Das Geduldsspiel beim Bitcoin geht weiter. Seit rund sechs Wochen schwankt der Kurs in einer Bandbreite zwischen 32 000 und 40 000 Dollar. Der Schrecken über die Verbote in China legt sich langsam. Nach der Schließung von Mining-Zentren und dem deutlichen Rückgang der Hashrate springen andere Länder und Regionen in die Lücke. So wird das Bitcoin Mining im Iran ausdrücklich gestattet. Nicht nur durch die Entwicklungen in El Salvador werden für die Zukunft mehr Mining-Zentren in Lateinamerika erwartet. Und auch Miamis Bürgermeister Suarez will die Stadt attraktiv für die Bitcoin-Miner machen. Von daher sind Entwicklungen wie in China längerfristig weniger schädlich als mögliche Zinserhöhungen.

Die amerikanische Notenbank kann sich früher als geplant Zinserhöhungen vorstellen, um mögliche Inflationsgefahren zu bekämpfen. Ein wesentliches Argument für den Bitcoin - Schutz vor Inflation - würde dadurch abgeschwächt. Wie und wann die Notenbanken den Spagat hinbekommen, Zinserhöhungen durchzuführen, ohne das Wirtschaftswachstum abzuwürgen, bleibt aber fraglich.

Bitcoin als Staatswährung


Angela Merkel erklärt den Bundesbürgern, wie man Bitcoin verwendet. Und jeder, der die offizielle App runterlädt, bekommt von der Bundesregierung 100 Euro in Bitcoin geschenkt. Das wird so nicht kommen, dafür ist der Euro allen Unkenrufen zum Trotz zu stark. Aber in Ländern mit sehr schwachen Währungen wird dies immer realistischer, damit sich diese aus der teils fatalen Abhängigkeit vom US-Dollar befreien können.

El Salvador macht es gerade vor. Per Gesetz wurde der Bitcoin neben dem Dollar zum offiziellen Zahlungsmittel im Land gemacht. Nun hat Präsident Bukele im nationalen TV Schritt für Schritt erklärt, wie der Bitcoin zu verwenden ist. Außerdem bekommt jeder Bürger, der die Regierungs-App runterlädt, Bitcoin im Gegenwert von 30 Dollar gutgeschrieben.

Laut Einschätzung von Professor Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance werden sich der Bitcoin und das Lightning-Netzwerk in El Salvador zügig verbreiten. Und sie werden nicht auf El Salvador begrenzt bleiben, denn für grenzüberschreitende Zahlungen braucht es Transaktionspartner. Auch die reiche Elite in Lateinamerika schätzt die Vorzüge des Bitcoin gegenüber den schwachen Landeswährungen. So sieht der mexikanische Multimilliardär Ricardo Salinas Pliego den Bitcoin als das neue Gold.

Die Altcoins blieben auch in der vergangenen Woche überproportional schwach. Dies ist sofort an der zuletzt steigenden Marktdominanz des Bitcoin abzulesen. Während der Bitcoin im Wochenvergleich rund sechs Prozent im Plus lag, wiesen die meisten Altcoins ein Minus aus. Coinpicking ist in der derzeitigen Situation wenig erfolgversprechend, da sich zunächst einmal die Grundstimmung beim Marktführer Bitcoin ändern muss. Kommt es zu einem positiven Trendwechsel, könnte es bei vielen großen Altcoins wieder zu sehr starken Kursgewinnen kommen. Ein Startsignal könnte ein nachhaltiger Durchbruch der Widerstandsmarke bei 40 000 Dollar sein. Dem Bitcoin fehlt dafür bisher ein Impuls.