Gleichzeitig nahmen einige Investoren Kurs auf den "sicheren Hafen" Bundesanleihen und drückten die Rendite der zehnjährigen inflationsindexierten Titel auf ein Zwei-Jahres-Tief von minus 1,792 Prozent. Parallel dazu gewann die "Anti-Inflationswährung" Gold 0,4 Prozent auf 1805 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Mit Spannung warteten Börsianer auf die Ergebnisse der Beratungen der US-Notenbank am Mittwoch. "Die Arbeitsmarktzahlen haben sich verbessert, aber die Fed-Mitglieder werden mehr Daten benötigen, bevor sie sich mit einer Straffung der finanziellen Bedingungen anfreunden", prognostizierte Anlagestratege Francois Rimeu vom Vermögensverwalter La Francaise. "Wir erwarten, dass der Vorsitzende Jerome Powell bekräftigen wird, dass der Preisanstieg überwiegend vorübergehend ist."

PEKING ZIEHT BEI CHINESISCHEN FIRMEN DIE DAUMENSCHRAUBEN AN


Nervös mache Investoren daneben die Verschärfung des Regulierungsdrucks durch die Regierung in Peking, sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades. "Sie fragen sich: Wer wird das nächste Ziel sein?" Die Verunsicherung überschatte die insgesamt bislang besser als erwartet ausgefallene Bilanzsaison.

In diesem Zusammenhang rutschten die Titel von Prosus in Amsterdam um weitere zehn Prozent ab. Damit summiert sich das Minus binnen zwei Handelstagen auf fast 18 Prozent. Nie zuvor ging es so schnell so steil bergab. Der Technologieinvestor hält knapp 30 Prozent am chinesischen Internet-Konzern Tencent. Dieser stellte vorübergehend die Aufnahme neuer Nutzer für seinen populären Messengerdienst WeChat ein und begründete dies mit technischen Anpassungen an die relevanten Gesetze und Regelungen. Zuvor hatten die Behörden Tencent eine Geldstrafe wegen "unfairer Praktiken" aufgebrummt und untersagt, exklusive Rechte-Verträge für seinen Musikstreaming-Dienst Tencent Music (TME) abzuschließen.

RECKITT BENCKISER ENTTÄUSCHT MIT ZAHLEN - DÜRR ÜBERZEUGT


Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Reckitt Benckiser. Sie steuerten in London mit einem Minus von zehn Prozent auf den größten Tagesverlust seit rund zwei Jahrzehnten zu. Umsatz und Gewinn des "Sagrotan"- und "Cilit Bang"-Anbieters enttäuschten. "Plötzlich realisieren die Leute, dass der Run auf die Produkte nicht so stark ist wie im vergangenen Jahr", sagte Analyst David Madden vom Brokerhaus Equiti Capital. Bei Ausbruch der Coronavirus-Pandemie Anfang 2020 hatten Reinigungs- und Desinfektionsmittel Hochkonjunktur.

Die Papiere von Dürr stiegen dagegen um mehr als zehn Prozent und waren mit 39,48 Euro zeitweise so teuer wie zuletzt vor etwa zweieinhalb Jahren. Der Maschinenbauer habe mit seinem Halbjahresergebnis die hohen Erwartungen übertroffen, lobte ein Börsianer. Die angehobenen Geschäftsziele seien sogar noch ermutigender.

Aufwärts ging es auch mit dem Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 74,71 Dollar je Barrel (159 Liter). "Die Delta-Variante scheint für den Ölmarkt den größten Schrecken verloren zu haben", sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Stattdessen setzt man auf den Erfolg der voranschreitenden Impfkampagne und dass die Neuinfektionen, wie in Indien und Großbritannien zu beobachten, auch in anderen Ländern demnächst ihren Hochpunkt überschreiten."

rtr