Analyst Jochen Stanzl vom des Online-Brokers CMC Markets mahnte zur Vorsicht. "Investoren sollten sich auf Luftlöcher vorbereiten, in die der Deutsche Aktienindex morgen früh fallen könnte, wenn der neue US-Präsident nicht liefert. Dann wäre am Aschermittwoch auch an der Börse zunächst einmal alles vorbei." Trumps Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses ist für die Nacht zum Mittwoch (03.00 Uhr MEZ) geplant. Die Wall Street war dank Hoffnungen auf ein amerikanisches Wirtschaftswunder in den vergangenen Wochen von Rekord zu Rekord geeilt und hatte den Dax kurzzeitig und zum ersten Mal seit zwei Jahren über die 12.000er Marke gehievt.

TRUMP WILL MEHR GELD IN INFRASTRUKTUR UND MILITÄR STECKEN



Am Montag hatte Trump angekündigt "groß" in die Infrastruktur investieren und den Verteidigungshaushalt in "historischem" Umfang aufstocken zu wollen. Insidern zufolge soll dieser Etat um 54 Milliarden Dollar steigen. Das ist mehr als der gesamte Militärhaushalt des Bundes. Seine Pläne für eine Steuerreform will Trump allerdings zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen. Die Aussicht auf Steuersenkungen war ein Grund für die Aktienrally der vergangenen Monate. Die angekündigten Ausgabensteigerungen würden durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum und Kürzungen in anderen Bereichen finanziert, ergänzte Trump in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview des TV-Senders "Fox News".

Die Aussicht auf höhere Militärausgaben schob die Rüstungskonzerne an. Lockheed Martin kletterten im vorbörslichen US-Geschäft auf ein Rekordhoch von 269,85 Dollar. Da die USA darüber hinaus darauf bestehen, dass auch die Nato-Partner mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung stecken, legten auch europäische Firmen zu. Rheinmetall, Airbus, Leonardo und BAE Systems gewannen bis zu 2,7 Prozent. Letztere waren mit 634,5 Pence zeitweise so teuer wie noch nie. Meggitt steuerten mit einem Kursplus von zeitweise knapp 15 Prozent auf den größten Tagesgewinn seit zehn Jahren zu. Der Zulieferer für die Luftfahrt-Industrie äußerte sich nach einem Gewinnsprung optimistisch für 2017.

INFINEON FALLEN - "HÜRRIYET" IM VISIER ERDOGANS



Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen Infineon, die sich um 1,8 Prozent verbilligten. "Anleger fürchten, dass nach dem Scheitern der Wolfspeed-Übernahme eine andere Akquisition wegen der gestiegenen Bewertungen teuer wird", sagte ein Händler.

An der Istanbuler Börse sorgte ein knapp 16-prozentiger Kurssturz des "Hürriyet"-Verlages für Aufsehen. Auslöser des Ausverkaufs war die Kritik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an der Berichterstattung der gleichnamigen Zeitung. "Jeder, der uns gegeneinander ausspielen will, wird dafür einen hohen Preis zahlen." Stein des Anstoßes ist ein "Hürriyet"-Artikel vom 25. Februar, dem zufolge die Regierung bei der Aufhebung des Kopftuch-Verbots in der Armee die Meinung der Militär-Angehörigen nicht eingeholt habe.

rtr