Europas Aktienanleger haben sich nach den Kursgewinnen der vergangenen Woche am Montag zurückgehalten. Dax und EuroStoxx kamen kaum vom Fleck. Der deutsche Leitindex notierte am frühen Nachmittag mit 12.360 Zählern zwar 0,1 Prozent im Minus, blieb aber in Sichtweite des am Freitag aufgestellten Rekordhochs von 12.390,75 Zählern. Der EuroStoxx50 - er war dem Dax vorige Woche etwas hinterhergehinkt - holte auf und stieg um 0,3 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 3828,76 Zählern. "Die enttäuschenden Exportdaten aus China sind für einige ein guter Grund, mal eine Pause einzulegen", sagte ein Händler. Die Ausfuhren der Volksrepublik waren im März überraschend um 15 Prozent eingebrochen.

Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black machte zudem die anlaufende US-Bilanzsaison für die Zurückhaltung der Anleger verantwortlich. "Obwohl die Erwartungen in den vergangenen Wochen deutlich heruntergeschraubt wurden, nehmen die Befürchtungen wieder zu, dass ein Großteil der Geschäftszahlen die Prognosen verfehlen wird." Für die Wall Street signalisierten die US-Futures eine etwas leichtere Eröffnung.

Unterstützung für die europäischen Aktien kam erneut vom schwachen Euro. Die Gemeinschaftswährung nahm angesichts der ultralockeren Geldpolitik der EZB ihre Talfahrt wieder auf und rutschte bis auf 1,0521 Dollar ab, womit sie nur noch knapp über dem Mitte März ereichten Zwölf-Jahres-Tief von 1,0458 Dollar notierte. Am Freitagabend hatte der Euro in New York noch bei 1,0606 Dollar gelegen.

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MACHTKAMPF BELASTET VW-AKTIEN

Für viel Gesprächsstoff sorgte der Machtkampf bei VW, der auch die Aktien um 1,4 Prozent und damit ans Dax-Ende drückte. Firmen-Patriarch Ferdinand Piech habe sich selbst geschadet, kommentierte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research die Entwicklung vom Wochenende. "Mit dieser starken Opposition hat er offenbar nicht gerechnet." Neben dem Betriebsrat und dem Land Niedersachsen distanzierten sich Mitglieder der eigenen Familie von Piech, der sich in einem "Spiegel"-Interview mit kritischen Aussagen zum VW-Vorstandschef Martin Winterkorn hatte zitieren lassen. Dem "Handelsblatt" zufolge wollen sich Piech und Winterkorn bald treffen.

Auf den Kauflisten standen dagegen die Aktien von ThyssenKrupp mit einem Plus von 2,2 Prozent. Anlässlich der Hannover Messe versprühte der Branchenverband Zuversicht, die er auch mit dem schwachen Euro begründete. Die im MDax gelisteten Salzgitter stiegen um 2,4 Prozent. Infineon legten 1,2 Prozent zu. Die Analysten der Credit Suisse hatten angesichts einer robusten Autokonjunktur ihre Kaufempfehlung bekräftigt. Auch die Titel des französischen Konkurrenten STM zogen in Paris um 1,4 Prozent an.

Im MDax brachen die Papiere von Wincor Nixdorf um bis zu 15,3 Prozent auf 38,66 Euro ein. Der Geldautomaten-Hersteller hatte am Freitagabend seine Ergebnisziele für das Gesamtjahr kassiert. Dies komme zwar nicht völlig überraschend, sagte ein Börsianer. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung - nur zwei Tage nach einer Reuters-Meldung über die Suche nach neuen Geldgebern - sei aber unbefriedigend.

Im TecDax stiegen Morphosys um rund sechs Prozent. Die Biotechnologiefirma profitiert von einer Partnerschaft mit einer Tochter des US-Riesen Johnson&Johnson.

Reuters