Dem viel gescholtenen Verkehrsminister Andreas Scheuer droht ein bitteres Ende seiner Amtszeit: Noch im Herbst soll ein Schiedsgericht entscheiden, ob der Bund die Betreiber der im Juni 2019 vor dem Europäischen Gerichtshof gescheiterten Pkw-Maut entschädigen muss. Das von Kapsch TrafficCom und CTS Eventim gebildete Konsortium "Autoticket" fordert einen Ausgleich von 560 Millionen Euro. Wie viel das österreichisch-deutsche Duo gegebenenfalls erhält, wird noch nicht festgelegt. Zunächst kommt vom Schiedsgericht nur ein grundlegendes Urteil. Gleichwohl wäre ein Ja des Gremiums sehr positiv für beide Unternehmen. Die CTS-Eventim-Aktie hat bereits auf die Überholspur gewechselt. Innerhalb von vier Wochen legte sie um knapp ein Fünftel zu.

Der MDAX-Titel notiert auf Allzeithoch, obwohl das Geschäft des Konzertveranstalters und Ticketvermarkters nach dem Corona-Stillstand nur langsam in die Gänge kommt. Eine Prognose für das Gesamtjahr traut sich das Management nicht zu. "Allerdings sehen wir inzwischen schon wieder großartige Vorverkäufe", erklärt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Als Beispiele nennt er das für 2022 geplante XXL-Konzert von Helene Fischer in München sowie die Europatournee von Ed Sheeran.

Krise als Chance

Im Vorverkauf dürften die Fans auch den einen oder anderen Gutschein einlösen. Zur Sicherung der Liquidität hatte die Politik der Branche in der Pandemie eine Art Erstattungsaufschub für abgesagte Konzerte erlaubt. CTS Eventim bildete in der Bilanz für 2020 eine Rückstellung von knapp 25 Millionen Euro für solche Gutscheine. Dem Unternehmen zufolge lässt sich momentan nicht sagen, wie viel davon noch offen ist. "Angesichts unserer guten Finanzlage stellt es aber keine Herausforderung dar, die Gelder jederzeit auszuzahlen", erklärt der Sprecher.

In der Krise hat CTS Eventim nicht nur das Kapital zusammengehalten, sondern auch in die Zukunft investiert. Unter anderem expandiert Europas Branchenkrösus gerade nach Nordamerika und Asien. Gleichwohl muss die Pandemie weichen, damit der Konzern sein Geschäftsmodell wieder voll ausspielen kann. Nur dann ist der Plan realistisch, im kommenden Jahr bei Umsatz und Gewinn das Vor-Corona-Niveau zu erreichen.

Nachdem die CTS-Aktie das Kursziel von 65 Euro geschafft hat, ziehen wir sowohl die Zielmarke als auch den Stopp nach. Selbst für den seit jeher von einem stattlichen KGV begleiteten Wachstumswert ist die aktuelle Bewertung stattlich. Hinzu kommen die Fragezeichen hinter dem Veranstaltungsjahr 2022. Kurzum: Anleger, die nicht dabei sind, sollten CTS lediglich auf die Watchlist setzen.

Die CTS-Aktie ist nach oben ausgebrochen. Jetzt muss der Konzertveranstalter und Ticketvermarkter zeigen, dass er auch operativ das Vorkrisenniveau erreichen kann. Empfehlung: Beobachten