Mit dem Projekt "Lightspeed" hat das Mainzer Unternehmen Biontech 2020 für Aufsehen gesorgt. Denn innerhalb eines Jahres entwickelte das Biotech-Unternehmen einen sogenannten mRNA-Impfstoff gegen das Coronavirus. Im Januar 2020 zu Beginn des sogenannten "Lightspeed"-Projekts hatte der Aktienkurs des Unternehmens noch bei rund 30 US-Dollar gelegen. Zusammen mit dem US-Pharmariesen Pfizer entwickelte Biontech den Hoffnungsträger zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Nach der schnellsten Impfstoffentwicklung der Geschichte hat die Food and Drug Administration (FDA), die US-Behörde für Lebens- und Arzneitmittel, den mRNA-Impfstoff für die Notfallzulassung in den USA autorisiert. Im Jahr 2021 wurden rund 2,6 Milliarden Dosen verkauft. Investoren haben den Erfolg des Unternehmens honoriert. Im August 2021 erreichte der Aktienkurs bei über 400 Dollar sein Rekordhoch.

Das macht die Biontech-Aktie


Die Biontech-Aktie befand sich in den vergangenen Monaten dennoch stark unter Druck. So verlor das Papier innerhalb eines Monats über 40 Prozent seines Werts. Im Zuge einer Korrektur flohen Investoren massiv aus Titeln, die als Profiteure der Corona-Pandemie galten. Zudem belasteten diverse Nachrichten den Kurs des Anteilsscheins. An der Nasdaq lag der Preis für eine Aktie am Donnerstag bei rund 161 Dollar. Eine wichtige charttechnische Unterstützung liegt erst bei 145 Dollar beim Tief vom Mai 2021.

Gründe für Kurssturz seit November


Ende November nach Entdeckung der neuen Covid-19-Variante Omikron begann eine kurze Rally bei der Biontech-Aktie. Die Investoren setzten erneut auf den Hoffnungsträger des Impfstoffherstellers. Nach ersten Hinweisen aus Südafrika wonach die Symptome der Omikron-Variante milder verlaufen würden, als bei der Vorgängervariante "Delta" kam die Aktie unter Druck.

Biontech prüfte anschließend die Wirksamkeit seines Impfstoffs gegen die neue Virusvariante. In einer Pressekonferenz Anfang Dezember erklärte Biontech, dass die Antikörperanzahl bei einer dritten Impfung vergleichbar seien wie die Anzahl bei einer Zweitimpfung gegen den Wildtyp.

Jüngst gab es hierzu neue Erkenntnisse aus Israel. Einer Studie zufolge schützt eine vierte Impfung nicht ausreichend gegen die Omikron-Variante. Gili Regev vom Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv erklärte am Montag, dass auch bei vierfach Geimpften Ansteckungen zu beobachten seien. Für die neuartige Corona-Variante reiche der Anstieg der Antikörper nicht aus. Da es lediglich ein Zwischenergebnis der Studie sei, wollte Regev keine genaueren Zahlen nennen.

Unsere Einschätzung zur Biontech-Aktie


Im dritten Quartal 2021 setzte der Impfstoffhersteller 6,1 Milliarden Euro um. Im Vorjahr hatte der Umsatz lediglich bei 67,5 Millionen Euro gelegen. Auch der Gewinn im dritten Quartal ist mit 4,7 Milliarden Euro stark angestiegen. Im Vorjahresquartal stand noch ein Verlust von 207 Millionen Euro zu Buche. Für das laufende Jahr erwarten Analysten dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge einen Umsatz in Höhe von 15,9 Milliarden Euro und einen Gewinn von 12,1 Milliarden Euro.

Biontech dürfte den Geldsegen nutzen, um die Entwicklung weiterer Medikamente voranzutreiben. Zum Ende dritten Quartals 2021 gab das Unternehmen an, dass es über 20 Kandidaten für Medikamente in der Pipeline habe. Insbesondere im Bereich Onkologie forscht das Unternehmen an diversen Medikamenten. Ein Durchbruch in diesem Bereich könnte einen weiteren positiven Impuls für die Aktie bedeuten. Es gilt jedoch zu beachten, dass jedes Medikament vor einer Zulassung drei klinische Phasen durchlaufen muss. Die Phase 3-Studien sind dabei wesentlich größer als die zweite Studienphase und umfassen hunderte bis tausende Teilnehmer unterschiedlicher Länder. Sie können mehrere Jahre andauern. Aktuell hat Biontech von 15 Kandidaten im Bereich der Onkologie kein Medikament in einer dritten Phase. Ob der Covid-19-Impfstoff ein einmaliger Erfolg war, bleibt abzuwarten. Langfristig könnte sich die Aktie aber als eine spekulative Beimischung für das Depot eignen.

LB