourcen-Effizienz oder die Wiederverwertung anbieten. Das Segment Abfallbewirtschaftung und Recycling macht rund vier Prozent aus. 2020 erzielte das Portfolio einen Wertzuwachs von rund 27 Prozent, auf Sicht von zehn Jahren war eine durchschnittliche Rendite von fast zwölf Prozent per annum möglich.